Das können die Unterfranken durchaus behaupten. Mitten in Europa gelegen. Fünf Autobahnen erschließen die lebenswerte Region. Würzburg ist Intercity-Knotenpunkt, die Flughäfen Frankfurt und Nürnberg sind rasch erreichbar.
Mainfranken nennen viele das Gebiet. Damit wird der kulturelle Kontext beschrieben. Man versteht darunter das Maingebiet um Würzburg, Bamberg und Aschaffenburg. Leider erhielt der Begriff eine besondere Bedeutung unter den Nationalsozialisten, die den NSDAP-Gau und den Regierungsbezirk so benannten. Da die Bezeichnung nach 1945 als belastet galt, hieß der Regierungsbezirk seit 1946 (wieder) „Unterfranken“. Und dann hört man noch den Begriff „Weinfranken“, der allerdings nicht ganz deckungsgleich ist. Das Weinbaugebiet Franken liegt im Nordwesten der Region, hat etwa 6000 Hektar Anbaufläche und ist damit einer der eher mittelgroßen Anbaugebiete Deutschlands. Der weitaus größte Teil der Rebflächen befindet sich in Unterfranken, aber nennenswerte Teile auch in Mittelfranken und kleinere Teile sogar in Oberfranken.
Die Ortsbezeichnung für dieses Buch würde ich gerne mit Wein-Main-Franken beschreiben, das Land am Main, wo alles fließt. Es deckt sich natürlich weitgehend mit Unterfranken.
Alles im Fluss. Der Fluss prägt die Region landschaftlich, kulturell und wirtschaftlich. Die Region verwöhnt mit angenehmem Klima nicht nur die Spitzenweine, sondern lässt die Menschen, Einheimische und Besucher gleichermaßen entspannen.
Mainfranken hat wirtschaftliche Potenz. Natürlich ist der Weinbau dominierend. Aber nicht nur. Über 70000 Unternehmen haben ihren Sitz in dieser Region. Mainfranken ist eine der zehn führenden High-Tech Standorte in Europa. Im Cluster „Automotive und Maschinenbau“ finden sich Global Player wie Brose, Bosch Rexroth, FAG, Sachs oder Koenig & Bauer. Und auch das Cluster „Biomedizin und Medizintechnik“ ist von Bedeutung.
Und schließlich Kultur und Kunst. Mainfranken ist historischer Boden. Schon 1000 vor Christus kamen die Kelten hierher, später die Römer, noch später im 30-jährigen Krieg die Schweden, die eigentlich finnische Söldner waren … Die Region war und ist Schnittpunkt von Handelsrouten und Pilgerwegen. Davon zeugen heute noch historische Altstädte mit zünftigen Maueranlagen und schnuckeligen Fachwerkhäusern, mit lebendigen Marktplätzen. Berühmte Architekten und Künstler haben Schlösser und Kirchen erbaut. Die Spuren von Tilman Riemenschneider und Balthasar Neumann sind unübersehbar. Unbekannter sind häufig die Schöpfer der Bildstöcke, die am Wegesrand stehen.
Viele Prominente sind in der Region geboren worden oder haben dort gelebt und gewirkt. Allein zu den berühmtesten Würzburgern zählen Walter von der Vogelweide, Wilhelm Conrad Röntgen und Dirk Nowitzki.
Es gibt „große“ Sehenswürdigkeit und unbekanntere, die beim Vorbeifahren eher nicht auffallen. Denen ist dieses Buch auf der Spur. Bei näherer Betrachtung überraschen sie. Weil sie mehr sind als sie scheinen. Weil sie den Besucher erfreuen, wenn er sie gefunden und entdeckt hat.
Ich habe mich für Sie auf den Weg gemacht, die Schönheiten von Unterfranken, von Mainfranken zu entdecken. Es war für mich auch ein Weg in meine Vergangenheit. Meine Großmutter stammt aus Obernbreit. Später wohnten wir im Raum Nürnberg-Fürth. Doch in meiner Jugend waren wir regelmäßig in Unterfranken, um Verwandtschaft zu besuchen und auf der einen oder anderen Burg herumzukraxeln. Und auch heute noch machen wir Ausflüge gerne in diese Region. Da bin ich auch meinem Namen irgendwie verpflichtet. So gibt es einen Ort namens Schwanfeld. Und ich kenne sehr gut einen Schwanfelder-Clan, der in Abtswind eine Ölmühle betreibt. In Rödelsee gehen wir gerne in die Winzerstube, in der Thomas Schwanfelder kocht. Wir sind zwar nicht verwandt, aber trotzdem kocht er einfach gut.
Lassen Sie sich einladen für einen Streifzug durch Unterfranken. Zu meinem Bedauern musste ich feststellen, dass ich nicht alle meine Lieblingsorte in dieses Buch „quetschen“ konnte. So können Sie auch noch einige Lieblingsorte selbst entdecken. Ich wünsche Ihnen eine gute Reise.