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Selbstmord

Es war einmal ein erfolgloser Handelsvertreter, welcher mit sich selbst, seinen Beziehungen und mit seinem Geschäft mehr als unzufrieden war. Sein Leben war verkorkst. Zeit abzutreten.

Ein Handelsvertreter war in einer äußerst misslichen Lage. In seinem Unternehmen hatte er einen großen Schuldenberg entstehen lassen. Der Umsatz ging zurück und er hatte keine Hoffnung, die Schulden demnächst abzahlen zu können. Er hatte Ärger mit seinen Angestellten. Viele Freunde hatten sich von ihm abgewandt. Seine Frau wollte sich scheiden lassen. Als er an diesem Abend über sein bisheriges Leben nachdachte, kam er zu dem Schluss, dass ist sinnlos geworden sei. Er solle Schluss machen. Am besten ist es, sich umzubringen. So entschied er. Am übernächsten Tag wollte er seine Entscheidung umsetzen. Nachdem er diesen Entschluss getroffen hatte, fühlte er sich plötzlich erleichtert. Er sah dem nächsten, also dem letzten Tag seines Lebens, mit großer Gelassenheit entgegen.

Als dieser letzte Tag anbrach empfand er eine große Gelöstheit. Er war froh über sein nahes Ende. Er musste sich über seine Zukunft keine Sorgen mehr machen. So nahm er sich vor, den Tag richtig zu genießen. Es begann mit einem sehr schönen Frühstück, das er in aller Ruhe zu sich nahm und sogar lobende Worte für seine Frau fand, die ihm alles angerichtet hatte. Er umarmte sie und verabschiedete sich. Dann machte er noch einen Umweg zu einigen Freunden, die er schon lange nicht mehr gesehen hatte. Früher saßen sie häufig beisammen, hatten sich gut unterhalten und sich miteinander am Leben gefreut. Dazu hatte er in den letzten Jahren keine Zeit mehr gefunden. Vielleicht hatte er auch keine Lust gehabt. Nun konnte er sich plötzlich in aller Freiheit mit den Freunden unterhalten. Sie unterhielten sich sogar über einige Probleme und fanden auch Lösungsansätze. Anschließend machte er sich auf den Weg in sein Büro. Die Sonne schien, er fühlte sich wohlig warm. Sein Gesicht strahlte wohl eine gewisse Zufriedenheit aus. Die Menschen, die ihm begegneten bemerkten dies und lächelten zurück. Dieses Lächeln tat ihm sehr gut. In der Arbeit kümmerte er sich ganz besonders um seine Kunden. Er hatte Zeit für sie. Die Beratungsgespräche waren ohne alle Hektik. Er hatte keinen Zwang, irgendwelche Produkte zu verkaufen. So nahm er sich Zeit, seine Kunden ehrlich und ausführlich über die Produkte zu informieren. Das wirkte irgendwie ansteckend. Er war darüber glücklich und auch seine Kunden dankten ihm.

Als er am Abend seine Aufträge zusammenzählte, stellte er fest, dass der Umsatz gestiegen war und auch der verdiente Gewinn zugenommen hatte. Beschwingt ging er nach Hause. Dort empfing ihn seine Frau wie vor langer Zeit in seiner Ehe und servierte ihm sein Lieblingsgericht. Sie waren beide sehr aufmerksam für den anderen, unterhielten sich bestens und teilten Komplimente aus. In dieser Nacht erkannte er, dass es eigentlich keinen einzigen Grund für einen Selbstmord gab.

Er erkannte auch den Grund dafür. Er hatte seine Einstellung geändert. Das Leben hatte sofort reagiert und er vermerkte eine große Zufriedenheit. Daher beschloss er von diesem Tag an, jeden Tag so zu leben, als sei es sein letzter Tag, als gebe es keine drohende Zukunft. Er musste keinen Selbstmord verüben, sondern er kehrte wieder in das Leben zurück. Mit dieser Einstellung wurde er sehr glücklich.