Psalm: Ich bin ein Kind
Noch klein.
Noch hilflos.
Ich habe das Leben noch vor mir.
Aber bereits das Jetzt frustriert mich. Ich bin nervös, gestresst, überfordert und verwirrt.
Ich möchte umarmt werden.
Aber niemand hat Zeit.
Ich bin heute aufgewacht. Ein schöner Tag. Die Sonne schien. Ich wollte den Tag selbst gestalten.
Ich wollte mir ein Kleid aussuchen. Mir wurde aber gesagt: „Nein, dafür haben wir keine Zeit.“ Ein Kleid wurde auf mein Bett gelegt. Aber gerade dieses Kleid mag ich nicht.
Das hat mich traurig gemacht.
Ich wollte mein Frühstück ganz allein essen. Mit den Fingern. Mir wurde dies verboten: „Nein, du machst alles schmutzig. Ich helfe dir.“
Das hat mich frustriert.
Ich wollte ganz allein zum Auto gehen und einsteigen.
Ich wurde aber mit harter Hand über den Weg gezerrt: „Komm jetzt, wir müssen schnell machen.“
Niemand schenkte mir die notwendige Zeit.
Niemand hat mit mir Geduld.
Ich soll funktionieren, kann aber nichts gestalten.
Ich musste weinen.
Ich wollte umarmt werden.
Mir wurde aber gesagt: „Nein, mach nicht so ein Theater.“
Ich habe das Gefühl, dass ich nicht machen darf, was ich möchte. Ich muss mich fügen.
Andere bestimmen über mich.
Ich kann mich nicht wehren. Ich kann ja nicht einmal reden, nicht argumentieren.
Ich kann niemand zu Hilfe holen.
Andere bestimmen über mich. Ich verstehe den Sinn ihrer Anordnungen nicht. Ich weiß nur, dass ich alleine bin.
Ich kenne keinen Gott, den ich um Hilfe bitten könnte.
Meine Mutter hat keine Zeit. Sie sagt, sie ist alleinerziehend. Deshalb muss sie viel arbeiten.
Mein Vater ist irgendwo, kümmert sich nicht.
Meine beiden Schöpfer haben keine Zeit, mich zu umarmen.
Oder mir von Gott zu erzählen.