Psalm 38 Ich gehöre zu den Bösen
Lieber Gott,
darf ich dich „lieber Gott“ nennen?
Ich knie nieder und werfe mich zu Boden,
denn ich befürchte, dass du mir gram bist.
Du wirst mich für meine Missetaten bestrafen.
Ich finde das sogar gerecht.
Ich habe Gewissensbisse, weil ich Unrecht getan habe.
Sowohl gegenüber den Menschen, aber auch gegen dich.
Meine Sorgen haben mich niedergeworfen.
Ich bin krank, Fieberattacken beeinträchtigen mich.
Schweiß bedeckt meinen ganzen Körper, meine Ausdünstungen stinken.
Ich habe mich zurückgezogen und will niemanden mehr sehen.
Aber ich will wieder mit dir Kontakt haben.
Daher: lieber Gott. Ich will dich „lieber Gott“ nennen.
Ich will dir alle meine Vergehen bekennen.
Meine Dummheit und mein Versagen stinken zum Himmel.
Ich habe Menschen betrogen, falsche Eide geleistet,
Existenzen vernichtet.
Ich habe dich verleugnet, mich über alle deine Gesetze hinweggesetzt.
So haben sich meine Freunde und meine Familie von mir entfernt.
Ich bin allein, liege in einem engen Raum auf einer alten Matratze.
Es kommt mir vor, als hätte ich Watte in den Ohren und Blei auf der Zunge.
Meine Opfer frönen nun ihrer Schadenfreude.
Sie haben Genugtuung, weil es mir so schlecht geht.
Ich kann das verstehen.
Vielleicht werde ich nicht überleben.
Aber vor dir will ich meine ganze Schwäche bekennen.
Ich bitte dich, geh nicht so weit weg.
Lieber Gott, kannst du mir verzeihen und mich wieder annehmen?
Kannst du zu mir zurückkommen?
Nimm mich in deine Arme und gib mir deine Liebe.