Berlin wild
(2017) Berlin ist schwer in einem Wort zu beschreiben. Ich habe mich für „wild“ entschieden – natürlich eine maßlose Übertreibung.
Auf jeden Fall ist sie mit ihren 3,5 Millionen Einwohnern die größte Stadt Deutschlands – viele Jahrhunderte alt und trotzdem jung geblieben. Weil sie sich ständig neu zu erfinden scheint und niemals stillsteht. Berlin hat einen ganz spezifischen Reiz. Sie wirkt auf mich liebevoll provinziell, aber gepaart mit Lebendigkeit, Kreativität, Lebensfreude, Frechheit. Voller Parks, grünen Lungen, begrünten Straßen und immer mehr Bäume wachsen auch auf den Dächern.
Berlin ist sicherlich bunt. Ein Beweis sind schon die Auslagen in den Läden, nicht nur in den Schicki-Micki-Vierteln, sondern auch dort, wo Berliner wirklich zuhause sind. Man schmückt sich bunt, kleidet sich bunt. Und kreativ. Diese Vielseitigkeit der Stadt wirkt sich offensichtlich inspirierend auf viele ihrer Bewohner aus, weshalb es hier besonders viele Designer und Manufakturen gibt. Wer auf der Suche nach genau solchen einzigartigen Ideen und handwerklichen Kunstwerken ist, wird bestimmt fündig.
Berlin als Metropole ist gleichzeitig Hochburg für Kreativität aller Art und zieht Menschen an, die Lust haben diese hier auszuleben. Die Berliner sind offen für neue und interessante Produkte oder Projekte, offen für Kultur jeglicher Art. Dazu für eine Hauptstadt recht billig. Sonderangebote gibt es zuhauf. Umgekehrt bedeutet dies, dass die Künstler noch weniger verdienen als sonst wo in der Republik.
Berlin ist vielfältig, auch in den Außenbezirken. Vom Teufelsberg, wo die Amerikaner einst spionierten bis zum Übungsberg für die Flugversuche von Otto Lilienthal. Man ist überrascht, welche Besonderheiten Berlin zu bieten hat.
Und natürlich ist Berlin international. Nicht nur, weil die Regierung hier ihren Sitz hat und all die Diplomaten aus aller Welt in dieser Stadt wohnen, sondern auch sonst treffen viele Kulturen und verschiedene Menschen aufeinander, leben und arbeiten hier gemeinsam – und verleihen der Stadt ein ganz besonderes internationales Flair.
Dafür gibt es in Berlin kaum mehr Industrie. Die ist weggezogen. An anderen Orten lässt es sich anscheinend besser arbeiten, besser forschen, besser Geld verdienen. In Berlin ist eben die Politik und die Kultur zuhause.
Berlin sei unermüdlich sagt man, wie New York, der Stadt, die weltbekannt dafür ist, dass sie nie schläft – so behaupten das manche Bewohner auch für Berlin. Ob das stimmt, weiß ich nicht. Die Nächte sind in den meisten Vierteln eher ruhig. Und vergleichen sollte und muss sich Berlin auf keinen Fall.
Berlin ist nicht wild. Wild ist meine Bilderauswahl, die keinem System folgte. Zufällig. Wie ergeben Bilder den Charakter einer Stadt, wenn sie zufällig in einen Topf geworfen werden und dann zusammengefügt wiedererscheinen? Eben wie gezeigt. Denn vieles in Berlin ist wilde Zufälligkeit.