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Königskind

 

Es war einmal ein König. Seine Untertanen waren verbittert und unzufrieden und sie fürchteten ihren Herrscher. Der König hatte dies erkannt, aber er konnte sich keinen Reim auf die Gründe machen.

Eines Tages ließ der König alle Bewohner am Stadtplatz versammeln, um ihnen etwas Wichtiges mitzuteilen. Gespannt und ängstlich richteten die Menschen ihre Blicke auf den König und waren neugierig auf die wichtige Mitteilung.

Der König sprach: „Ich habe heimlich ein Königskind unter eure Kinder gebracht. Behandelt es gut. Sollte ich erfahren, dass meinem Kind Schlechtes widerfährt, werde ich den Schuldigen zur Rechenschaft ziehen!“

Dann kehrte der König auf sein Schloss zurück. Die Stadtbewohner fürchteten die Strafe. Niemand wusste, welches das Königskind war. Wie sollten sie sich verhalten? Vorsichtshalber begannen die Menschen, alle Kinder in der Stadt so zu behandeln, als wäre jedes einzelne das Königskind.

Es vergingen viele Jahre. Die Kinder wurden zu Erwachsenen und bekamen selber Kinder. Der mittlerweile alte König beobachtete mit Genugtuung die Entwicklung in seiner Stadt. Aus der früher armen und schmutzigen Stadt wurde eine prachtvolle, weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte Stadt. Es gab Krankenhäuser, Schulen, eine große Bibliothek …

Die Bewohner waren zufrieden und glücklich.

Und warum?

Weil alle Bewohner die Kinder in der Stadt mit viel Liebe erzogen haben. Da niemand wusste, welches Kind das Königskind war, wurde jedes Kind in der Stadt so behandelt, als sei es das Königskind.