In Gräfenberg wurde Geschichte geschrieben
Die Stadt Gräfenberg strahlt noch irgendwie mittelalterlichen Charme aus. Besonders schön ist der Marktplatz mit dem Rathaus und der Gastwirtschaft „Alte Post“ (die keine Gastwirtschaft mehr ist), eingerahmt durch die gut erhaltenen Stadttore.
Ein genaues Datum über die Gründung des Ortes kennt man nicht. Urkundlich erscheint Gräfenberg das erstes Mal 1172. Zur Stadt erhoben wurde Gräfenberg 1371. Damit verbunden war die Genehmigung, den Ort zu befestigen und einen Burggraben, Mauern, Türme und vier Tore zu errichten. Drei Stadttore sowie auch große Teile der Stadtmauer sind bis zum heutigen Tag erhalten. Im 16. Jahrhundert kam Gräfenberg in den Besitz der Nürnberger Reichsstadt, was für den Ort große wirtschaftliche Vorteile hatte.
1806 endete diese Zusammenarbeit mit der Eingliederung in das Königreich Bayern durch Napoleon. In den Annalen der Stadt liest man immer wieder von Krieg, Besetzung, Plünderung, Stadtbränden und Seuchen. Diese Schicksalsschläge plagten die Bevölkerung im Laufe der Jahrhunderte. Welche Ausmaße kleine Zufälle haben, kann man der größten Brandkatastrophe aus Gräfenbergs Geschichte entnehmen: Am 4. Juni 1567 wurde ein Großbrand ausgelöst durch die Unachtsamkeit eines Stallknechts, der einen brennenden Span an eine hölzerne Säule steckte und ihn schlichtweg vergaß. Als dieser heruntergebrannt war griff das Feuer auf die Säule über und bald ging die ganze Stadt in Flammen auf. Dem Feuer fielen 58 Häuser zum Opfer. Den Bürgern blieb nichts anders übrig als wiederaufzubauen. Es wurde eine eigene Bauordnung für den Wiederaufbau erlassen und Gräfenberg wurde noch stattlicher.
Vom Schloss in die Kirche
Wichtigster Bau ist die evangelische Stadtpfarrkirche St. Peter die bereits im Jahr 1300 erwähnt worden ist. Der heutige Bau dürfte wohl um die Mitte des 15. Jahrhunderts errichtet worden sein, der Turm vielleicht noch 100 Jahre später. Das Aussehen der Kirche ist geprägt durch Baumaßnahmen um das Jahr 1700. Damals wurde das Langhaus erweitert und erhöht. Außerdem wurde der Innenraum barock gestaltet. Auf der ersten Empore gab es einen Bereich für die „Herrschaft“. Diese konnte die Kirche über einen überdachten Gang vom benachbarten Schloss erreichen.
Im Turm hatten seit 1597 der Turmwächter mit seiner Familie zwei kleine Zimmer zur Verfügung. Ein Arbeitszimmer und ein Schlafzimmer. Die letzte Türmerin starb im Jahr 1946. Dann lebte niemand mehr in der Turmwohnung. Die Pfadfinder nutzen sie jetzt.
Das Schloss, benannt als Wolfsberger Schloss, gibt es heute immer noch, genau neben der Kirche, zum Marktplatz hingewendet. Es ist ein Häuserklotz, nicht sehr sehenswert, erinnert eigentlich nicht an ein Schloss. Es wurde 1567 nach dem großen Stadtbrand in der heutigen Form erbaut. Das Wandgemälde darauf stammt aus dem Jahr 1927 und stellt eine Szene aus dem Epos Wigalois von Wirnt von Gräfenberg dar.
Der Wirnt von Gräfenberg
Dieser Wirnt war wohl der berühmteste Bürger der Stadt. Er verfasste 1210 sein Heldenepos in 11700 mittelhochdeutschen Versen. Die Literaturwissenschaftler erkennen sein Werk neben dem Parzival von Wolfram von Eschenbach als einen der wichtigsten Artusromane des hohen Mittelalters an. Es handelt sich um Wigalois, Mitglied der Tafelrunde von König Artus, der viele Prüfungen und Abenteuer bestehen muss, bis er schließlich die ideale Herrschaft an der Seite der schönen Königin Larie erwirbt.
Wo der Weltfrieden besiegelt wurde
Sehr interessant ist das Rathaus. Es wurde 1697 als Bürgerhaus erbaut. Als das Rathaus in der Marktplatzmitte abgerissen worden war, zog 1871 der Rat der Stadt ein. Der Bürgerbau wurde Rathaus. Die barocke Fassadenbemalung wurde erst 1989 frei gelegt. Der zweigeschossige Satteldachbau mit dem reizvollen Holzerker ist einer der schönsten Häuser in der Stadt.
Es gibt eine ganze Anzahl von stattlichen Privathäusern. Die meisten befinden sich um den Marktplatz herum und am Kirchplatz. Das historisch wichtigste Haus ist die ehemalige Gaststätte „Alte Post“. Bis 1885 war in dem Gebäude eine Gastwirtschaft und die Poststation mit Pferdestallung für Postkutschen untergebracht. Anschließend fungierte es bis 1998 als Hotel.
Im Jahr 1866 wurde im Eckzimmer im ersten Stock Geschichte geschrieben. Delegierte von Preußen und Bayern handelten erfolgreich eine Waffenstillstandsvereinbarung aus. So trug Gräfenberg zum Weltfrieden bei. Das Wandgemälde an dem Haus soll diese Szene beleuchten.
Bei einem Spaziergang durch Gräfenberg kann man viel entdecken. Es gibt idyllische Straßenzüge und Häuser. Wenn man Lust hat, kann man über eine Treppenanlage zu dem 474 m hohen Michelsberg hochsteigen. Dort befindet sich ein monumentales Kriegerdenkmal. Außerdem hat man einen schönen Ausblick über die Stadt.