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Ummerstadt, die kleinste Stadt Thüringens – Entlang der innerdeutschen Grenze

837 aktenkundig geworden, damals unter dem Namen “Underangewe”. Stadt seit 1394. Klein: angeblich Thüringens kleinste Stadt, und die zweitkleinste in Deutschland. Schön: Thüringens Rothenburg genannt.
Vergleiche hinkte, Ummerstadt hat eine eigene Stadtpersönlichkeit. Fachwerk-Fassaden machen seinen Reiz aus, der ganze Ort besteht aus Fachwerkbauten. “Töpferstadt” nennt man sich selbst. Dieses Handwerk war hier einst sehr verbreitet. Heute gibt es keine mehr.
Wahrzeichen ist die Stadtkirche, die Bartholomäuskirche. Sie wirkt irgendwie disproportioniert. Sie soll im gotischen Spitzbogenstil erbaut worden sein. Doch davon ist nichts mehr zu erkennen. Das Langhaus hat man jedenfalls aufs gründlichste barockisiert. Die Kirche ist verschlossen.
Ansonsten ist die Stadt einzigartig, ein Fachwerkhaus neben dem anderen. Mit großen Hofeinfahrten – alle sorgfältig geschlossen. Dahinter vermutlich Lagerräume. Das Rathaus ist das größte und repräsentativste Fachwerkgebäude in Ummerstadt. Das 450 Jahre alte Gebäude hat eine wunderbare Fachwerk-Fassade – und dominiert den Marktplatz. Anscheinend braucht die Stadtverwaltung nicht so viel Raum, denn man hat noch ausreichend Platz für eine Gaststätte.
Ummerstadt wirkt wie ein Frei-Stadt-Museum. Es gibt kaum Läden. Keinen Metzger, keinen Bäcker. Und man sieht auch fast keine Menschen. Das gelbe Post-Auto.
Nachkriegsgeschichte. Noch 1945 fliegen die Amerikaner einen Angriff auf den Ort. Sie besetzen ihn und räumen ihn für die Russen. Ummerstadt liegt in Grenznähe. Daraus hat der Staat die Verpflichtung abgeleitet, dass hier nur zuverlässige Bürger leben dürfen. Die Unzuverlässigen werden als „politisch unzuverlässige Bürger“ ausgesiedelt. Andere sind in den Westen geflohen. Diese errichten 1963 am Eichenbühl das „Ummerstädter Kreuz“ zum ewigen Gedenken. Es ist den Ummerstädtern sehr wichtig.

Dieser Beitrag ist die Verbindung zwischen Stadt und Grenze. Ich möchte Sie einladen, meine neue WEB-Seite http://grenze.schwanfelder.info zu abonnieren.
Und ich empfehle natürlich mein Buch: Grenzgänge – 89 Erinnerungsorte an der ehemaligen innerdeutschen Grenze“.