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Psalm für Ostersamstag

Psalm für Ostersamstag

 

Es gibt Zwischentöne, Zwischenräume, Zwischenphasen, einfach Tage dazwischen. Also Zwischentage.

Manchmal ist das „zwischen“ so unauffällig, dass wir es gar nicht wahrnehmen. Diese Tage wandeln sich zu Nicht-Tagen. Der Wind weht, aber wir spüren ihn nicht. Die Wolken regnen sich ab, aber wir bemerken die Nässe nicht. Der Donner röhrt, aber wir hören ihn nicht. Die Welt rattert, aber sie ist weit entfernt.

Solche Zwischentage sind kein Erleben, sie sind Erschöpfung pur.

Wir liegen auf dem Boden, wenige Gedanken pulsieren in unserem Körper. Wir fühlen zwar, dass wir leben, aber gleichzeitig spüren wir, das Ende nahen. Ein Ende sieht man nicht, hört man nicht, fühlt man nicht. Man riecht es höchstens. Es riecht sehr intensiv.

Uns fehlt jede Hoffnung, jeder Impuls, jeder Anstoß. Wir erkennen keine Pläne, können die nächsten Schritte nicht beschreiben, sind nicht bereit zu handeln.

Zwischentage haben zwar eine Vergangenheit, aber keine Zukunft. Zwischentage gedenken mit Trauer vergangener Ereignissen. Sie entgleiten uns irgendwann. Sie verschütten all unsere Perspektiven. Die Sinnlosigkeit schleicht sich in unser Gemüt.

Auch an einem solchen Zwischentag werden Kinder geboren, streiten sich Menschen, explodieren Bomben, erliegen Menschen ihren Krankheiten.

Aber an Zwischentagen wehren wir uns nicht, lehnen wir uns nicht auf, protestieren wir nicht.

Wir lassen zu, was geschieht. Denn es ist alles vollbracht. Es ist alles gesagt. Es gibt keine Hoffnung mehr.

Wir sind am Ende. Das Ende sollte gut sein, so hat uns das Gott eigentlich versprochen. Vielleicht ist es noch nicht das Ende, weil es nicht gut ist. Vielleicht können wir wieder Hoffnung haben.

So bitten wir Dich, um einen Neuanfang, um Funken der Hoffnung. Gib uns deine Hand und ziehe uns heraus aus dem Zwischentag. Gib uns einen Hauch Deiner Kraft. Gibt uns ein Korn Deiner Göttlichkeit. Schenke uns einen Impuls Deiner Großzügigkeit. Versorge uns mit einer kräftigenden Ruhe.