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Tiflis, die Hauptstadt Georgiens

Tiflis (Tbilissi), die Hauptstadt von Georgien

Ein Slogan verkündet: Tbilissi ist die „Stadt, die Dich liebt“. Das könnte von Alexander Dumas stammen, französischer Schriftsteller, 1858, der völlig überrascht war von der Weiträumigkeit und großzügigen Architektur. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass kaum eine Stadt in der Vergangenheit so viele vollständige Zerstörungen erlitten wie diese. Damit verbunden war aber auch eine immer wieder gewachsene Völkervielfalt. Sie hat dem modernen Tbilissi einen besonderen Reiz gegeben: Die frische Atmosphäre einer modernen Weltstadt mit einem Hauch Orient.

Bereits im 4. Jahrhundert befand sich Tbilissi auf einer römischen Karte, sie lag an der Kreuzung wichtiger Karawanenrouten der Heer- und Seidenstraße, die vom Schwarzen Meer nach Persien, Indien und China führten. Schon in der Antike war diese Route von Trapesunt über Georgien und Aserbaidschan nach China bekannt. Im 5. Jahrhundert wurde der Stützpunkt zur Hauptstadt erklärt und entwickelte sich in den folgenden Jahrhunderten zu einer der blühendsten und reichsten Städte des Mittelalters. In den Jahren zwischen 627 und 1795 wurde Tbilissi in mehr als 40 Überfällen der Perser, Mongolen, Choresmier und Osmanen immer wieder vollständig zerstört und niedergebrannt, so dass heute außer einigen wenigen Kirchenbauten kaum mehr Reste aus diesen Zeiten zu sehen sind. (Übrigens die Heerstraße gibt es heute noch. Auf ihr stauen sich wegen intensiver Grenzkontrollen die Lastwagen von Tibilissi bis zur russischen Grenze.)

Tbilissi war kulturelles Zentrum des gesamten Kaukasus mit engen Verbindungen zu Venedig, Paris und Sankt Petersburg. Bis ins 20. Jahrhundert hinein hatte Tbilissi sich den Ruf erhalten, eine der vornehmsten Städte im persischen und südkaukasischen Raum zu sein. „Tbilissi“ bedeutet „Ort der warmen Quellen“, leitet sich aus dem georgischen Wort „tbili“ (warm) ab. Die heißen Schwefelquellen wurden schon früh genutzt und ermöglichten Bewohnern und Besuchern einen angenehmen Lebensstil. Tbilissi war berühmt für seine luxuriösen Badehäuser.

Dieser Zeit kann man heute noch in der Tbilisser Altstadt folgen. Die zahllosen winkeligen Gassen mit Jugendstilbauten, prächtige Treppenaufgänge, kunstvolle Schmiedearbeiten der Geländer, entzückende Balkone und Balustraden geben einen spannenden Eindruck von unglaublicher Gestaltungsvielfalt. Nach Jahrzehnten der kommunistischen Beherrschung und wirtschaftlicher Krisen, konnten die Bauten der Jahrhundertwende bis auf wenige Ausnahmen nicht restauriert werden und befinden sich glücklicherweise vielfach noch im Originalzustand. Natürlich gibt es in der Stadt auch kommunistische Monumentalbauten. Aber ihre Wucht wird von großzügigen Fensterfronten abgemildert, das Innenministerium und der Präsidentenpalast von Tbilissi lassen eine gewisse Transparenz erahnen. Über den Mtkwari Fluss schwingt sich sogar glitzernd provokant die extravagante „Brücke des Friedens“.

1991 erhielt Georgien seine Unabhängigkeit, wobei in den ersten Jahren der Unabhängigkeit die wirtschaftliche und soziale Lage katastrophal war und teilweise Bürgerkriegszustände herrschten. Die Bewohner sprechen heute noch von den dunklen Jahren. Schuld daran war unter anderem Präsident Eduard Schewardnadse. Die Korruption zerstörte fast den Staat. Erst als ihn Micheil Saakaschwili ablöste (Rosenrevolution) änderte sich die Lage. Die Versorgung mit Strom, Wasser und Gas funktioniert inzwischen fast lückenlos, die Korruption wurde durch eine radikale Polizeireform unterbunden, dadurch auch kriminelle Aktivitäten stark zurückgedrängt, besonders der Einfluss organisierter Verbrecherbanden minimiert. Tiflis ist heute eine der sichersten Städte der Welt. Interessant am Rande war der Beschluss, Bauten des Innenministeriums und die Polizeistationen im Lande mit Glasfassaden zu erstellen, um so die neue Transparenz zu symbolisieren. So kam das Land jedenfalls zu einigen schönen Bauwerken.

Georgien fühlt sich von seinem großen Nachbarn Russland bedroht und wünscht sich eine Aufnahme in die EU.

In Tbilissi gibt es einiges zu entdecken. Am bekanntesten ist die Ruine der Festung Nariqala, die auf dem Gipfel des Sololaki-Gebirges über der Stadt thront. Weitere beliebte Ziele ist die Zminda-Sameba-Kathedrale, die Sioni-Kathedrale, die Schwefelbäder im Bäderviertel Abanotubani und natürlich die Altstadt von Tbilissi. Sie ist geprägt von vielen Häusern mit großzügigen Balkonen und gepflasterten Straßen. Kleine Handwerker haben ihre Werkstätten im Erdgeschoss und zeigen ihre Kunst.

Großzügig gestaltet sind die vielen Parkanlagen, in denen sich die Bewohner treffen, spazieren gehen, spielen oder Sport treiben.

Tbilissi hat sich den Charme der Vergangenheit bewahrt und wartet, wie sich die Zukunft entwickelt. Wichtig ist vor allen Dingen Frieden mit dem russischen Nachbar.