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Hongkong: Alles verboten außer sauber

(2015) Saubere Glanzfassaden, Bauboom und rasantes Wirtschaftswachstum, Inbegriff von Reichtum, Glamour und Globalisierung. Die ehemals britische Kronkolonie Hongkong liegt an der südchinesischen Küste, etwa auf der geografischen Höhe von Mexiko-Stadt oder Hawaii. Vielfach wird Hongkong nur als eine große Stadt gesehen, doch es ist weit mehr. Zunächst viele Inseln. Mehr als sieben Millionen Menschen leben in dem Stadtstaat, groß wie Mallorca. Die Küste, an der Hongkong liegt, ist sehr zerklüftet und gebirgig. Daher sind längst nicht alle Gebiete für den Wohnungsbau geeignet. Es gibt also einsame, wilde Küsten.

Um dennoch diesen sieben oder mehr Millionen Menschen genügend Wohnraum zu bieten, wird dementsprechend hoch gebaut. So besteht die Stadt fast ausschließlich aus Hochhäusern. Und dennoch ist Wohnraum teuer. Trotz der staatlichen Wohnungsbauprogramme leben immer noch viele Einwohner Hongkongs in Wellblechhütten oder auf Hausbooten. „Bootssquatter“ heißen die schwimmenden Siedlungen. Sie geben der Stadt zwar ein gewisses Flair, ihre Bewohner leben jedoch meist in sehr armen und unhygienischen Verhältnissen. Mitten in der sauberen Stadt.

Was man meistens nicht weiß: Hongkong ist gebirgig. Bis auf 957 Meter Höhe steigt der „Tai Mo Shan“, der höchste Berg, empor. Erholungsorte für die Städter. Hügelketten mit Gras, einzelne Wälder mit subtropischer Vegetation. Es gibt über 70 Orchideen-Arten.

Hongkong ist einer der größten Containerhäfen der Welt. Früher wurde hier mit Opium gehandelt, heute Güter aller Art, die in ganz Asien verteilt werden. Hauptkonkurrent Singapur. Wer ist der umschlagstärksten Hafens Asiens? Und Bankenwesen, immer noch mit Bankgeheimnis, die niedrigen Steuern und Zölle sowie die ausgezeichnete Infrastruktur lassen Handel und Finanzwesen weiterhin erblühen.

Politisch sensibel: „Ein Land, zwei Systeme“. Wirklich Freiheiten? Im Jahr 2003 versuchte die chinesische Regierung ein umfangreiches Paket an Sicherheits- und Notstandsgesetzen zu verabschieden, musste dieses Vorhaben jedoch nach tagelangen Massendemonstrationen auf den Straßen der Stadt wieder zu den Akten legen.

Das demokratische China. Naja, ein bisschen Demokratie, nicht überzeugend. 155 Jahre herrschten die Briten über Hongkong, aber sie hinterließen wenig kulturelle Substanz und wenig demokratische Kultur. Die Wurzeln der meisten Einwohner Hongkongs sind chinesisch. Ihre Kultur und Traditionen leben trotz des westlich anmutenden Äußeren der Stadt überall fort. Häuser werden nach Feng-Shui-Kriterien gebaut. Wahrsager haben ihren Platz im Architektenbüro.

 

Im Gesundheitswesen dominiert die traditionelle chinesische Medizin, in der Kultur das chinesische Theater und die chinesische Oper. Das ganze Alltagsleben ist auf die richtige Deutung der chinesischen Tierkreiszeichen und die chinesische Zahlenphilosophie ausgerichtet. So werden zum Beispiel ohne mit der Wimper zu zucken Millionen von Dollar für die richtige Zahlenkombination auf dem Autonummernschild hingeblättert – wenn man es sich denn leisten kann.

Und das Essen ist chinesisch. Man kann kulinarisch viel erleben. Alles, was kreucht und fleucht wandert in den Kochtopf.

Hongkong ist sauber, verführerisch, chinesisch, genussvoll – und teuer.