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Die Müllkrise

 

Ich saß mit der Geliebtesten meiner Ehefrauen beim Morgenkaffee. Jeder las in seiner Zeitung. Es war ein ruhiger, friedlicher, schmerzloser Morgen. Der Kaffee schmeckte richtig gut. Die Zeitungen brachten wenig Aufregendes. Manchmal pflegt mir meine liebe Frau eine Überschrift vorzulesen und fragt dann, ob ich das schon gelesen habe. Ich erkenne an ihrer Frage, dass sie sich gerne mit mir darüber unterhalten möchte. Aber ich muss wahrheitsgemäß sagen, dass ich diesen Artikel, ja diese Zeitung noch nicht gelesen habe. Das geschieht erst nach dem Mittagessen.

An diesem wunderbaren Morgen erschrickt sie urplötzlich ein Motorengeräusch, das an- und abschwillt, dann mechanische Geräusche. Sie könnten allesamt von einem Müllwagen stammen, der durch die Burgstallstraße fährt.

Meine geliebte Frau fährt auf und fragt, ob ich den Müll hinausgestellt habe.

Ich verneine, denn heute ist Samstag. Am Samstag wird kein Müll abgeholt. Jedoch wurde in dieser Woche weder der Plastikmüll noch der Restmüll abgeholt. Es war den Müllfahrern wahrscheinlich zu kalt. Ich habe die Mülltonnen rechtzeitig auf die Straße gestellt und nach unvollrichteter Leerung wieder hineingestellt.

Nun stürzt meine geliebte Frau zur Haustüre, sucht nach Mülltonnen. Aber in unserer Straße stehen keine. Sie ist ganz aufgeregt. „Es ist zu spät. Sie haben unseren Müll nicht abgeholt. Du hast ihn nicht hinausgestellt.“

Ich gebe ihr recht und denke, damit ist das Thema erledigt.

Aber sie sieht mich richtig entsetzt an und fragt verzweifelt: „Was machen wir jetzt mit dem Müll?“

„Wir warten bis zur nächsten Abholung.“

Ich wende mich wieder meiner Zeitung zu. Da donnert sie mich an: „Mit dir kann man sich nicht einmal über den Müll unterhalten.“

Ich widerspreche ihr: „Mein Liebes, natürlich kannst du dich mit mir über den Müll unterhalten. Was möchtest du wissen?“

„Du nimmst mich nicht ernst, nicht einmal beim Müll.“

Ich führe aus, dass wir in den Tonern noch genügend Kapazität bis zur nächsten Leerung haben. Aber sie wirft mir vor, dass ich den Müll nicht ernst genug nehme.

Ich setze zu einer größeren Rede an, deren Inhalt sich so zusammenfassen lässt: Die beste Lösung wäre die Müllvermeidung.

Sie ist empört. „Wir können nicht einfach mal so über den Müll reden und dann Entscheidungen treffen.“

Ich erkundige mich, welche Entscheidungen wir jetzt treffen könnten. Ich könnte alle Tonnen auf die Straße stellen. Im Laufe des Monats werden sie dann geleert. Aber dieses Verfahren erscheint ihr zu unlogisch.

Fast verzweifelt fragt sie: „Was können wir jetzt tun?

„Den Bürgermeister anrufen.“ Ein Bürgermeister muss seinen Bürgern auch samstags Antwort geben. Außerdem ist er ja irgendwie schuld, wenn der Müll nicht abgeholt wird.

Meine geliebte Frau findet die Antwort nicht gut.

„Wir könnten auch die zweite Bürgermeisterin anrufen.“ Mit ihr sind wir befreundet, wir könnten uns auch gleichzeitig nach ihrem werten Befinden erkundigen.

Meine geliebte Gattin seufzt. Sie schluchzt, mit mir könne sie sich nicht über den Müll unterhalten.

Ich mache ihr den Vorschlag, einen Termin für eine gezielte Müll-Besprechung zu vereinbaren. Aber das will sie nicht. Sie will sich mit mir spontan über den Müll unterhalten. Außerdem zweifelt sie an meiner Kompetenz. Ich habe versagt. Ab sofort will sie die Müllverwaltung übernehmen.

Ich wende mich meiner Zeitung wieder zu.

Nachdem wir Sport gemacht haben, uns gewaschen, gekämmt und geföhnt haben, möchte sie von mir geküsst werden. Ich verweigere dies, denn sie hat mich stark verunsichert. Ich weiß nun, dass ich für meine Familie nicht mehr sorgen kann.

Sie will sich darüber aber nicht mehr mit mir unterhalten. Ich habe jetzt zwei Mülltonnen auf die Straße gestellt.