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Im Dickicht der Häuser

Im Dickicht der Häuser

(Ein Bitt-Psalm, um die Einsamkeit zu überwinden)

Sie stehen Seite an Seite, recken sich in den Himmel. Betonwände verdecken sein Blau. Die wenigen Bäume werden zu Winzlingen. Fenster ermöglichen lediglich einen Blick von Fassade zu Fassade, von Wohnung zu Wohnung. Aber die Gestalten der Menschen werden nicht klarer. Sie sind nur Schemen hinter den Gläsern der Fenster.

Neulich hat ein Mensch gewinkt. Der Mensch am gegenüberliegenden Fenster hat dies nicht bemerkt. Daher antwortete er nicht. Schade. Er hätte sich jedoch gerne bemerkbar gemacht, weil er einsam ist.

Es ist laut zwischen den Häusern. Die Motorengeräusche der Autos schwellen an und werden erst in der Nacht erträglicher. Sirenen ertönen den ganzen Tag. Das hört sich nach Not und Verzweiflung an. Aber auch nach Hilfe und Rettung.

Gut, dass es mich nicht betrifft.

Aus dem Supermarkt dröhnt Musik. Die Menschen hasten. Auf den Straßen laufen und rennen und springen sie. Aber ich kenne keinen von ihnen.

Auf einer Verkehrsinsel steht eine Frau, hält einen Strauß von bunten Ballonen in der Hand. Sie will die Ballone verschenken, Freude machen. Aber niemand nimmt sie zur Kenntnis.

Sie sinkt auf die Knie und betet: Herr ich schenke Dir einen der Ballone. Erhöre mich. Mein Luftballon soll Freude bringen, die Einsamkeit übertönen. Sie blickt die Wände hoch bis zum Himmel, der ein zwischen all den Mauern glänzt. Herr, lass mich zu Dir in den Himmel auffahren.

Die Frau hat einen Ballon losgelassen und er schwebt durch den Smog der Stadt an den Häuserwänden nach oben. Die einsame Frau schaut dem Ballon hinterher; der einsame Mann sieht den Ballon an seinem Fenster vorbeischweben. Er winkt ihm zu. Er wird kleiner und verschwindet irgendwo über den Dächern der Häuser am Firmament.

Ich wäre gerne auch so frei wie der Ballon.

Herr kannst Du mich befreien?

 

(Viele Menschen leben ins der Einsamkeit. Mit diesem Psalm bitten wir um ein Überwinden der Einsamkeit. Und wenn es nur ein Ballon ist.)