Auferstehungs-Impressionen
Ich hatte die Gelegenheit, meine Ausstellung „Weg der Kreuze“ in sieben Gemeinden zu präsentieren. Dabei betonte ich stets, dass es sich hierbei nicht um einen Kreuzweg handelt, der den Tod Christi darstellt, sondern vielmehr um einen Weg der Kreuze, wobei das Kreuz als Wegweiser fungiert. Diese Perspektive ist sicherlich auch von unserer Geschichte geprägt. Wegkreuze sind an Straßen zu finden, und Marterln fungieren als Wegweiser des Denkens.
Ich habe diesen Gedanken weiterverfolgt und leite damit vom Kreuz zur Auferstehung über. Das Kreuz wird somit zu einem Wegweiser für die Auferstehung.
Aber was bedeutet Auferstehung? Ein Kreuz ist sichtbar, greifbar und materiell. Die Auferstehung hingegen ist eine abstrakte Idee. Im Christentum wird Auferstehung häufig als ein Wunder betrachtet, bei dem die Seele eines Verstorbenen in einen neuen, oft glorifizierten Körper zurückkehrt. Diese Vorstellung ist eng mit der Hoffnung auf ein ewiges Leben verknüpft, auch wenn es dafür keine greifbaren Beweise gibt. Es ist eine Frage des persönlichen Glaubens.
Selbst Menschen, die nicht an einen Glauben gebunden sind, haben ihre eigenen Ansichten zur Auferstehung. Sie interpretieren sie oft symbolisch, als Metapher für Erneuerung und Transformation im Leben. Dies kann einen Neuanfang nach schwierigen Zeiten oder einen inneren Wandel im Hier und Jetzt umfassen.
Eine Anfrage an die Philosophie bringt ebenfalls keine eindeutigen Antworten. Einige Philosophen beschäftigen sich mit der Natur der Existenz sowie der Beziehung zwischen Seele und Körper. Die Frage, ob die Seele nach dem Tod weiterlebt, wird intensiv diskutiert, und verschiedene metaphysische Theorien versuchen, das Verhältnis zwischen Körper und Geist zu klären. Existentialisten wie Jean-Paul Sartre und Martin Heidegger bieten keine klaren Antworten. Sie befassen sich mit der Bedeutung des Lebens und des Todes und betonen die Wichtigkeit, das Leben im Hier und Jetzt zu leben. Oft stellen sie die Idee einer Auferstehung in Frage, da sie den Fokus auf die individuelle Existenz legen. Andere Denker, wie Søren Kierkegaard, haben die Beziehung zwischen Glauben und Vernunft untersucht, insbesondere im Kontext der Auferstehung, und diskutieren, wie Überzeugungen das menschliche Leben und die Auffassung von Leben und Tod beeinflussen.
Es ist offensichtlich, dass die Auferstehung niemals eindeutig geklärt werden kann, da sie nicht beweisbar, nicht erfahrbar und daher nicht zu berichten ist. Dennoch ist es wichtig, darüber nachzudenken.
Vielleicht kann die Kunst Antworten auf die Frage nach der Auferstehung geben. In der christlichen Kunst finden sich zahlreiche Darstellungen der Auferstehung Jesu. Oft wird er in strahlendem Licht dargestellt, umgeben von Engeln oder Heiligen, was seine Göttlichkeit und das Wunder seiner Auferstehung unterstreicht. Berühmte Werke sind beispielsweise „Die Auferstehung Christi“ von Piero della Francesca und „Die Auferstehung“ von Duccio.
Heutzutage finden solche Darstellungen jedoch oft keine Glaubwürdigkeit. An die antiken Vorstellungen von Auferstehung orientiert sich kaum noch jemand.
Ein Bild von Annette Bartusch zeigt mir einen neuen Ansatz. Sie malt nicht gegenständlich, sondern nutzt Farben, Formen und Texturen, um das Gefühl von Transformation und Erneuerung auszudrücken. Bei ihr richtet sich die Auferstehung ebenfalls himmelwärts, könnte aber auch Naturmotive zeigen, wie das Erwachen der Flora im Frühling. Sie spielt mit Kontrasten zwischen Licht und Dunkelheit, um die Dualität von Leben und Tod zu verdeutlichen. Ihre Bilder ermöglichen es den Betrachtern, eigene Interpretationen und Emotionen in Bezug auf die Auferstehung zu entdecken. So habe auch ich meinen eigenen Weg gefunden, die Auferstehung bildlich auszudrücken.
Besonders beeindruckt hat mich ein Werk von Anselm Kiefer. Es zeigt eine Leiter, möglicherweise eine Strickleiter, die in den Himmel führt. Dieses symbolträchtige Werk hat mich zum Nachdenken über Themen wie Aufstieg, das Streben nach dem Übernatürlichen und die Suche nach Bedeutung angeregt. Die Materialien, die Kiefer verwendet, sind oft grob und erdig, was die Verbindung zur Natur und zu historischen Themen verstärkt. Der Himmel in seinen Bildern variiert, oft ist er düster oder dramatisch, was eine Atmosphäre von Melancholie und gleichzeitig Hoffnung erzeugt. Ich sehe in dem Bild eine tiefgründige Reflexion über menschliche Ambitionen und die Beziehung zur Spiritualität. Die Kombination aus Gegenständlichkeit und Abstraktion in Kiefers Werk ermöglicht es, sowohl realistisch als auch metaphysisch über das Thema nachzudenken.
Was mache ich nun mit all dem? Welche Gefühle habe ich, wenn ich an Auferstehung denke? Ich habe einige Versuche unternommen, die ich euch gerne präsentieren möchte.