Enkel
Diese Geschichte wird in Deutschland erzählt. Sie entstand im 19. Jahrhundert.
Es war einmal ein Großvater, der schon sehr, sehr alt war. Seine Beine gehorchten ihm nicht mehr, die Augen sahen schlecht, die Ohren hörten nicht mehr viel und Zähne hatte er auch keine mehr.
Beim Essen floss dem alten Mann die Suppe aus dem Mund. Der Sohn und die Schwiegertochter verboten ihm daher, am Tisch mitzuessen. Sie brachten ihm sein Essen hinter den Ofen, wo er in seiner Ecke saß.
Eines Tages, als man ihm die Suppe in einer Schale hingetragen hatte, ließ er diese fallen und sie zerbrach. Die Schwiegertochter machte ihm schwere Vorwürfe. Er beschädige im Haus alles, zerschlage das Geschirr. Daher gebe sie ihm von jetzt an das Essen in einer Holzschüssel. Der Greis seufzte nur und sagte nichts.
Als der Mann und die Frau einige Tage später zu Hause beisammensaßen, sahen sie, wie ihr Sohn auf dem Fußboden mit kleinen Brettern spielte und etwas zimmerte.
Der Vater fragte ihn: „Was soll das denn werden?“
Der Sohn antwortete: „Das soll eine Holzschüssel werden. Daraus werde ich dir und der Mutter zu essen geben, wenn ihr alt geworden seid.“
Der Mann und die Frau sahen sich an und erschraken. Ihnen wurde plötzlich bewusst, wie sehr sie den Greis gekränkt hatten, und sie schämten sich. Fortan ließen sie ihn wieder am Tisch sitzen und waren freundlich zu ihm.