Der »Judensäcker«: Wo die Juden himmlisches Asyl fanden
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Diespeck mehrfach geplündert, niedergebrannt und die Bevölkerung durch Krankheit und Pestilenz dezimiert. 1650 gab es nur noch sieben Familien. Das hätte das Aus sein können.
Da siedelten sich Mitte des 18. Jahrhunderts Juden an, die aus Nürnberg vertrieben worden waren. Welch ein Glück.
1669 gab es hier schon eine jüdische Schule, zeitweise wuchs die jüdische Gemeinde bis auf 230 Personen an (um 1900). Dann setzte die Auswanderung nach Amerika ein. Mit der Naziherrschaft wurden die Juden 1938 vertrieben.
Übrig blieb lediglich der jüdische Friedhof. Ein Gedenken!
Er existiert seit dem Jahr 1786 und liegt abseits, oberhalb des Dorfes. Es ist typisch für die jüdischen Landfriedhöfe in Franken, dass sie von außen kaum eingesehen werden können. So ist auch dieser Friedhof von einer kleinen Baumgruppe verborgen. Angeblich sind für diese Lage ökonomische Gründe ausschlaggebend: Die Juden mussten die Grundstücke kaufen, und nur Flächen weit außerhalb der Orte an steilen Hängen waren erschwinglich. Das erste Grab wurde 1787 angelegt. Die Grabsteine sind teilweise in schlechtem Zustand, zum einen weil sie von unterschiedlicher Qualität sind, zum anderen, weil sie wohl auch mutwillig beschädigt wurden. Die Grabsteine sind eher schlicht mit klaren, klassischen Formen. Nur vereinzelt findet man verzierte Steine. Das weist darauf hin, dass die ansässigen Juden nicht eben reich waren.
Der Judensäcker ist gut erhalten, klein, aber mit seinen hohen Bäumen durchaus parkähnlich. 1937 fand die letzte Bestattung statt.
Für viele Juden war der Friedhof Heimat und Asyl. Ihr Leben in den fränkischen Gemeinden war nicht immer einfach. 150 Jahre lange dauerte dieses Asyl, wenn man so will, von 1787 bis 1937. Ihre Sehnsucht galt einem Leben im verheißenen Land, das für sie jedoch unerreichbar war, ein Leben lang.