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Betriebsanleitung

Die Betriebsanleitung

(Ein Unterordnungs-Psalm)

Gott kann man nicht beschreiben.

Kein Wort ist groß genug.

Er lässt seine Taten für sich sprechen. Aus dem Urknall hat er geschöpft. Entstanden das Universum, die Welt, die Berge, die Tiere und die Pflanzen.

Und auch der Mensch. Dem Menschen hat er sogar den Verstand gegeben. Auf dass er seine Schöpfung pflege und weiterentwickle.

Nicht ausbeuten, nicht einreißen, nicht zerstören, nicht vernichten.

Sondern gießen, hegen, pflanzen, heilen, verbinden.

Gott hat dies anscheinend nicht ausführlich genug beschrieben. Er gab dem intelligenten Menschen keine Betriebsanleitung.

Gott kann man nicht beschreiben.

Kein Wort ist groß genug.

Er lässt seinen Taten für sich sprechen. Er hat die Luft geschaffen, damit der Mensch atmen kann. Er hat das Wasser fließen lassen, damit der Mensch trinken kann. Er hat das Feuer angezündet, damit der Mensch Energie hat.

Er hat den Menschen aufgefordert, alles zu nutzen.

Aber nicht zu verbrauchen, auszulöschen, zu vergeuden.

Sondern weiterentwickeln, fortschreiten, aufbauen, neu schaffen.

Gott hat dem Menschen keinen schriftlichen Auftrag gegeben, kein Formular mit den Arbeitsschritten beschrieben. Er vergaß die Betriebsanleitung.

Gott kann man nicht beschreiben.

Kein Wort ist groß genug.

Er lässt seine Taten für sich sprechen. Er hat den Menschen den Verstand gegeben, die Liebe, die Sehnsucht, die Hoffnung, die Zuversicht. Er hat den Menschen die Kraft gegeben, den Nächsten und den Übernächsten und wohl auch jeden anderen in die Helligkeit zu ziehen.

Gott hat den Menschen den Willen zur Liebe eingepflanzt. Deshalb braucht dieser vielleicht doch keine Betriebsanleitung.

 

(Wir Menschen sind kümmerlich klein. Gott geht uns über den Verstand. Er hat die Welt erschaffen, wir sollen sein Werk vollenden. Aber es hat den Anschein, dass wir nicht wissen, wie wir vorgehen sollen. Wir bräuchten wohl eine Betriebsanleitung, um Gottes Schöpfung zu verstehen.)