Baku, die Hauptstadt von Aserbaidschan

Baku, die Hauptstadt von Aserbaidschan

Baku, die Moderne – Hauptstadt Aserbaidschans

 

Baku ist Hauptstadt, aber Baku ist nicht Aserbaidschan. Baku ist ein moderner Klecks in einer ärmlichen, traditionellen, von Wüste und karger Vegetation geprägten Landschaft. Aber auch das stimmt nur bedingt, denn in den Ausläufern zu Georgien wird das Land grün, schön. Dort wachsen die besten Weinreben.

Baku liegt am Kaspischen Meer mit einer Altstadt, die seit 2000 als UNESCO-Welterbe ausgezeichnet ist. In Baku mischen sich viele Kulturen und Baustile, insbesondere treffen türkisch-islamische Elemente auf starke westeuropäische und russisch-osteuropäische Einflüsse. In den letzten Jahren entstanden im Zuge des aserbaidschanischen Wirtschaftsaufschwungs zahlreiche Wolkenkratzer und hochmoderne Bürogebäude. Das Vorbild ist Dubai. Man strengt sich an.

Aserbaidschan ist das bevölkerungsreichste Land im Südkaukasus: Hier leben rund zehn Millionen Menschen. Ein Viertel der Bevölkerung lebt in Baku.

Politisch denkt man meistens zuerst an das Schlechte: Korruption, Öl, Krieg. Doch lässt sich das Land nicht allein darauf reduzieren und nicht alle Vorurteile sind richtig.

Besonders mit seiner modernen Architektur punktet die Stadt. Nationale und internationale Top-Architekten haben das Stadtbild geprägt. Besonders eindrucksvoll sind neben Hadids Heydar Aliyev Center der SOCAR Tower, das Teppichmuseum, das aussieht wie ein eingerollter Teppich, und die Flame Towers. Letztere symbolisieren das Feuer, das in Aserbaidschan – dem „Land des Feuers“ – eine große Rolle spielt.

Baku wurde auch die „schwarze Stadt“ genannt und damit auf den Ölreichtum angespielt. Die Brüder Robert und Ludwig Nobel – Verwandte des Nobelpreis-Stifters Alfred Nobel – machten ab 1878 mit aserbaidschanischem Erdöl ein Vermögen. Die Region um die Hauptstadt Baku ist reich an Ölvorkommen, auf den Ölfeldern wurde zeitweise fast die Hälfte der weltweiten Ölproduktion gefördert. In Baku bauten die Nobels die Villa Petrolea, in der heute das Nobel-Museum untergebracht ist. Die Umweltverschmutzung durch die Ölförderung erinnert auch heute noch an die „schwarze Stadt“. Das Erdöl ist Fluch und Segen zugleich: Segen, weil es lange Zeit viel Geld für den Staat bedeutete; Fluch, weil es abhängig macht. Als die Ölpreise 2014 in den Keller fielen, geriet die aserbaidschanische Wirtschaft ins Taumeln. Es gab Massenproteste, weil das Geld immer weniger wert war, die Preise für Lebensmittel enorm gestiegen waren. Mit dem Ende des Ölbooms stellt Aserbaidschan nunmehr seine Wirtschaft breiter auf und will in die Bereiche wie Technologie und Innovation investieren.
Auf dem World Press Freedom Index belegt Aserbaidschan nur Platz 167 von 180 Staaten, was einen guten Blick auf die Situation der Gesellschaft zulässt. Das autoritäre Regime nimmt auch auf anderen Wegen Einfluss. Aserbaidschan „kauft“ seit Jahren mit teuren Geschenken und Reisen Politiker im Europarat und im Deutschen Bundestag.

Wichtigster Krisenherd des Landes ist Bergkarabach. Die Region wird von Aserbaidschan und seinem Nachbarland Armenien gleichermaßen beansprucht. Dort existiert die nicht international anerkannte Republik Arzach, in der fast ausschließlich Armenier leben, die jedoch mitten im Staatsgebiet von Aserbaidschan liegt. Nach dem Zerfall der Sowjetunion begann der Konflikt zu eskalieren, Armenien und Aserbaidschan führten einen blutigen Krieg, der 1994 mit einer Kontrolle Armeniens über das Gebiet endete. Seitdem flammt der Konflikt immer wieder auf. 2020 eroberte Aserbaidschan große Teile Bergkarabachs zurück. Der Waffenstillstand wurde seither immer wieder gebrochen und gipfelte im Mai 2021 in den letzten Grenzkonflikt.

Im Mai 1918 wurde die Aserbaidschanische Demokratische Republik ausgerufen. Aserbaidschan war damit der erste mehrheitlich muslimische Staat, der demokratisch war und nicht auf muslimischen Überzeugungen gründete. Als einer der ersten Staaten weltweit führte Aserbaidschan 1918 das Frauenwahlrecht ein – im gleichen Jahr wie Deutschland und als erster mehrheitlich muslimischer Staat überhaupt.

Baku liegt auf der Apscheron-Halbinsel. Archäologische Funde belegen, dass dieses Gebiet bereits seit 8000 Jahren besiedelt war. Im 12. Jahrhundert wurde sie Hauptstadt des Reiches. Der Palastbereich und die Wohnbauten befanden sich innerhalb der Festungsanlage, der heutigen Altstadt. Die Erdöllagerstätten sind zwar seit dem 8. Jahrhundert bekannt, wurden aber kommerziell erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von europäischen Erdölförderunternehmen, ausgebeutet. Zum Ende des 20. Jahrhunderts waren die Ölreserven an Land erschöpft, der Förderung wurde danach ins Kaspische Meer verlagert.

Seit 1918 war Baku die Hauptstadt der „Aserbaidschanischen Demokratischen Republik,“ zwischen 1922 bis 1991 die der Aserbaidschanischen Sowjetrepublik und ist seitdem die Hauptstadt des selbständigen Aserbaidschans.

Jerewan, die Hauptstadt Armeniens

Jerewan, die Hauptstadt Armeniens

Mit einem Fuß in der Zukunft

 

Die armenische Hauptstadt hat seit dem Ende der Sowjetzeit einen großen Sprung nach vorn gemacht. Häufige Besucher behaupten, die Stadt habe sich in den letzten fünf Jahren zur Metropole entwickelt. Sie galt lange Zeit als die traurige, die dunkle, die geheimnisvolle Stadt am Fuß des ewig mit Schnee bedeckten Ararat. Nun befinden sich in der Altstadt viele neue Cafés und Restaurants, die auch voller Menschen sind. Früher sah man vielerorts ein vergilbtes Bild von Charles Aznavour – dem berühmtesten aller Armenier. Er verkörperte den Traum von westlicher Lebensart. Da er aber viele traurige Lieder im Repertoire hatte, brachte er auch wieder die Traurigkeit nach Armenien. Mit einem Fuß zurückgekehrt sind viele Armenier aus dem Libanon oder aus Syrien, die in dem Land ihrer Vorväter Geschäfte machen wollen und der Stadt eine Erfrischungskur verordnet haben. So ganz sicher sind sich viele aber noch nicht. Der Konflikt um Bergkarabach steckt allen in den Gliedern. Die Russen sind präsent und geben sich als Schutzmacht. Ob das für die Zukunft des Landes spricht, ist ungewiss.

Eine gewisse Veränderung kann man auf jeden Fall bei der Kleidung der jungen Leute erkennen. Gab es noch vor wenigen Jahren russische, eher praktische Klamotten, stehen heute farbiges Outfit, sportlich und elegant, im Vordergrund. Bunt heißt sich freuen, sagen die alten Armenier. Gut so. In Gesprächen stößt man aber immer wieder auf die kultivierte armenische Traurigkeit. Die Wirren um die Karabach-Politik sind ja noch nicht vorbei, Türken und Aserbaidschaner gelten als Feinde. Auch die Plattenbauten des Sowjetsozialismus kann man nicht so schnell überwinden, denn die Menschen benötigen diesen Wohnraum. Von Marktwirtschaft kann nur in Grenzen die Rede sein. Das Land wird in weiten Teilen von einer Oligarchie beherrscht, mit Wurzeln in Karabach und KGB-Vergangenheit, die dem Wirtschaftsleben ihre Prägung aufgezwungen haben. Sie haben ausreichend Rubel, um das Leben zu genießen und gleichermaßen zu gestalten. Im Krieg haben sie verdient, ihren Reichtum wollen sie noch nicht aufgeben. Politik und wirtschaftliche Macht sind undurchsichtig miteinander verwoben, Korruption ist ein alltägliches Problem.

Das Leben ordnet sich langsam und auf gewundenen Wegen. Der Glaube an die Zukunft nimmt zu. Doch es gibt auch eine weit verbreitete Sowjetnostalgie, besonders unter den Älteren. So wirkt auch das Stadtbild nach wie vor. Es gibt noch die Ensemblebauten aus der Stalinzeit: massive Häuser aus lokalem rötlichem Tuffstein mit angenehmer Traufhöhe, Säulen, Balkons, verziert mit armenischen Ornamenten. Glücklicherweise ist es kein sowjetischer Einheitsstil geworden. In den Vorstädten kann man die schäbigen Plattenbauten begutachten. Sie werden nicht so schnell verschwinden.

Jerewan ist ziemlich alt. Die Gründung der Stadt geht auf das Jahr 782 vor Christus zurück. Es ist mythisches Land. Babylon hinterließ in der Festung Erebuni seine sichtbaren Einflüsse. Und später wollte man gerne den Erzählungen vertrauen, dass der biblische Garten Eden nicht weit ist und dass am Gipfel des allgegenwärtigen Ararat Noah mit seiner Arche gestrandet ist. Leider liegt der Ararat auf türkischem Staatsgebiet.

Armenien ist das älteste christliche Land der Erde, seine Kirche ist 20 Jahre älter als die des Vatikans. Wichtig ist auch, dass das Land eine eigene Schrift und Sprache hat. Gleichzeitig isoliert dies auch die Bevölkerung. Aber Anfang des 19. Jahrhunderts war Jerewan immer noch ein Marktflecken mit 12 000 Einwohnern. Er entwickelte sich langsam, nachdem die Russen 1827 die Stadt den Persern abgenommen hatten. Der große Wachstumsschub setzte jedoch erst nach dem Ersten Weltkrieg ein. Das Land wurde damals Zufluchtsort für die Überlebenden des osmanischen Völkermords an den Armeniern (1915/16). Sie brachten auch eine lähmende Traurigkeit mit, die heute noch nicht ganz überwunden ist. Heute leben in der Stadt deutlich über eine Million Einwohner.

Mittelpunkt ist der belebte Platz der Republik im Zentrum der Stadt, umgeben von den wichtigsten Regierungsgebäuden, dem Historischen Museum und der staatlichen Gemäldegalerie. In den Abendstunden hüpfen die Wasserfontänen zu lockerer Musik. Viele Schaulustige wollen dabei sein.

Nicht weit entfernt ist die hundert Meter hohe Kaskade mit einer Parkanlage an ihrem Fuß. In dieser Parkanlage stehen viele beeindruckende Skulpturen internationaler Künstler, alle von großer Schönheit, aber in der Unruhe der Anlage mit vielen Menschen auch etwas gewöhnungsbedürftig.

Beeindruckend ist natürlich der Besuch in Tsitsernakaberd, was wörtlich so viel wie Schwalbenfestung bedeutet. Auf dieser Anhöhe steht seit 1968 ein großer Denkmalkomplex für die Opfer des Völkermords: ein 44 Meter hoher Obelisk, zwölf Pylonen rings um eine ewige Flamme und eine 100 Meter lange Mauer mit den Namen der Städte und Dörfer, aus denen die Opfer der Massaker stammten.

Viele Exil-Armenier investieren in der Stadt, um mit neuer Architektur oder Denkmälern das sowjetische Erbe und die orientalische Mentalität zu überwinden. Erfolg ist ihnen zu wünschen.

Tiflis, Hauptstadt von Georgien

Tiflis, die Hauptstadt Georgiens

Tiflis (Tbilissi), die Hauptstadt von Georgien

Ein Slogan verkündet: Tbilissi ist die „Stadt, die Dich liebt“. Das könnte von Alexander Dumas stammen, französischer Schriftsteller, 1858, der völlig überrascht war von der Weiträumigkeit und großzügigen Architektur. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass kaum eine Stadt in der Vergangenheit so viele vollständige Zerstörungen erlitten wie diese. Damit verbunden war aber auch eine immer wieder gewachsene Völkervielfalt. Sie hat dem modernen Tbilissi einen besonderen Reiz gegeben: Die frische Atmosphäre einer modernen Weltstadt mit einem Hauch Orient.

Bereits im 4. Jahrhundert befand sich Tbilissi auf einer römischen Karte, sie lag an der Kreuzung wichtiger Karawanenrouten der Heer- und Seidenstraße, die vom Schwarzen Meer nach Persien, Indien und China führten. Schon in der Antike war diese Route von Trapesunt über Georgien und Aserbaidschan nach China bekannt. Im 5. Jahrhundert wurde der Stützpunkt zur Hauptstadt erklärt und entwickelte sich in den folgenden Jahrhunderten zu einer der blühendsten und reichsten Städte des Mittelalters. In den Jahren zwischen 627 und 1795 wurde Tbilissi in mehr als 40 Überfällen der Perser, Mongolen, Choresmier und Osmanen immer wieder vollständig zerstört und niedergebrannt, so dass heute außer einigen wenigen Kirchenbauten kaum mehr Reste aus diesen Zeiten zu sehen sind. (Übrigens die Heerstraße gibt es heute noch. Auf ihr stauen sich wegen intensiver Grenzkontrollen die Lastwagen von Tibilissi bis zur russischen Grenze.)

Tbilissi war kulturelles Zentrum des gesamten Kaukasus mit engen Verbindungen zu Venedig, Paris und Sankt Petersburg. Bis ins 20. Jahrhundert hinein hatte Tbilissi sich den Ruf erhalten, eine der vornehmsten Städte im persischen und südkaukasischen Raum zu sein. „Tbilissi“ bedeutet „Ort der warmen Quellen“, leitet sich aus dem georgischen Wort „tbili“ (warm) ab. Die heißen Schwefelquellen wurden schon früh genutzt und ermöglichten Bewohnern und Besuchern einen angenehmen Lebensstil. Tbilissi war berühmt für seine luxuriösen Badehäuser.

Dieser Zeit kann man heute noch in der Tbilisser Altstadt folgen. Die zahllosen winkeligen Gassen mit Jugendstilbauten, prächtige Treppenaufgänge, kunstvolle Schmiedearbeiten der Geländer, entzückende Balkone und Balustraden geben einen spannenden Eindruck von unglaublicher Gestaltungsvielfalt. Nach Jahrzehnten der kommunistischen Beherrschung und wirtschaftlicher Krisen, konnten die Bauten der Jahrhundertwende bis auf wenige Ausnahmen nicht restauriert werden und befinden sich glücklicherweise vielfach noch im Originalzustand. Natürlich gibt es in der Stadt auch kommunistische Monumentalbauten. Aber ihre Wucht wird von großzügigen Fensterfronten abgemildert, das Innenministerium und der Präsidentenpalast von Tbilissi lassen eine gewisse Transparenz erahnen. Über den Mtkwari Fluss schwingt sich sogar glitzernd provokant die extravagante „Brücke des Friedens“.

1991 erhielt Georgien seine Unabhängigkeit, wobei in den ersten Jahren der Unabhängigkeit die wirtschaftliche und soziale Lage katastrophal war und teilweise Bürgerkriegszustände herrschten. Die Bewohner sprechen heute noch von den dunklen Jahren. Schuld daran war unter anderem Präsident Eduard Schewardnadse. Die Korruption zerstörte fast den Staat. Erst als ihn Micheil Saakaschwili ablöste (Rosenrevolution) änderte sich die Lage. Die Versorgung mit Strom, Wasser und Gas funktioniert inzwischen fast lückenlos, die Korruption wurde durch eine radikale Polizeireform unterbunden, dadurch auch kriminelle Aktivitäten stark zurückgedrängt, besonders der Einfluss organisierter Verbrecherbanden minimiert. Tiflis ist heute eine der sichersten Städte der Welt. Interessant am Rande war der Beschluss, Bauten des Innenministeriums und die Polizeistationen im Lande mit Glasfassaden zu erstellen, um so die neue Transparenz zu symbolisieren. So kam das Land jedenfalls zu einigen schönen Bauwerken.

Georgien fühlt sich von seinem großen Nachbarn Russland bedroht und wünscht sich eine Aufnahme in die EU.

In Tbilissi gibt es einiges zu entdecken. Am bekanntesten ist die Ruine der Festung Nariqala, die auf dem Gipfel des Sololaki-Gebirges über der Stadt thront. Weitere beliebte Ziele ist die Zminda-Sameba-Kathedrale, die Sioni-Kathedrale, die Schwefelbäder im Bäderviertel Abanotubani und natürlich die Altstadt von Tbilissi. Sie ist geprägt von vielen Häusern mit großzügigen Balkonen und gepflasterten Straßen. Kleine Handwerker haben ihre Werkstätten im Erdgeschoss und zeigen ihre Kunst.

Großzügig gestaltet sind die vielen Parkanlagen, in denen sich die Bewohner treffen, spazieren gehen, spielen oder Sport treiben.

Tbilissi hat sich den Charme der Vergangenheit bewahrt und wartet, wie sich die Zukunft entwickelt. Wichtig ist vor allen Dingen Frieden mit dem russischen Nachbar.

Formen- und Farbenlust auf der Expo

Formen- und Farbenlust auf der Expo

Eine EXPO ist zunächst nichts anderes als eine Ausstellung. Auf ihr präsentieren sich die Nationen der Welt und stellen dar, wie schön sie sind. Selbstbeweihräucherung könnte man dies nennen. Viele Sichten sind nicht einmal die Realität, eher Wunschdenken. Als solches vielleicht gut. Eine glückliche, harmonische, farbenprächtige Welt. Dubai soll eine Blaupause für zukünftige Smart Cities sein. Es stimmt, dass die Weltausstellungen immer etwas die Entwicklung der industriell-technologischen Zivilisation dargestellt haben, den Fortschritt in Bauten gegossen haben. Der Eifelturm lässt grüßen. Auf der Expo in Dubai soll die Zukunft des urbanen Lebens neu gestaltet werden. Die Macher behaupten, dass sie digitalisierteste, nachhaltigste und sicherste Expo aller Zeiten sei.

Es ist richtig, dass all die Menschen, die den Weg nach Dubai auf sich nehmen, sich an den Schönheiten der Landschaften und Städten der Welt erfreuen können. Sie werden in den vielen Hallen präsentiert. Natürlich werden auch Geschäfte abgeschlossen, wissenschaftliche Erkenntnisse diskutiert. Für einen Fotografen bietet die Ausstellung ein Spektakel von Farben und Formen. Das ist gut so. Dazu lade ich Sie ein.

Symphonie mit vielen Hochhäusern

Symphonie mit vielen Hochhäusern

Die Skyline der Wüstenmetropole Dubai ist ohnehin beeindruckend. Nun wurde nach fünf Jahren Bauzeit der größte Bilderrahmen der Welt fertiggestellt. Selbst ein Wolkenkratzer, ermöglicht er es, die Skyline durch einen goldenen Rahmen zu betrachten Seit dem 1. Januar 2018 hat Dubai einen weiteren Wolkenkratzer im Repertoire, der nicht unbedingt aufgrund seiner Höhe beeindruckt, sondern aufgrund seiner ausgefallenen Form. Wie der Name „Dubai Frame“ vermuten lässt, hat das Gebäude die Form eines gigantischen Bilderrahmens. Zwei rund 150 Meter hohe Türme sind oben und unten mit Brücken verbunden und bieten in der Mitte freie Sicht auf die Skyline von Dubai. Die Fassade funkelt golden. Besucher können mit Panoramaaufzügen zu der Brücke in 150 Metern Höhe fahren und dort über einen gläsernen Boden wandeln. Wem das zu hoch ist, der kann im unteren Teil die Verwandlung Dubais von einem kleinen Fischerdorf zu einer pulsierenden Metropole nachvollziehen. Das Museum von „Dubai Frame“ soll so nicht nur den Blick auf das neue und auf das alte Dubai ermöglichen, sondern diese beiden Gesichter der Stadt auch verbinden. Soweit der Anspruch. Als Besucher fragt man sich auch nach dem Sinn. Das beginnt zunächst mit der Frage, wären die Menschen nicht auch glücklich geblieben, wenn der Ort ein Fischerdorf geblieben wäre. Die Antwort ist wohl, dass sich manche Entwicklungen in der Welt nicht verhindern lassen. Nur wenn man auf die Pauke haut wird man auch gehört. Nur was ist entstanden? Die Altstadt hat man rekonstruiert, daraus ist ein Museum geworden. Die Hochhäuser wachsen am Ufer entlang. Warum sollen immer mehr Menschen nach Dubai ziehen, warum sollen sich immer mehr Menschen ansiedeln? Für Fotografen sin d die Bauten faszinierend. Beton strebt in die Höhe. Auf den Straßen findet man zwar kaum Menschen. Es ist zu heiß. Die Menschen bleiben in den Hochhäusern. Was machen sie da? Letztendlich ist die Stadt und bleibt die Stadt ein Rätsel? Welchen Sinn macht diese Stadt in der Wüste? Gibt es eine Vision? Es könnte sein: eine himmelwärts strebende Stadt, den Ausgleich von Boden und Himmel schaffen.

Viel Spaß auf meinen Impressionen in den Hochhaus-Sichten.

 

Weimar: Kultur in der Provinz

Befindlichkeiten zu Weimar

 

Weimar ist sicherlich die bekannteste Stadt im Freistaat Thüringen. Hier leben mehr als 60.000 Menschen auf einer Fläche von über 80 km². Trotzdem ist Weimar Provinz. Die Welt pulsiert an anderen Orten. In der Vergangenheit war das anders. Einstmals pulsierte das Leben gerade in Weimar. Der Ort war ein hot spot der Kultur. Eng verbunden mit Weimar sind die Namen der Dichter Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Noch heute sind die beiden Wohnhäuser von Goethe und Schiller beliebte Ziele für nostalgische Touristen. Das ehemalige Wohnhaus von Goethe am Frauenplan lässt ein Blick in die Wohn- und Arbeitsräume des bekanntesten deutschen Dichters zu. Die Räume sind weitestgehend im Originalzustand erhalten. Die Vergangenheit ist konserviert. Unweit des Goethehauses befindet sich das Schillerhaus. Auch hier kann man Wohn- und Arbeitsräume betreten. In einem Anbau befindet sich das Schillermuseum.

Die meisten Menschen, die nach Weimar kommen zücken den Fotoapparat. Warm auch nicht? Vor dem Nationaltheater steht das Goethe-und-Schiller-Denkmal, das 1857 enthüllt wurde. In der Stadtmitte befindet sich das Residenzschloss, das zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Oder man begibt sich einige Kilometer vor die Tore Weimars und besucht das Lustschloss “Belvedere” mit einer wunderschönen Parkanlage.

Es gibt auch ein „moderneres“ Weimar. Unter anderem wurde im Jahr 1919 das Bauhaus in Weimar gegründet, das stilbildend für modernes Wohnen und für modernes Design werden sollte. Wieder belebten Künstler die Szene in Weimar: der Bauhaus-Gründer Walter Gropius, der Maler Lyonel Feininger oder der Architekten und Designer Marcel Breuer. Von besonderem Interesse für Architektur-Fans ist das Musterhaus am Horn, das Walter Gropius 1923 in Weimar errichtet hatte und das heute im rekonstruierten Zustand besichtigt werden kann.

Die höchste Erhebung im Stadtgebiet von Weimar ist der Ettersberg. Am Ettersberg liegt das von den Nazis errichtete Konzentrationslager Buchenwald. An die damaligen Gräueltaten der Nazis und das Leid der Häftlinge erinnern heute eine Gedenkstätte auf dem Gelände des Lagers und der weithin sichtbare Glockenturm. Nur rund zwei Jahrzehnte zuvor, 1919, wurde in Weimar die Weimarer Republik gegründet, da in der Stadt die Nationalversammlung tagte. Die Weimarer Republik war damit der erste demokratische Staat auf deutschem Boden.

Nichts von alledem will ich in meinem Bericht dokumentieren. Ich will nur fotografisch durch Weimar streifen. Farben und Eindrücke einfangen.

 

Die Fassaden von Weimar

Die Fassaden von Weimar

(2021) Die Fassaden von Weimar

Weimar ist keine Metropole, aber eine Kultur- und Residenzstadt in der Mitte Europas. Von hier aus traten Ideen und Kunstwerke ihren Weg in die Welt an. Die Stadt ist verknüpft mit vielen wichtigen und berühmten Namen:  Goethe und Schiller. Bach, Liszt und Gropius.
Weimar ist trotz Über-Kultur eine beschauliche Kleinstadt an der Ilm geblieben. Doch immer mit einem gewissen Weltcharme. Goethe und Schiller wandelten durch die verwinkelten Gassen, schlenderten über die einladenden Plätze und durch die weiten Parks. Cranach und Bach, Wieland und Herder, Liszt und Strauss, später auch Nietzsche und Feininger folgten ihren Spuren. Und mehr noch. Berühmte und nicht so Bekannte. Auch ich.

Viele Besucher kamen nur für einen kurzen Aufenthalt nach Weimar – blieben aber für Jahre und Jahrzehnte. So wurde die kleine Provinzstadt zu einem Mittelpunkt deutscher Kulturgeschichte. Doch Weimar ist mehr. Ist auch eine politische Dimension: Im Deutschen Nationaltheater wurde 1919 die Nationalversammlung einberufen und die Weimarer Republik gegründet. Dieser historische Begriff hat noch heute einen guten Klang.

Aber es gibt auch andere Erinnerungen. Auf dem Ettersberg, im Konzentrationslager Buchenwald fanden Tausende den Tod. Selbst nach der Befreiung Weimars wurde das Lager von der sowjetischen Besatzungsmacht bis 1950 weiter genutzt.
So sind in Weimar die Geister vieler Epochen deutscher Geschichte lebendig und natürlich das Heute: Wer durch die Klassikerstadt wandelt, folgt den Spuren der Zeitzeugen und lernt zugleich die heutige Stadt als moderne, zukunftsorientierte Kommune kennen, ihren Umgang mit dem Kulturgut, mit der Tradition des Bauhauses.
Es gibt viele große Kunstwerke, aber warum nicht durch die Vororte schlendern und die vielen alten Villenbauten bewundern. In ihnen lebten „normale“ Menschen, die aber auch Sinn für Kultur und Architektur hatten. So ist es bis heute geblieben. In Weimar kann man gut leben und ebenso gut Gast sein.

Städte-Bilder

Städte-Bilder

Obwohl ich selbst auf dem Land lebe, liebe ich Städte – große und kleine, hohe und weite, nahe und ferne. Jede Stadt hat einen Charakter, einen eigenen Charakter, wie die Menschen. Natürlich haben einzelne Straßenzüge, einzelne Plätze, einzelne Stadtteile ihren jeweiligen Charakter. Aber alles zusammengeworfen erwächst daraus auch die Herrlichkeit der Großstadt.

Die Stadt wird ebenso markierte durch ihre Geräusche, Gerüche, Reden und Gesänge, durch ihre Farben und Formen. Die Farben und Formen kann man auf Bildern bannen. Das habe ich mir vorgenommen.

Ich bilde die Stadt ab in der Gesamtansicht, im Panoramabild, in der Detailaufnahme, im Pflasterabdruck, in Werbeplakaten, in Graffiti-Schmierereien, aber auch in Personenbildern, Blumenbildern, Hundebildern. Diese Bilder verfremde ich, verstärke sie, übertünche sie, zerknülle sie, verwische sie, verwackle sie. Die Summe der Bilder ist die Stadt. Die Summer der Verfremdungen ist mein Eindruck der Stadt.

Dann kommt noch die Reihenfolge dazu. Nicht jedes Bild passt in die gewünschte Reihenfolge. Manches Bild muss den Anfang oder das Ende bilden. Andere Bilder spielen sich als Höhepunkt in der Mitte auf. Und sie müssen genau dort ihren Platz finden, Position zeigen. Schließlich werden die Bilder noch durch Übergänge in einen Film verändert. In welcher Art und Weise folgen Bild auf Bild? Mit einem harten Schnitt, einem weichen Übergang, einen brutalen Sprung auf das alte Bild, in einem akrobatischen Überzieher, in einem optischen Knall? Jeder einzelne Übergang kann eine Bedeutung haben, wenn man ihn ernst nimmt. Und ich nehme ihn ernst, überprüfe viele Übergänge, lege viel Zoomspuren an. Ich verwische und dehne aus. Manches Bild verweilt länger als das andere.

Ich versuche darzustellen, wie meine Seele die Stadt erlebt hat, wie sie mich fasziniert, erfreut, enttäuscht oder begeistert hat. Natürlich ist der Erlebniseindruck subjektiv, die Darstellung ist eine Ausdehnung des individuellen Empfindens.

Die Betrachter, Forscher, Zuschauer, Wanderer, also die Menschen, die meinen Städtebildern folgen haben ihre eigenen Erlebnisse, eigenen Empfindungen. Sie können sich mit den meinigen vergleichen, messen. Sie können mir recht geben oder sie können ganz andere Erfahrungen mit einer Stadt gemacht haben. Auf jeden Fall werden sie die Stadt ein bisschen neu erleben. Jetzt, gerade jetzt, wenn sie auf dieser WEB-Seite in meiner Städte-Seele blättern. Auf alle Fälle wünsche ich viel Genuss.

Nürnberg im Corona Sommer

Nürnberg – im Corona-Sommer

Eigentlich müssten diese Nürnberg-Bilder trist aussehen. Aber man hat das bunte Treiben, die Fahrgestelle und die Fressbuden in die Innenstadt gebracht, ins Zentrum. Ob dies Corona-förderlich oder Corona-hemmend war, ist schwer zu sagen. Fotografisch gab es jedenfalls ganz neue Eindrücke. Nürnberg, die Vergnügungsstadt.

Tschernobyl und Prypiat

Tschernobyl und Prypiat

Tschernobyl – Katastrophentourismus? Ein bisschen, aber auch das Verlangen zu sehen, was geschehen ist, Zeuge zu sein. Einen Geigerzähler nimmt man mit, aber es sei ungefährlich, solange man sich an ein paar Regeln hält: Auf den vorgeschriebenen Wegen bleiben, nicht ins Innere von Häusern gehen, nichts anfassen, nichts ablecken. Über Trampelpfade kommt man in ein Dorf – oder besser gesagt in das, was davon übrig ist. Die Natur hat sich ihren Platz zurückgeholt. 33 Jahre sind seit dem atomaren Super Gau vergangen. Dort, wo früher Wege waren, ist heute Wald. Die meisten Häuser sind eingestürzt. Ein paar solider gebaute, wie das große Gemeindehaus, haben Wind und Wetter getrotzt. Die Räume sind weitgehend leer, Plünderer haben auf der Suche nach Wertsachen sogar die Dielen. Verlassene Wohnungen sind natürlich Bildobjekte, aber bedrücken auch die Seele. Ein Schlafzimmer oder ein Kinderheim, so klar wird das nicht. Einfache Betten stehen dicht nebeneinander. Die Matratzen sind durchgelegen, eine Kuhle ist dort, wo früher mal Menschen gelegen haben. Eine Puppe sitzt noch im Bett. In der Mitte steht ein kleiner Holzofen, darauf ein altes Bügeleisen. Man kann davon ausgehen, dass das inszeniert ist, aber es könnte auch echt sein. Mit dem Bus geht es von einem verfallenen Ort zum nächsten. Ein. Autowrack am Wegesrand, eine verfallene Sporthalle, in der noch Turngeräte stehen.

Besonders beeindruckend ist Prypjat. Die Stadt liegt keine zwei Kilometer vom Unglücksreaktor entfernt. 50.000 Menschen haben hier gelebt, davon über 15.000 Kinder. Zu Sowjetzeiten war Prypjat eine Vorzeigestadt. Viele junge Familien hat es wegen der Arbeit hierhergezogen. Größter Arbeitgeber: Das Kernkraftwerk. 4.000 Menschen starben direkt durch die Strahlung, noch weit mehr an den Spätschäden. Wo früher die Menschen über den Marktplatz schlenderten, stehen heute Bäume. Man kann durch die Häuser gehen. Natürlich Plattenbauten. Von oben sieht man, wie die Natur die Stadt erobert hat. Es war am 26. April 1986, 1:23 Uhr Ortszeit als im sowjetischen Kernkraftwerk Tschernobyl ein Reaktor explodierte. Der größte anzunehmende, unkontrollierbare Unfall ereignet sich – der GAU. Radioaktive Wolken ziehen über Europa hinweg. Bis heute wirkt die Katastrophe nach. Ein „beliebtes“ Motiv: Ein Riesenrad, das für die 1. Mai-Feierlichkeiten aufgebaut wurde. Fünf Tage vor dem Fest explodierte der Reaktor. Man verspürt Trauer, denn die Menschen hier hätten sich sicherlich gefreut.

Wenn man in dem Gebiet unterwegs ist, ist man immer noch der Strahlung ausgesetzt. Die Geigerzähler fangen an einzelnen Stellen der Stadt heftig an zu piepen. Teilweise zeigt die Skala das Hundertfache der normalen Strahlung. Ein Tag in Tschernobyl ist angeblich so belastend wie einmal Röntgen beim Zahnarzt. Aber beurteilen kann das niemand. Manchmal hat man ein mulmiges Gefühl.

Dann kommt man noch zur Radaranlage. Sie sollte vor Raketen warnen. Aber sie verbrauchte so viel Strom, dass das Kraftwerk in Tschernobyl gebaut werden musste. Sie war der eigentliche Grund. Dabei war sie nicht richtig einsatzfähig. Sie hat nie funktioniert. Das hat man den Feinden im Westen aber nie erzählt.

Der Besuch ist durchaus ergreifend. Man erinnert sich der Menschen, die hier lebten und arbeiteten. Nicht die Gebäude beeindrucken, sondern das Schicksal der Menschen. Alles war unnötig. Anmaßung, Dilettantismus, Unfähigkeit, Sorglosigkeit. Hier kamen alle menschlichen Fehler zusammen. Es war ein menschlicher Gau.