Kiva, Oase an der Seidenstraße

Kiva, Oase an der Seidenstraße

Usbekistan ist Wüste und verfügt über einige Oasenstädte. Chiva oder Xiva ist sicherlich die faszinierendste Oasenstadt. Sie ist seit alters her ein wichtiger Ort an der alten Seidenstraße. Im 6. Jahrhundert n. Chr. wurde sie gegründet und profitierte von der strategisch günstigen Lage zwischen China und Europa. Sie war wichtige Handelsstadt, wurde aber auch immer wieder angegriffen und erobert. Zwangsweise wurde dabei viel zerstört. Zuletzt im Jahre 1740, als die Stadt von persischen Heeren erobert und Bestandteil des Perserreiches wurde. Im Jahre 1873 bemächtigten sich russische Truppen der Stadt. Somit wurde die Stadt und das Land Teile der Sowjetunion. Seit 1991 gehört sie zum souveränen Staat Usbekistan. 1997 feierte Usbekistan das 2500-jährige Bestehen der Stadt Chiva.

Eine fast märchenhafte Atmosphäre umgibt Chiva, zumindest der Touristenteil der Altstadt. Die Stadt wirkt fast wie ein Freilichtmuseum. Aber sie hat noch mehr Ruhm aufzuweisen. Sie ist UNESCO-Weltkulturerbe. Sehenswert sind die zahlreichen Baudenkmäler aus der glanzvollen Vergangenheit der Stadt, besonders der Palast Tasch Hauli, die Festung Konya Ark und die Gedenkstätte Pahlawan Mahmud. Das Minarett Kalta Minor aus dem Jahr 1852 ist mit 70 Meter das höchste Minarett in der islamischen Welt.

Chiva ist ein authentisch wirkender, fast märchenhafter Ort. Die Monumente in Buchara und Samarkand sind älter und vielleicht auch als Einzelobjekt beeindruckender, aber Chiva erfreut mit seinem Charme, der aus der Gesamtheit, der Geschlossenheit resultiert. Chivas Altstadt ist Atmosphäre pur. Nur die Touristen stören. Hinter der Touristenaltstadt gibt es auch noch die Wohnviertel der Einheimischen. Das sind einfache Lehmhäuser, aber sauber und durchaus adrett anzusehen. Chiva ist ein großes Erlebnis, wann immer man diese Stadt besucht.

Kiew – Eindrücke

Kiew – Eindrücke

Kiew, Hauptstadt der Ukraine, eine offene Stadt und eine ruhige Stadt. Sie wird oder wurde auch bezeichnet als „Mutter aller russischen Städte“. Das will die Stadt heute nicht mehr sein. Außerdem ist sie Zentrum der orthodoxen Christenheit und trägt daher einen weiteren Beinamen: „Jerusalem des Ostens“.

Sie liegt zu beiden Seiten des breiten Dnepr, der zum Schwarzen Meer fließt.

Blütezeit war das 9. bis 11. Jahrhundert. Da wurden die Heiden orthodox. Ein Jaroslaw der Weise ließ Kirchen und Klöster bauen und förderte die Kultur.

Im 12. Jahrhundert lebten etwa 50.000 Einwohner in Kiew und die Stadt war eine der größten in Europa.

Dann ging es abwärts. Eine mongolische Invasion 1240 zerstörte jegliche Entwicklung. Erst als die Stadt 1654 russisch wurde gab es neue, orthodoxe Impulse. Die Stadt erhielt damals ihr heutiges Aussehen. Die Sophienkathedrale, die Andreaskirche und das St. Michaelskloster und viele andere Gebäude wurden im ukrainischen Barock gestaltet. Als erste Stadt des Russischen Reiches erhielt Kiew 1892 eine elektrische Straßenbahn. Nach dem Moskauer Vorbild entstand später die Kiewer Metro.

Seit 1991 ist Kiew Hauptstadt der unabhängigen Ukraine und öffnet sich dem Westen. Mit Russland möchte man nichts zu tun haben.

In der Altstadt wirkt sie feudal. Prächtige Bauten aus dem 19. Jahrhundert prägen sie. Großbürgertum, könnte man vermuten. Man kann sich ergötzen an den breiten Boulevards. Am Sonntagabend wird tatsächlich die Hauptstraße gesperrt, damit die Menschen spazieren gehen können. Aber mehr passiert auch nicht. Die Bürger leben in den Vorstädten. Die sind geprägt vom sowjetischen Ideal, von Plattenbauten. Teilweise ziemlich heruntergekommen. Die Metro verbindet beide Welten und viele Menschen fahren hin und her.

Kiew ist eine Stadt mit viel Hoffnung. Die Vergangenheit bewahren, alles Sowjetische vergessen und in die Zukunft blicken.

Ummerstadt, die kleinste Stadt Thüringens – Entlang der innerdeutschen Grenze

Ummerstadt, die kleinste Stadt Thüringens – Entlang der innerdeutschen Grenze

837 aktenkundig geworden, damals unter dem Namen “Underangewe”. Stadt seit 1394. Klein: angeblich Thüringens kleinste Stadt, und die zweitkleinste in Deutschland. Schön: Thüringens Rothenburg genannt.
Vergleiche hinkte, Ummerstadt hat eine eigene Stadtpersönlichkeit. Fachwerk-Fassaden machen seinen Reiz aus, der ganze Ort besteht aus Fachwerkbauten. “Töpferstadt” nennt man sich selbst. Dieses Handwerk war hier einst sehr verbreitet. Heute gibt es keine mehr.
Wahrzeichen ist die Stadtkirche, die Bartholomäuskirche. Sie wirkt irgendwie disproportioniert. Sie soll im gotischen Spitzbogenstil erbaut worden sein. Doch davon ist nichts mehr zu erkennen. Das Langhaus hat man jedenfalls aufs gründlichste barockisiert. Die Kirche ist verschlossen.
Ansonsten ist die Stadt einzigartig, ein Fachwerkhaus neben dem anderen. Mit großen Hofeinfahrten – alle sorgfältig geschlossen. Dahinter vermutlich Lagerräume. Das Rathaus ist das größte und repräsentativste Fachwerkgebäude in Ummerstadt. Das 450 Jahre alte Gebäude hat eine wunderbare Fachwerk-Fassade – und dominiert den Marktplatz. Anscheinend braucht die Stadtverwaltung nicht so viel Raum, denn man hat noch ausreichend Platz für eine Gaststätte.
Ummerstadt wirkt wie ein Frei-Stadt-Museum. Es gibt kaum Läden. Keinen Metzger, keinen Bäcker. Und man sieht auch fast keine Menschen. Das gelbe Post-Auto.
Nachkriegsgeschichte. Noch 1945 fliegen die Amerikaner einen Angriff auf den Ort. Sie besetzen ihn und räumen ihn für die Russen. Ummerstadt liegt in Grenznähe. Daraus hat der Staat die Verpflichtung abgeleitet, dass hier nur zuverlässige Bürger leben dürfen. Die Unzuverlässigen werden als „politisch unzuverlässige Bürger“ ausgesiedelt. Andere sind in den Westen geflohen. Diese errichten 1963 am Eichenbühl das „Ummerstädter Kreuz“ zum ewigen Gedenken. Es ist den Ummerstädtern sehr wichtig.

Dieser Beitrag ist die Verbindung zwischen Stadt und Grenze. Ich möchte Sie einladen, meine neue WEB-Seite http://grenze.schwanfelder.info zu abonnieren.
Und ich empfehle natürlich mein Buch: Grenzgänge – 89 Erinnerungsorte an der ehemaligen innerdeutschen Grenze“.

Istanbul

Istanbul

Ich war in Istanbul. Habe mir die gesamte Stadt angesehen. Fast jedenfalls. Sie ist faszinierend. Ich fand, sie ist konservativer geworden. Schwärzer. Jedenfalls in der Kleidung. Aber die Stadt hat immer noch viel Lebensenergie. In dem ersten Bilder-Film zeige ich den Stadtteil Karaköy. Er hat mir am besten gefallen. Hier habe ich auch gewohnt. Ein kleines Hotel mit schönem Ausblick. So kann man einen guten Eindruck von der Stadt bekommen.

Auf der anderen Seite interessiert mich auch mein Gefühl. Wie fühle ich die Stadt? Das ist nicht so einfach zu beschreiben. Ich versuche es mit meinen Bildern: Ich wähle aus und verwerfe wieder. Ich beschädige die Bilder. Schneide heraus, überklebe, korrigiere, verwerfe, schöpfe neu. Erzeuge eine Stimmung. Nach einiger Zeit kann ich mich damit identifizieren. Dann vermische ich neu, gebe Farbe hinzu, nehme Farbe weg.
Manches entstand zufällig, manches bewußt. Fehler wurden bewußt aufgenommen, korre4kte Bilder bewußt gestrichen.
So ergab sich nun mein gefühlter Bild-Film von Istanbul und das Meer.

Fürth „gespiegelt“

Fürth „gespiegelt“

Fürth feiert die Ernennung zur Stadt „erster Klasse“.

Die Fürther meinen, dass sie 1818 in die Moderne eingetreten sind. Das Königreich Bayern erhob damals Fürth zur Stadt „erster Klasse“. Schön, dass sich ab und zu die Bayern auch um die Franken kümmern.
Aber es ist sicherlich richtig, dass sich in diesem Jahr für die Stadt und ihre Bürger viel veränderte. Sie konnten nun ihre Geschicke in die eigenen Hände nehmen. Sie konnten Vollmacht anwenden, um sich zu entwickeln. So wandelte sich der Marktflecken zur Stadt mit durchaus tiefgreifenden Veränderungen – gesellschaftlich und wirtschaftlich.
Fürth selbst ist zwar über 1000 Jahre alt, aber die letzten 200 Jahre bestimmten und entwickelten die Stadt zu der Metropole, wie wir sie heute kennen. Wenn ich Fürth aus meiner Warte betrachte, so nehme ich wahr, dass sich besonders in den letzten 20 Jahren viel verändert hat. Fürth ist attraktiv geworden. Früher eher ein karges Pflänzchen im Schatten von Nürnberg, hat die Stadt Selbstbewusstsein erhalten. Ein Spaziergang durch die Stadt ist heute ein Vergnügen.
Einen Spaziergang kann man sehr unterschiedlich gestalten. Man kann die Menschen begutachten. Man kann Gebäude bewundern. Man kann aber auch in die Schaufenster sehen. Das machen viele. Aber was sieht man in den Schaufenstern? Schuhe, Anzüge, Werkzeug, Möbel, was eben ausgestellt ist. Manchmal sieht man in den Schaufenstern auch die Stadt. Ich habe den Versuch gemacht und so ein „Spiegelbild“ von Fürth geschaffen.
Genießen Sie den kleinen Film, bestehend aus Schaufester-Spiegel-Bildern. So ist Fürth.

Nürnberg (fast) zufällig

Nürnberg (fast) zufällig

Nürnberg bewirbt sich als Kulturhauptstadt – bis 2025. Das klappt sicherlich.
In der Zwischenzeit kann man sich in aller Neugierde mit der Stadt befassen, intensiver als sonst, auf jeden Fall anders als sonst.
Ich habe mir mehrere Aufgaben gestellt. Ich fahre an einem (fast) zufällig ausgewählten Tag nach Nürnberg. Ich mache zwei Stunden lang Bilder von Nürnberg, aus dem Auto heraus. Nicht aussteigen, kein Motiv suchen. Das Motiv soll (fast) zufällig sein. Zuhause bearbeite ich die Bilder (fast) zufällig. Sie verändern sich damit, geben dem Stadtbild eine ganz andere Prägung. Anschließend mische ich Originale und Bearbeitungen (fast) zufällig. Ich packe sie zusammen in eine Bildershow, die Effekte und Übergänge sind (fast) zufällig. Heraus kommt nunmehr ein (fast) zufälliges Bild der Stadt: Das ist Nürnberg.
(Fast) zufällig verwendete ich ein Musikstück, gespielt von meinem Cousin Chris Wuehrmann.

Food and more in Taiwan

Food and more in Taiwan

Um es gleich zu sagen, Taiwan ist kein Paradies. Die Insel mag ja mal schön gewesen sein, aber heute leben schlicht zu viele Menschen auf der Insel. Die Ostseite ist steil und felsig. Hier kann man nicht gut lene, kann man keine Städte errichten. Aber auf der flachen Westseite. So hat man eben nicht nur Städte errichtet, sondern einen Besiedlungsraum, der vom Norden in den Süden reicht und nur, ausschließlich aus Häusern besteht. Die meisten haben zwei, manchmal drei Stockwerke. Man sieht nicht wie sie aussehen, weil sie mit Werbeplakaten voll gehängt sind. Es gibt kaum ein Haus, dessen Fassade sind erkennen lässt. Für irgendetwas wird geworben, regelrecht geschrienen, hinausgeplärrt. Die Plakate sind fetzig. Die Schriften sind groß-spurig. Fast jedes Haus hat im Erdgeschoss einen Laden oder eine Werkstatt oder eine Lagerhalle. So leben eben die Chinesen. Dafür gibt es keine großen Einkaufszentren, keine Supermärkte, keine Cash-and-carry-Märkte. Die Straßen durch die Besiedlungsräume sind eng. Autoschlangen und Moped-Horden müssen sich den Platz teilen. Daher geht es langsam voran. Man kann anscheinend monatelang auf diesen Straßen verbringen. Deshalb hat man die Schnellstraßen erfunden und die Motorway, die Schnellstraßen und die Highways. Sie verlaufen allesamt auf Betonständern über den Besiedlungsraum hinweg. So kann man schnell und zügig fahren, muss sich nicht um Mopeds und Häuser scheren, muss nur versuchen die Abzweigung oder Kreuzung nicht zu übersehen. So kann man zügig die Insel durchrauschen.
Wir wissen woran die Taiwanesen mit Herzblut hängen. Aber es scheint, dass dies etwas mit essen zu tun hat. Denn überall gibt es Märkte, am beliebtesten sind die Nachtmärkte, auf denen alles ausgebreitet hat, was das Land an Kulinarischem zu bieten hat. Von Hummer bis Schweineschnauze. Von Apfel bis Sonnenblumenkerne. Von Tamarinden bis Peperoni-Büschel. Auf diesen Märkten kann man alles erstehen, nach was der Gaumen gelüstet. Die Märkte sind belebt, die Menschen schieben sich hindurch. Aber es ist nicht unangenehm. Dier Taiwanesen sind höflich, achten auf ihre Mitmenschen. Es gibt keinen Stress und keine Streitereien.
Wenn man das Land mal etwas anders sieht, keinen Touristenblick aufsetzt, sondern einen Blick für Details, aber auch einen Blick für das große Ganze, dann ergeben sich andere Ergebnisse. In diesem Bericht blicken wir auf Taiwan mit großen, forschenden, kreativen Augen und erleben das Land auf neue Art.

Kaohsiung, Stadt am Ende der Welt

Kaohsiung, Stadt am Ende der Welt

Von uns aus gesehen liegt Kaohsiung am Ende der Welt, auf einer kleinen Insel, keine Hauptstadt, aber immerhin eine Großstadt mit 1,5 Millionen Einwohnern, größer als so manche deutsche Stadt. Und doch wirkt sie irgendwie verschlafen. Kommt hinzu, dass es geregnet hat als wir uns in Kaoshiung aufgehalten haben – die ganze Zeit, ohne Unterlass. So waren nicht viele Menschen unterwegs. Auch nicht am Lotussee, etwas außerhalb der Stadt gelegen. Er ist das wichtigste Ausflugsziel für die Städter und wirkt für uns ein bisschen wie Disneypark. Pagoden und Drachen und Heilige, überlebensgroß und bunt. Bunt ist schön und faszinierend anzusehen. Die Chinesen lieben das Spielerische, das Phantastische, das Wundersame. Da ähneln sich die Mainland- und die Insel-Chinesen ausgesprochen. Sonst drängeln sich hier die Menschen. Wir sind fast allein mit dem Regen und begutachten die Fabelgestalten.
Die Stadt selbst ist gesichtslos. So richtig finden wir kein Zentrum, nicht einmal auf dem Stadtplan. Es gibt einen Liebes-Fluss, der sich durch die Stadt zieht. Eigentlich hieß er Takao Fluss, wie man Kaohsiung früher nannte. Dann wurde er zum Liebes-Fluss., ein wohl eher touristischer Gag. An seinen Ufern sollen die Bürger lustwandeln. Bei Regen ist dem natürlich nicht so.
Ansonsten ist die Stadt richtig busy. Der wichtigste Hafen, viel Industrie, und der größte Anteil am Bruttosozialprodukt. Eine top-moderne U-Bahn erschließt die Stadt. Der Obolus gering, die Bedienung einfach und die Fahrkartenautomaten sprechen sogar deutsch, und französisch und japanisch, so an die zehn Sprachen können sie. Also easy. Die U-Bahn schafft dann doch ein Zentrum, bei der Formosa Boulevard Station. Ein großer Platz mit futuristischen Glasdreiecken, die gleichzeitig die Einstiege in die U-Bahn sind. Nachts farbenprächtig beleuchtet, im Untergrund ebenfalls futuristisch bemalt, wiederum bunt, bunter, jetzt wirklich richtig bunt. Hier kreuzen sich zwei U-Bahn-Linien. Das gilt es anscheinend zu feiern. Dort befinden sich auch die besten Restaurants. Ein Hot Pot muss sein, auch im Sommer. Auch bei Regen. Gleich daneben befindet sich der Liuhe Nightmarket. Hier kann man sich vergessen, unabhängig wie das Wetter ist. Es wird alles angeboten, was essbar ist. Obst, Brot, Küchen, Fleisch, Schlange, Fisch, Hummer in rauen Mengen. Hinter den Buden und Ständen kann man sich dann gleich zum Schmaus niederlassen. Nein, es ist da nicht unbedingt gemütlich, aber urig auf jeden Fall.
Man sollte die Stadt nicht verlassen, ehe man die alten Quay-Anlagen besucht hat. Hier herrscht nun der Zeitvertreib vor. Auf dem alten Schienengelände stehen jede Menge Kunstwerke, in den Hallen sind Künstler und Gastronomen eingezogen. Musikgruppen spielen, auch bei Nieselregen. Und selbst die Einheimischen freuen sich an der Unbekümmertheit. Hier lebt es sich gut.
Die vergessene Stadt. Für die Bewohner nicht unbedingt und die Touristen, die müssten die Stadt eben erst noch entdecken.

Taipeh, die vergessene Hauptstadt

Taipeh, die vergessene Hauptstadt

Man sagt Taipeh sei der Motor der Insel, der Motor von Taiwan. Jedenfalls hat Taiwans Wirtschaftswunder der letzten 50 Jahre Taipeh und seine Einwohner wesentlich geprägt und der Stadt ihr heutiges, modernes Bild verliehen. Wenngleich die Stadt in ihrer Funktion als Hauptstadt des Landes kaum anerkannt ist in unserer Welt. Irgendwie erscheint sie vergessen, jedenfalls weit weg von den politischen und wirtschaftlichen Metropolen.
Wo sich vor dreihundert Jahren kilometerweit Reisfelder hinzogen, erheben sich heute vollverglaste Bürohochhäuser, Apartmenttürme und moderne Warenhäuser an breiten Boulevards.
Dennoch fällt es sehr schwer, die Seele der Stadt zu entdecken. Es geht zeitlos geschäftig zu, und trotzdem in einer Mischung von Tradition und Moderne. Gläubige, die in alten Tempeln den Beistand der Götter erbitten, große religiöse Prozessionen, die unter dem Krachen von Feuerwerkskörpern durch die Straßen ziehen. Kleine Läden bieten Kräuterarzneien, auf die seit Jahrtausenden vertraut wird. Altes und Modernes existieren durchaus nebeneinander. Shopping Malls und Luxusläden, Hotelkomplexe und Apartmentsilos.
Für die Tradition steht der Longshan-Tempel, ältester Tempel der Stadt. Den Bewohnern des Viertels Manka dient der Tempel zum einen als Ort der Verehrung, zum anderen auch als ein sozialer Treffpunkt. Der 254 Jahre alte Longshan-Tempel ist der Göttin der Barmherzigkeit geweiht, aber es werden hier auch viele andere Gottheiten verehrt. Lebhafte Schnitzereien und Gemälde schmücken die Unterseite der Dächer und die besonderen Stützpfeiler, von denen das Dach getragen wird. Die Haupttore des Tempels werden nur für Feste oder besondere Rituale geöffnet.
Es gibt Leute, die den Longshan-Tempel als den „Treffpunkt der Götter“ bezeichnen.
Das moderne Antlitz repräsentiert das Taipei 101, das 508 Meter hohe Wahrzeichen der Stadt. Bis 2007 war es das höchste Gebäude der Welt. Seinen Namen verdankt das 101 schlicht der Anzahl seiner Stockwerke. Trotz des modernen Äußeren wurden bei der architektonischen Umsetzung des Wolkenkratzers durchaus auch traditionelle Werte berücksichtigt. So orientiert sich der Bau des 101 an einer sich nach oben verjüngenden Bambusstange, an den Ecken wachen Drachenköpfe und die Fassade ähnelt in ihrer Form alten chinesischen Münzen. Damit ist das Taipei 101 ein Sinnbild für eine Stadt, in der Tradition und Moderne unabdingbar miteinander verknüpft sind.
In weiten Bereichen der Stadt dominieren eher fantasielose Wohnblocks. Sie wirken nüchtern. Ein bisschen seelenlos. Die Taipeh-Seele findet man vielleicht noch am ehesten auf einem der Nachtmärkte. Es ist ein besonders schönes Erlebnis sich durch einen der vielen Nachtmärkte treiben zu lassen. Jeder Stadtteil hat seinen eigenen, mit seinem bunten Angebot. Hier kann man bis in die frühen Morgenstunden essen und einkaufen. Und genau dort, so nehmen wir an, befindet sich die Seele der Taipeher, beim Vorbereiten und beim Verspeisen der besten Speisen. Hier machen sie einen richtig glücklichen Eindruck.

Salzburg mit Mozart-Liebe

Salzburg mit Mozart-Liebe

Touristenrummel und Schnürlregen hin und her: Salzburg kann man lieben. Sie ist die viertgrößte Stadt Österreichs und voller Kultur. Und manchmal auch von der Sonne verwöhnt.

Irgendwann am Tag spaziert Mozart vorbei. Seine gepuderte Perücke hinterlässt einen weißen Staubfilm in der Luft. Menschen in historischen Klamotten sind in Salzburg nicht selten. Kutschen rattern vorüber. Nicht nur in Wien, auch in Salzburg spricht man von Fiaker. Denkt man sich O-Busse und Autos weg, könnte man sich den kleinen Wolfgang Amadeus vorstellen, wie er über die Straße huscht. Sonaten und Sinfonien hallen durch die Gassen. Irgendwie ist die Vergangenheit präsent. Selbst wenn Kirtag ist, also Kirchweih sind die Fahrgestelle alt, verstaubt, etwas langsamer als anderswo. Aber das ist gewollt. Dann packen die Salzburger ihre Dirndl aus. Fesch sehn sie aus. Blasmusik ertönt.

Die Salzburger Altstadt versprüht Historie. Sie konnte ihren alten Charme fast unzerstört durch den Zweiten Weltkrieg retten. Nur der altehrwürdige Dom musste ein wenig an Schönheit einbüßen, als es im Oktober 1944 Bomben vom Himmel hagelte.

Über allem thront die Burg: Erhaben wirkt sie aus der Ferne. Hinter ihren Mauern kann man Geschichte hautnah erleben. Das Museum beflügelt. Mit mehr als 7000 Quadratmetern bebauter Fläche zählt sie zu den größten Burgen Europas. Fast eine Million Besucher „erobern“ sie jedes Jahr. Damit ist Hohensalzburg die am häufigsten besuchte Sehenswürdigkeit außerhalb Wiens. Vielfach belagert, nicht erobert, heute haben kulturinteressierte Touristen, meistens Japaner, die Festung eingenommen. Das geht bequem mit der Festungsbahn. Die wurde bereits Ende des 19. Jahrhunderts installiert und war eine Innovation.

Gefährlich nass geht es bei den Wasserspielen auf Schloss Hellbrunn zu. Wasserfontänen als Überraschung, unvorsichtige Besucher hat es schnell erwischt. Der trocknet notdürftig sein Hemd ab und lächelt gequält glücklich. Die Salzburger wollen ihren Spaß haben mit ihren Besuchern. Was vor fast 400 Jahren bereits Fürsten und Erzbischöfen kindliche Freude bereitete, ist auch heute noch eine Attraktion für Jung und Alt: Die Wasserspiele sind ein Wunderwerk seiner Zeit, ein kompliziertes Geflecht aus Rohren, Ventilen und Antriebskurbeln. Es funktionierte damals und heute ohne Strom, Elektronik und Computertechnologie – alleine durch Wasserkraft angetrieben, erklingen auch heute noch Vogelstimmen und spielen mechanisch angetriebene Figuren ein Theaterstück.

So ist Salzburg eben eine Stadt mit dem Flair der Vergangenheit, das sich gut verkauft. Die Besucher mögen‘s. Die Salzburger haben gelernt, damit zu leben. Man muss halt Mozart und die Mozartkugeln lieben.