Was ist Weisheit?

Was ist Weisheit?

Texte, Geschichten, Zitate

Weisheit ist ein hohes Gut. Es wird vererbt von Generation zu Generation. Es ist ein wichtiger Rohstoff der Menschheit, der sich vermehrt, wenn man ihn pflegt. Die Weisheit kann nie knapp werden, nie ausgehen, nie verschwinden. Manchmal kümmern sich die Menschen in ihrem Leben nicht um die Weisheit. Aus vielerlei Gründen. Aber dennoch ist die Weisheit vorhanden, vielleicht ist sie nur ein bisschen in den Hintergrund geraten. Mit diesem Buch will ich die Weisheit wieder in den Vordergrund bringen.

Die Weisheit wird in kleinen Happen weitergegeben, in kleinen Geschichten, in Essays und in Zitaten. Sie sind auf aller Welt verbreitet. Der Leser staunt, dass die Weisheit in allen Kulturen, in allen Erdteilen sich ähnelt. Weisheit ist international.

Weisheit besteht aus folgenden „Arbeitsstufen“. Es beginnt mit Denken, führt zu weisen Überlegungen, die nunmehr zu kommunizieren sind. Die wahre Weisheit kann man aber erst aufgrund von Handlungen erkennen. Dieses Buch widmet sich der Kommunikation. Es besteht aus Infos, Essays, Zitaten, Geschichten. Der Leser mag sie aufnehmen und daraus weise Handlungen in seinem Leben generieren.

 

Produktinformation

  • ASIN ‏ : ‎ B09NRGQY9R
  • Herausgeber ‏ : ‎ Independently published (13. Dezember 2021)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Taschenbuch ‏ : ‎ 302 Seiten
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 979-8775273156

Nur bei Amazon – 12 €

Erkenntnis

Erkenntnis

 

Ein Sufi saß auf der Erde und hatte eine Schar von Zuhörern um sich geschart. Diese baten ihn, aus seinem Leben zu erzählen und ihnen die wichtigsten Weisheiten zu offenbaren.

Der Sufi musterte die Fragesteller, dachte lange über ihr Anliegen nach und antwortete ihnen schließlich:

In meiner Jugend begehrte ich auf. Ich fühlte mich als Revolutionär. Wenn man jung ist, fühlt man sich stark und kräftig. Man hat viele Ideen und will diese umsetzen. Ich war schon damals ein sehr gläubiger Mensch, daher betete ich von Anfang an zu Gott. Ich formulierte nur ein einziges Gebet. Dieses lautete: Herr gibt mir Kraft, die Welt zu verändern. Ich weiß nicht, ob Gott mein Gebet gehört hat.

Als ich die Mitte meines Lebens erreicht hatte, waren meine hochfliegenden Pläne Vergangenheit. Ich stellte fest, dass mein Leben schon zur Hälfte abgelaufen war. Ich hatte in dieser Zeit keine Revolution angeführt. Ich befürchte, dass ich in dieser Zeit, nicht einmal eine einzige Seele gerettet hatte. Ich habe auch keine Regierung und keine Organisation auf dieser Welt verändert. So hat sich auch die Welt nicht verbessert. Konsequenterweise überlegte ich, ob ich nicht anders beten sollte. Ab dieser Zeit betete ich folgendermaßen: Herr hilf mir, dass ich die Menschen, denen ich begegne verändern kann. Gib mir deine Kraft und deinen Segen, wenn ich mit meinen Freunden und mit meiner Familie spreche. Wenn es mir gelingt, diese Menschen zu verändern, dann will ich zufrieden sein.

Nun, da ihr mich fragt nach den Erkenntnissen meines Lebens, muss ich sagen, dass ich nun ein alter Mann bin. Mein Leben neigt sich seinem Ende zu. Meine Tage sind gezählt. Und ich muss feststellen, dass ich weder die Welt noch meine Freunde verändert habe. Nunmehr erkenne ich, wie töricht meine Gebete waren. Ich musste also mein Gebet wieder verändern. Ich wollte nun ein Gebet formulieren, das endlich Wirkung zeigt. Nun lautete mein Gebet folgendermaßen: Herr gibt mir die Kraft und die Gnade, mich selbst zu verändern. Denn nur, wenn ich mich verändere, kann ich auch die Welt verändern.

Euch will ich sagen: Wenn ich von Anfang an so gebetet hätte, wäre mein Leben nicht vertan gewesen. So aber ist es.

 

Erleuchtung

Erleuchtung

 

Es war damals üblich, dass Menschen, die in ihrem Leben eine bittere Enttäuschung erlebten in ein Kloster gingen, um dort mit sich ins Reine zu kommen.

Ein junger Mann litt an einer großen Enttäuschung. Er war des Lebens überdrüssig, war enttäuscht von seinem bisherigen Leben. Er stand vor der Entscheidung, ob er Selbstmord begehen sollte oder ob er die Erleuchtung findet. Aus diesem Grund begab er sich in ein Kloster, meldete sich dort beim Abt und erklärte ihm seine Situation. Der junge Mann war sich schon darüber im Klaren, dass es hauptsächlich an ihm selbst lag. Er hatte keine Ausdauer, um zu meditieren und nachzudenken. Er konnte nicht einmal ein Studium durchhalten. Er wurde immer wieder in das Weltliche gezogen, suchte dort den Genuss und die Zerstreuung. Obwohl es ihn selbst enttäuschte und er es als schmerzlich empfand, konnte er sich aus der Welt nicht befreien. So fragte er den Abt: „Gibt es für Leute wie mich nicht einen Weg, um auf schnelle Art und Weise zur Erleuchtung zu gelangen?“

Der Abt dachte darüber nach. Da er den jungen Mann sympathisch und ehrlich fand fragte er ihn, was ihn am Leben bisher am meisten beeindruckt, womit er sich am meisten beschäftigt habe.

Der junge Mann konnte die Frage nicht richtig beantworten, denn er hatte eigentlich für nichts Interesse aufgebracht. Da seine Familie sehr reich war, gab es keine Notwendigkeit, etwas zu lernen und später zu arbeiten. Dann sagte er aber noch: „Ich glaube das einzige; was mich in meinem Leben bisher interessiert hat, ist das Schachspielen. Damit habe ich relativ viel Zeit verbracht.“

Der Abt bat daraufhin seinen Assistenten einen bestimmten Mönch zu holen. Er solle auch Schachbrett und Figuren mitbringen. Nach einiger Zeit kam der Mönch mit dem Brett und der Abt stellte die Figuren auf.

Er ließ sich von seinem Assistenten sein Schwert bringen und zeigte dieses den beiden Männern. Er sprach ernsthaft zu den beiden: „Mönch, du hast mir, deinem Abt; Gehorsam gelobt als du in das Kloster eingetreten bist. Diesen Gehorsam fordere ich jetzt von dir. Du wirst mit diesem jungen Mann eine Partie Schach spielen. Aber wenn du verlierst, werde ich dir mit diesem Schwert den Kopf abschlagen. Du musst jedoch keine Angst haben, denn ich verspreche dir, dass du im Paradies erwachen wirst. Wenn du allerdings gewinnst, dann werde ich diesem Mann hier den Kopf abschlagen. Er hat sich bisher nur für das Schachspielen interessiert. Wenn er verliert, dann verdient er auch den Verlust seines Kopfes.“

Die beiden Kontrahenten sahen den Abt entsetzt an. Sie verstanden, dass es der Abt ernst meinte. Die Konsequenzen waren ihnen klar. Der Verlierer hatte keine Gnade zu erwarten. Und so begann das Spiel.

Bei den Eröffnungszügen spürte der junge Mann, wie Angst in seinem Herz hochkroch, wie sich Schweiß auf seiner Stirne bildete. Er spielte um sein Leben. Das Schachbrett war seine gesamte Welt und damit sein Schicksal. Deshalb konzentrierte er sich darauf, so stark wie er das noch nie gemacht hatte. Zuerst sah es aus, als wären die Züge des jungen Mannes verhalten, eher fehlerhaft. Er kam in die Defensive. Doch dann machte sein Gegner einen schweren Fehler und der junge Mann konnte seine Verteidigungslinie verstärken und den Angriff starten. Damit verschlechterte sich die Position des Mönchs und nach einiger Zeit konnte man unschwer erkennen, dass der Mönch verlieren wird. Der junge Mann war zuerst euphorisch, weil er seinen Sieg vor sich sah. Er sah den Mönch verstohlen an. Er blickte auf ein Gesicht, dem er Intelligenz und Aufrichtigkeit entnahm. Er bemerkte, dass sein Gegner ein wertvoller Mensch war. Ganz im Gegensatz dazu sein eigenes, eigentlich wertloses Leben, das er schon hatte wegwerfen wollen. Ihn bekam ein Gefühl des Verständnisses, des Bedauerns. Und so beging er absichtlich einen Fehler und noch einen. Diese Fehler verschlechterten seine Stellung, seine Verteidigung brach zusammen und sein Gegner hatte eigentlich freie Bahn für einen Sieg.

In diesem Augenblick stieß der Abt das Brett um und die Figuren fielen auf den Boden. Die beiden Schachspieler waren verstört, konnten sich diese Entwicklung nicht erklären, sahen den Abt fragend an. Der erklärte dann langsam: „Bei diesem Spiel gibt es keinen Gewinner und keinen Verlierer. Aus diesem Grund kann hier auch kein Kopf fallen. Im Leben sind zwei Dinge notwendig: völlige Konzentration und Mitgefühl. Beides gehört zusammen. Du hast heute beides gelernt. Zunächst warst du völlig auf das Spiel konzentriert. Aber du konntest dennoch Mitgefühl empfinden. Schließlich warst du sogar bereit, dein Leben zu opfern. Ich schlage dir vor, dass du einige Monate im Kloster bleibst und an unserer Ausbildung teilnimmst. Ich bin mir sicher, dass dir dann die Erleuchtung gewiss sein wird.“

Der junge Mann folgte dem Rat des Abts und er erlangte in der Tat die Erleuchtung

 

Befriedigung

Befriedigung

 

Zwei indische Kaufleute, die seit vielen Jahren gute Freunde waren, verbrachten auch ihre Freizeit häufig zusammen. Ihre Vorlieben waren auch sehr unterschiedlich. Die Geschichte berichtet darüber.

Es war ein Feiertag und die beiden Freunde wollten diesen Tag gemeinsam verbringen. Sie planten, sich an diesem Tag in einem Bordell zu vergnügen. Das war zwar teuer, aber ab und zu gönnten sie sich diese Abwechslung. So gingen sie in den frühen Morgenstunden durch die Straßen der Stadt, hielten sich an den Händen, wie dies in Indien unter Freunden durchaus üblich ist. Sie freuten sich auf das Vergnügen. Es war immer schön, wenn man verwöhnt wurde. An diesem Morgen begann das Leben in der Stadt sich erst langsam zu regen und es dauerte eine ganze Weile bis sie in das Viertel kamen, in dem sich die Bordelle befanden. Unterwegs bemerkten sie eine Menschenansammlung. Sie waren neugierig und wollten wissen, was hier geschah. Sie stellten fest, dass im Schatten eines mächtigen Baumes ein heiliger Meister saß, der den Menschen das Leben erklärte. Er zitierte aus den heiligen Schriften, interpretierte sie und gab den Zuhörern Ratschläge für ihr Leben. Der eine der beiden Freunde war von diesem Heiligen fasziniert, hockte sich nieder zu den anderen Zuhörern und beschloss hier zu bleiben. Er wollte auf den Bordellbesuch verzichten und lieber die Erkenntnisse des heiligen Mannes erfahren.

Der andere ging weiter, erreichte nach kurzer Zeit das Bordell. Er fand dort eine sehr hübsche und junge Hure, die sich liebevoll um ihn kümmerte.

Es ist nun interessant, wie sich der Tag entwickelte. Der Mann, der im Bordell eingekehrt war ließ sich verwöhnen. Das junge Mädchen war sehr geschickt und vermittelte ihm einen großen Genuss. Trotzdem war er nicht so recht bei der Sache. Er musste immer wieder an seinen Freund denken, der nun dem Heiligen zuhörte und sicherlich gute Ratschläge für sein Leben bekam. Er selbst hatte sich entschieden für ein nicht eben gottgefälliges Vergnügen. Sein Freund, der dem Meister zuhörte, konnte sich aber auch nicht konzentrieren. Er dachte immer an seinen Freund, der jetzt wohl einen großen Genuss habe. Er malte sich in glühenden Farben aus, was der andere gerade erlebte. So hörte er zwar die Reden, aber kein Wort erreichte sein Herz. Keiner der beiden war zufrieden, denn keiner befand sich im Hier und Jetzt.