Impressionen aus dem Oman

Impressionen aus dem Oman

Der Fischmarkt in Muscat

Fischauktion und Fischmarkt in Batinah

Gebirge, Wadis und Oasen

Ein kleiner Küstenort mit Namen Quriyat

Muscat, die Hauptstadt von Oman

Schiffsbauer-Stadt Sur

Einladung nach St. Martin

Einladung zur Vernissage der Ausstellung "Weg der Kreuze"

Am 12. Januar um 10.00 Uhr in der Kirche St. Martin in Fürth

Ich freue mich Euch bekanntzugeben, dass ich die Ausstellung „Weg der Kreuze“ vom 12. Januar bis 26. Januar in der Kirche von St. Martin in Fürth präsentieren kann.

Für mich eine Besonderheit, denn  dies ist meine Jugendgemeinde. Hier bin ich konfirmiert worden und habe die Jugendarbeit geleitet. Lang ist es her.

Am 12. Januar um 10.00 Uhr wird im Foyer Kaffee und Kuchen ausgegeben. Es folgt ein geistliches Wort als Überleitung zu den Kreuzen. Dann erkläre ich meine künstlerische Sicht auf die Ausstellung. Sigi Staab begleitet mich musikalisch.

Wer die Ausstellung noch nicht gesehen hat, ist herzlich eingeladen.

Am Montag, den 13. Januar um 19.00 Uhr findet ein Kunstgottesdienst statt mit dem Titel „Kunst und Kreuz“. Die Bilder sollen von den Zuschauern aus einem anderen Blickwinkel wahrgenommen werden. Ich bin auf diese Veranstaltung sehr gespannt.

Die St. Martinskirche befindet sich oberhalb der Billinganlage in der Hochstr. 14

Kommet zuhauf

„Weg der Kreuze“ führt nach St. Martin

Fotografisch hat Werner Schwanfelder seinen „Weg der Kreuze“ nachgezeigt. Nach Stationen im Landkreis ist die Ausstellung nun in der Fürther Kirche St. Martin zu sehen. Foto: Werner Schwanfelder

AUSSTELLUNG Fotografien widmen sich dem Hauptsinnzeichen des Christentums – Überraschung inklusive.

Reinhard Kalb

 

Die Ausstellung „Weg der Kreuze“ ist von diesem Sonntag an bis zum 26. Januar in St. Martin in Fürth täglich von 9 bis 16 Uhr zu besichtigen. Am 13. Januar um 19 Uhr findet ein Extra-Gottesdienst zur Ausstellung mit Musik und spezieller Beleuchtung statt.

Zu den merkwürdigsten Paradoxien des Christentums zählt der Widerspruch zwischen Aussage und bildlicher Darstellung beim Kernthema. Die Botschaft lautet: Christus ist von den Toten auferstanden und gen Himmel gefahren. Der Tod ist besiegt. Und wenn auch der Gläubige hienieden stirbt, so ist ihm doch ein neues Leben ganz anderer Art gewiss.

In den Kirchen, am Wegesrand, in Feld, Wald und Flur sieht man jedoch nicht den auferstandenen, von der Last des Diesseits befreiten Christus, sondern den sterbenden oder toten Jesus am Kreuz, am Tiefstpunkt menschlicher Existenz. Schmerz und Leiden sind nachvollziehbar, deren Überwindung durch göttlichen Eingriff offenbar nicht. Demnach hätte ja doch der Tod das letzte Wort. Könnte man meinen. Konsequent waren da die Hussiten des späten Mittelalters, sie ersetzten das Kreuz durch den Abendmahlskelch.

Dieses Paradoxon ist offenbar auch dem Fotografen Werner Schwanfelder aufgefallen. Seine Fotoausstellung „Weg der Kreuze“ in der Fürther Martinskirche (Hochstraße 14) versucht, Tod und Weiterleben, Leid und Leidüberwindung miteinander zu fusionieren. „Weg der Kreuze“ ist kein Kreuzweg nach katholischem Verständnis. Also keine Darstellung des Leidensweges Christi vom Urteil des Pilatus bis zur Grablegung.

Stattdessen kombiniert der Obermichelbacher in seinen 18 großformatigen Bildern Mehrfachbelichtungen und Überbelichtungen zu fotografischen Gemälden. So hängt ein durch Überbelichtung in sphärischem Weiß strahlender, feminin wirkender Christus am Kreuz. Bei genauerem Hinsehen erkennt der Betrachter: Das ist ja eine Christa. Die Gestalt hat einen Busen. Wer jetzt empört nach Luft schnappt, sollte sich fragen: Gilt die Nachfolge Christi nicht auch für Frauen?

Andere Fotografien zeigen hölzerne Kreuze in fortgeschrittenen Graden der Verwitterung, umwickelt mit Stacheldraht, in freier Landschaft oder verlassenen Werkhallen stehend, sehr plastisch oder, in psychedelische Farbmuster getaucht, ihre Plastizität preisgebend. Auch die Christusfigur hängt nicht plastisch am Kreuz, sondern schwebt vielmehr als Doppelbelichtung am bzw. vor dem Gebälk. Eine Idee, die schon Salvador Dal´í in einem Gemälde umgesetzt hatte. Solcherart verfremdet, darf sich der Betrachter seine Gedanken machen über die Neuinterpretationen eines uralten Bildmotivs.

Den Übergang von der Immanenz in die Transzendenz, vom Diesseits ins Jenseits, veranschaulicht Werner Schwanfelder mittels einer Schere. Aus einer bedruckten Leinwand hat er ein Kreuz ausgeschnitten. Der Stoff in Kreuzesform baumelt noch im Bild, doch die Lücken links, rechts und unten gewähren Einblick in den Bereich dahinter.

Davon abgesehen, ist das Kreuz kein Monopolsymbol des Christentums. Es ist eines der ältesten Symbole der Menschheit, das für Himmel und Erde, Hoch und Niedrig, Mann und Frau und für alle vier Himmelsrichtungen steht. Ursprünglich für den evangelischen Kirchentag in Nürnberg konzipiert, hat Schwanfelder bereits in den Gemeinden Veitsbronn, Tuchenbach und Zirndorf seine Ausstellung gezeigt – mit unterschiedlicher Resonanz, von null Reaktion bis zum Kauf einzelner Bilder.

Die Segenkugeln

Die Segenkugeln

War es ein Traum oder ein Schimmer des Unterbewussten in der Realität? Wie auch immer, ich stand vor Gott. Er wirkte auf mich nicht göttlich, wobei ich ihn nicht beschreiben kann. Gott kann man eben nicht beschreiben. Er sagte zu mir: „Ich habe dich hierher bestellt, weil ich eine Aufgabe für dich habe.“ Ich war einigermaßen überrascht. Bisher dachte ich immer, Gott benötige keine menschliche Hilfe. Aber ich lasse mich gerne überraschen.

Neben Gott stand ein riesiger Korb. In diesem befanden sich Kugeln. Zuerst dachte ich, es seien Hagelkörner, die er über die Erde verstreuen wollte. Als ich aber eine dieser Kugeln anfasste, stellte ich fest, dass sie warm waren, ziemlich elastisch, aber dennoch geschützt von einer durchaus festen Haut.

Gott beobachtete mich. Er konnte mir meine Fragen vom Gesicht ablesen. Daher beeilte er sich, mich aufzuklären. „Das sind Segenskugeln.“ Sagte er, was ich aber nicht sehr erklärend empfand. „Du weißt doch, wie Gott auf die Welt einwirkt? Einfach mit seinem Segen. Wenn du so willst, motivierende ich die Menschen über den Segen, den ich auf sie verteile.“ Ich nickte, obwohl ich immer noch nicht so richtig verstanden hatte. Aber wer versteht schon Gott?

„Ich bitte dich um deine Hilfe.“ Sagte Gott. Er lenkte meine Blicke nach unten. Nun erst fand ich Aufmerksamkeit für meine Umgebung. Wir standen auf einer Brücke oder auf einer Aussichtsplattform. Unter uns war eine Erdenfläche, auf der sich viele Menschen befanden. Als ich genau hinsah, erkannte ich viele bekannte Gesichter. Unter den Menschen waren viele Freunde, meine Kinder und Enkelkinder, Verwandte, Nachbarn, aber auch Menschen, die ich im Augenblick gar nicht einordnen konnte.

„Du nimmst die Segenkugeln und wirfst sie hinunter auf die Menschen. Wenn sie treffen, springen sie auf und der Segen ergießt sich in den Menschen. Diese haben daraufhin ein großes Glücksgefühl.“ Ich sah Gott an, zweifelte keinen Augenblick an seinen Worten. Natürlich wollte ich ihm behilflich sein. Ich nahm eine der Segenkugeln und warf sie mit aller Kraft hinunter auf die Menschen. Ich dachte mir, hoffentlich trifft sie einen Menschen, denn sonst geht der Segen verloren. Aber darüber musste ich mir keine Sorgen machen, denn jede Kugel die ich hinunter auf die Menschen warf, traf exakt.

Bei jedem Treffer jubelten die Menschen, rissen die Hände hoch, stießen Freudenschreie aus und umarmten sich. Der Segen schenkte den Menschen ein übergroßes Glücksgefühl. Das motivierte mich. Ich warf mit aller Kraft eine Kugel nach der andern auf die Erde. Ich war ziemlich beschäftigt, weil in dem großen Korb eine fast unendliche Anzahl von Kugeln lag. Ich nahm jede einzelne Kugel in die Hand und warf sie auf die Erdenmenschen. Diese wurden nicht weniger. Die Glücklichen zogen weiter, widmeten sich ihrem Leben mit einem neuen Elan. Andere kamen, die noch nicht glücklich waren und hofften ebenfalls auf den Segen. Ich war sehr beschäftigt. Irgendwann nahm schließlich der Vorrat an Kugeln ab. Ich hatte Angst, dass ich nicht alle Menschen mit Segen versorgen konnte. Obwohl ich erschöpft war, bat ich Gott um neue Kugeln. Aber dieser behauptete, es sei genug für heute. Er werde bald wieder neue Segenkugeln herstellen. So warf ich alle Kugeln hinunter auf die Menschen. Als ich die letzte Kugel mit aller Kraft auf die Erde warf, dachte ich einen Augenblick mit Entsetzen, dass ich für mich keine Kugel aufgehoben hatte. War ich jetzt ohne Segen?

Als ich Gott dies fragen wollte, durchzog mich ein Zucken und ich war anscheinend wieder in meiner Realität angelangt. Hatte ich doch nur geträumt? Ich war etwas benommen und nicht ganz klar im Kopf. Aber klar sah ich vor mir eine dieser Kugeln. Sie lag auf dem Tisch. Auf meinem Tisch. Ich wollte sie in die Hand nehmen, da zerbrach sie, löste sich in ein Licht auf und war verschwunden.

Nun bin ich getröstet, denn diese Segenskugel hat mich erreicht.

Ich denke an den Heiligen Geist

Ich denke an den Heiligen Geist

Ich habe Zeitung gelesen. Kein Grund zu einer Freude. Und doch, ich fühle mich herausgefordert. Was ist aus unserer Gesellschaft geworden? Überall auf der Welt. Was ist aus uns Menschen geworden?

Bald werden sie wieder einwandern: Die Parther, Meder und Elamíter, die Bewohner von Mesopotámien, Judäa und Kappadókien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrýgien und Pamphýlien, von Ägypten und dem Gebiet Líbyens nach Kyréne hin, auch die Römer, die Juden und Proselýten, die Kreter und Áraber. So war das damals zu biblischen Zeiten. Heute wäre vom Irak und von Iran, Syrien und der Türkei die Rede. Die biblische Pfingstgeschichte spielt im Melting Pot Jerusalem. Es ist dort ein buntes Völkergemisch mit Menschen aus aller Herren Länder unterwegs.

Das Besondere ist: Es kommt zu einer großen, wundersamen Verständigung unter ihnen. Pfingsten ist das christliche Fest, das daran erinnert. Ich merke mir: Plötzlich haben sich die Menschen verstanden, nicht nur sprachlich, sondern auch inhaltlich. Und sie haben sich zugehört.

Dabei war diese Entwicklung wirklich nicht abzusehen: Die Apostel haben sich nach dem Tod des Jesus von Nazareth verängstigt, verwirrt und kleinlaut hinter verschlossene Türen zurückgezogen, während draußen auf den Straßen ein „Menschenauflauf“ stattfindet. Da fährt ein neuer Geist in sie, und sie begreifen, dass Abschottung, Verkriechen und Selbstabschließung nicht der geeignete Weg ist. Sie überwinden ihre Angst, sie mischen sich unter die Völker, sie reden davon, dass Jesus nicht tot, sondern lebendig sei. Und sieh da: Es geschieht ein Kommunikationswunder; jeder Zuhörer kann sie in seiner Muttersprache verstehen. Die Bibel nennt dies das Wunder des Heiligen Geistes.

Ich sehne mich nach einem solchen Wunder. Ich habe heute in der Zeitung von Russland und Ukraine gelesen, von Slowenien, von Ungarn, von Schweden und auch von Deutschland. Es sind Geschichten des Nichtverstehens. Daraus entsteht ein Klima der Provokation, der Angst, der Beschädigung.

Der Geist des Jahres 2024 ist kein Geist der Offenheit, er überwindet keine Barrieren, im Gegenteil: Er grenzt aus, er trennt, er verachtet, er verleugnet und verleumdet.

Wie die Jünger haben wir Angst. Deshalb schotten wir uns ab. Wir sprechen von „Festung Europa“. Darunter verstehen wir, dass unser Kontinent die Zugbrücken hochziehen kann und alles wird gut. Die Flüchtlinge sollen nach Staaten wie Ruanda transportiert werden, die viel Geld dafür bekommen, dass sie eine Asylprüfung vornehmen und dann die Flüchtlinge bei sich aufnehmen oder nach irgendwohin weiterschicken. Großbritannien hat dieses Modell entwickelt und so das winzige Ruanda zu einem big player in der Flüchtlingspolitik gemacht.

Es wird nicht funktionieren. Außerdem wirkt diese Abschottungspolitik -sicherlich ungewollt – nach innen in die Gesellschaft hinein. Die suggeriert den Menschen: Ihr seid in Frieden und Sicherheit. Aber es kostet Kraft und Strenge und Härte. Kein Mitleid erwünscht. Mauern, Zäune und Grenzkontrollen sollen eigentlich Ängste sedieren, aber in der Realität wecken sie diese umso mehr. Uns werden auch unsere Widersprüche klar vor Augen gehalten: Unsere Mobilität innerhalb der EU und auch die Mobilität ihrer Bürger nach draußen in die weite Welt soll grenzenlos sein. Auch die Finanz- und Warenströme sollen freizügig funktionieren. Nur nicht die Migrantenströme. Das wird nicht funktionieren. Im Gegenteil, wir untergraben die Freiheit, die wir eigentlich schützen wollen.

Nun stelle ich mir die Frage: Könnte ich dieses Problem lösen? Die einen aufnehmen und integrieren, die Anderen abhalten? Habe ich die richtigen Ideen? Ich weiß es nicht. Aber ich wünsche mir, dass der Heilige Pfingst-Geist uns erfasst, unsere Angst vertreibt, uns verstehen lässt. Vielleicht finden wir dann Lösungen. Ich wünsche mir einen Hauch von Heiligem Geist.

 

Verteidigung der Demokratie

Verteidigung der Demokratie

Liebe Freunde,

 

Weihnachtszeit, Jahreswende. Man kann viel nachdenken. Ich denke über die Demokratie nach. (schon seit einiger Zeit)

 

Ich empfand das Jahr 2024 voller Krisen (natürlich verstärkt durch meine persönliche Krise – ich bin also nicht ganz neutral.) Diese Krisen machen Angst; manchen mehr, manchen weniger. Ich denke, es wäre gut, sie einfach nicht zu beachten. Aber das kann ich nicht. Weil ich feststelle, dass die Krisen nicht mehr „stand alone“ sind, sondern zusammenhängen, vernetzt sind. Der Sack Reis, der in China umfällt betrifft plötzlich auch Obermichelbach.

 

Beispiele: Durch den Krieg in der Ukraine schrumpft die Getreideproduktion, Lebensmittelausfuhren werden gestoppt, der Hunger steigt auch in weit entfernten Ländern. Menschen sehen sich gezwungen, ihre Heimat zu verlassen.

Der ruchlose Angriff aus Gaza, provoziert die Israeli zu überbordender Reaktion. Der Libanon mit der Hisbollah mischt sich ein. Der Iran fühlt sich berufen, Israel anzugreifen. Die wiederum zerstören das Waffenarsenal der Iraner. Die Schutzmächte von Syrien`s Assad verlieren die Macht und Syrien befreit sich. Vielleicht erkämpfen sich nun die Kurden einen eigenen Staat, vielleicht werden die Huthis im Jemen noch vertrieben. Dann könnten eigentlich Saudis und Israeli Freunde werden.

 

Wahrscheinlich ist die Wirklichkeit noch viel verschachtelter als wir uns das vorstellen. Viele Akteure wirken im Hintergrund mit. Es wird immer schwieriger, die gegenwärtige Situation vollständig zu erfassen.


Wir beobachten an allen Ecken: Politik kann nicht mehr so funktionieren wie früher. Ein 75 Jahre altes Grundgesetz trifft auf eine moderne Welt. Viele ahnen bereits, dass sich etwas Grundlegendes ändern muss. Obwohl sich das Grundgesetz bewährt hat. Es ist unsere Festung gegen Demokratiezerfall. Vielleicht müssen wir es noch mehr schützen und verinnerlichen. (Wie viele 16jährige kennen das Grundgesetz?)

 

Ich bin ein Fan unseres Grundgesetzes. Kurz vor Ende des Jahres, in dem es 75 geworden ist, hat das Grundgesetz noch einmal seine große Stärke gezeigt. Gemäß seiner Regeln hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Freitag seine Entscheidung verkündet, den Bundestag aufzulösen und für den 23. Februar 2025 Wahlen anzusetzen. Es läuft also alles seinen rechten Gang.

 

Klar, Deutschland steckt in wirtschaftlichen Schwierigkeiten, das Wachstum schwächelt, die Menschen sind von Selbstzweifeln geplagt, aber wir können mit einem Standortvorteil auftrumpfen. Wir verfügen über eine funktionierende Demokratie mit verlässlichen Institutionen.

 

In Südkorea glaubte ein Staatsoberhaupt, einen Haushaltsstreit per Kriegsrecht lösen zu können. In den USA träumt ein designierter Präsident von diktatorischer Macht. In Frankreich verliert der Staatspräsident zunehmend die Kontrolle, nachdem er kopflos Parlamentswahlen angesetzt hatte und mit immer neuen Premierministern versucht, das ihm nicht genehme Wahlergebnis zu ignorieren.

 

Propagandisten bieten in solchen Krisenzeiten einfache Lösungen an, die es aber in der Realität nicht gibt. Technologischer Fortschritt, das Streben nach Individualität und die Ausdifferenzierung der Gesellschaft erzeugen unglaubliche Vielfalt. Die Welt ist komplex. Sie lässt sich nicht „vereinfachen“.


Für komplizierte Probleme gibt es dennoch eine Lösung, wenn man nur lange genug darüber nachdenkt und die Verknüpfungen berücksichtigt. In der wirklichen Welt hängt alles mit allem zusammen. Komplexe Gebilde, wie eben Gesellschaften oder Ökosysteme, sind schwer zu beeinflussen. Deswegen müssen wir vollständig umdenken: Aktuelle Probleme kann man nicht mit der Denkart der Vergangenheit lösen. An diesem Umdenken sollten wir alle arbeiten.

 

Es fehlt der Platz (oder Räume), in denen wir solche durch Krisen hervorgerufene Sorgen und Nöte, aber auch Wege zu Lösungen besprechen können. Ich kenne keine Gruppe, keine Institution, keinen Freundeskreis, wo ich Lösungen erarbeiten könnte. Dennoch, es sollte möglich sein. Eine Überzeugung für mich, eine Gewissheit für Mitstreiter und eine Ausbreitung in die Welt. Doch geht das? Leben wir nicht alle in Blasen, die einander bestätigen? Ich gebe zu, ich kenne in meinem Freundeskreis keinen AfDler. (Glücklicherweise.)

 

In den vergangenen Jahren kamen immer weniger Menschen in großen Organisationen wie Kirchen und Parteien zusammen; eine Entwicklung, die durch die Coronapandemie verschärft wurde. Die Sozialen Medien können das nicht ersetzen. Wir müssen uns sehen, zuhören, erleben, riechen, gegenseitig Raum geben – nur so gelingen Debatten und Begegnung. Nur so gelingt Demokratie. In der Begegnung entsteht eine neue Wirklichkeit.


Ich suche (wir sollten suchen) einen Raum, in dem unterschiedlichste Menschen einander zuhören und miteinander arbeiten, selbstwirksam und gemeinsam kreativ. So könnte Demokratie aussehen. Gibt es solche Räume nur in Berlin oder auch in Nürnberg, Fürth oder Obermichelbach?


Viele Menschen sind mangels Einkommen, Bildung und mit einer schwierigen Lebenssituation kaum in der Lage, am politischen Leben teilzunehmen. So wird aus sozialer Ungleichheit eine demokratische Ungleichheit. Andere Menschen sind so reich, dass sie gleich ganze Zeitungen und Social Media-Plattformen kaufen, um die Politik zu beeinflussen. Jeder, der einen Tesla fährt muss dies einkalkulieren. Extreme Ungleichheit ist ein Problem und zerstört die Demokratie. Muss Ungleichheit abgebaut werden, um die Demokratie weiterzuentwickeln?

 

Ich sehe noch keine Lösungsansätze, aber Verteidigungslinien: Der verstärkte Schutz des Verfassungsgerichts ist nötig geworden, weil die Feinde der Demokratie auch in Deutschland erstarken und auf Schützenhilfe von Gesinnungsgenossen aus verschiedenen Himmelsrichtungen bauen können. Steinmeier hat vor Einflussnahme aus dem Ausland gewarnt und dabei explizit die Plattform X (des AfD-Unterstützers Elon Musk) erwähnt. Wenn der reichste Mann der Welt auch nur einen kleinen Teil seiner nahezu unbegrenzten Mittel in den Dienst von Feinden dieser Demokratie stellt, ist das keine Kleinigkeit, sondern muss das für die deutsche Demokratie den Verteidigungsfall bedeuten. Für den von Russlands Gewaltherrscher Wladimir Putin geführten hybriden Krieg gilt dies ohnehin. Besonders haarsträubend das Beispiel Rumänien, wo mutmaßlich russische Machenschaften eine Wahlwiederholung zur Folge haben. Erwähnen muss man auch Ungarn und die Slowakei.

Was unser demokratischer Staat machen muss, ist eigentlich klar: Er muss in extrem schwierigen Zeiten in der Lage sein, funktionierende Regierungsbündnisse über weltanschauliche Grenzen hinweg zu bilden und Mut zu längst nötigen Entscheidungen zu finden. Es muss gelingen, gegen das aggressive Russland deutlich mehr in die Verteidigung zu investieren, die Wettbewerbsnachteile für deutsche Firmen abzubauen und zugleich den sozialen Frieden im Land zu erhalten. In Zeiten der Verunsicherung muss der Staat dem Gefühl des Kontrollverlusts entgegenwirken.

In den vergangenen Jahren ist viel Vertrauen verloren gegangen. Als Merkel-Anhänger muss ich erkennen, dass diese Ära sich in der Rückschau als Phase des Eskapismus (Flucht vor der Realität in Illusionen) versteht. Gefährliche Abhängigkeiten wurden verdrängt, die Modernisierung wurde verschleppt. Die großen Koalitionen konnten nur Minimalkompromisse bei geringstem Widerstand zustandebringen. In den Ampeljahren wiederum entstand der Eindruck eines überforderten politischen Personals. Die nächste Regierung kann sich keine Fehlversuche mehr erlauben, sie muss sich bewähren.

Eine Power haben wir: Auf das Grundgesetz ist Verlass. Aber wer sich nur darauf verlässt, ist vermutlich dennoch verloren.

Ich frage mich, was kann ich tun?

Ich habe natürlich keine Antwort. Daher bin ich auch sehr unzufrieden mit dem, was ich hier niedergeschrieben habe. Ich fasse ja nur Tatbestände zusammen. Ich trage keine Lösung vor. Aber vielleicht liest es der eine oder andere und macht sich darüber Gedanken. Viele Gedanken auf der ganzen Welt führen vielleicht zu Lösungen. Ich schicke euch eine Portion Hoffnung.

 

 

Werner Schwanfelder, zum Jahresende 2024;

Weitergeben und abschreiben ist erlaubt.

 

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Gott, hast Du heute schon die Zeitung gelesen?

Gott, hast Du heute schon die Zeitung gelesen?

(Ein etwas anderer Psalm, man könnte auch Gebet sagen.)

Ich lese jeden Morgen zwischen 7.00 und 8.00 Uhr die Zeitung. Meine Wellensittiche schlafen noch, erst gegen Ende der Lektüre fangen sie an, zu zwitschern. Mein einziger Trost.

Ich will mit jemanden über die Lektüre reden. Also rede ich mit Gott. Mit wem sonst?

Ich halte es mit Kant: Gott kann man nicht beweisen, aber die Nichtexistenz Gottes kann man auch nicht beweisen.

Also: Gott, hast Du heute schon Zeitung gelesen? (Heute ist der 6.12.2024)

Frankreich erlebt einen dramatischen Moment in seiner Geschichte, einen Kippmoment. Nicht nur politisch, das ganze Staatssystem ist schwer unter Druck.

Wie geht es weiter? Bürgerkrieg, Finanzkrise? Wie kann sich das Volk versöhnen und seine Gesellschaft in Ordnung bringen. Wir sind das Volk und wollen, dass es dem Volk gut geht.

Im türkischen Reyhanlı, an der Grenze zu Syrien, können viele nicht fassen, was da drüben in ihrer Heimat gerade passiert. Sie feiern, weil der Diktator schwächelt. Und müssen sich doch erst daran gewöhnen, dass vielleicht nicht alles verloren ist.

Ist das Hoffnung? Jedenfalls gibt es wieder viele Tote.

Es ist erstaunlich, wie gut die FDP mit dem Argument der Schuldenbremse alles verhindern konnte, was Mietern und Klima zugutegekommen wäre – obwohl das langfristig sehr viel Geld kosten wird.

Weißt Du Gott, dass sich selbst in Deutschland viele Menschen keine Wohnung mehr leisten können?

Seine Immunität als litauischer Seimas-Abgeordneter ist Remigijus Žemaitaitis seit Dienstag los. Es kann wieder gegen ihn ermittelt werden. Vorgeworfen werden ihm antisemitische Äußerungen und Holocaust-Leugnung.

Die Rechten sind auf dem Vormarsch. Warum finden Verleumdung, Verletzung, Hass eine so große Bedeutung?

Tatsächlich spitzt sich die Kita-Krise in Deutschland seit Jahren zu. Derzeit fehlen mehr als 400 000 Plätze, und in den Einrichtungen wird der Druck immer größer.

Wir sind nicht in der Lage, unsere Jüngsten gut zu betreuen. Wir sind schuld, nicht Gott. Was soll aus den Kindern einmal werden?

Es gebe keinen Bereich, in dem die Organisation (gemeint: die OSZE) nützlich sein könne, schimpft er (Lawrow) und behauptet, der Westen sei schuld an der „Entstehung eines neuen kalten Krieges“. Er warnt, die Sache könne „in ein heißes Stadium“ übergehen. Es folgen Verdrehungen und Phrasen des Kremls samt der Behauptung, in der Ukraine regiere ein Nazi-Regime, das Russland bekämpfen müsse.

Wir kann man die Wahrheit so auf den Kopf stellen? Es gibt Menschen, die haben kein Gewissen. Kann ich mich dafür bei Dir beklagen?

Gazas Bewohner erhalten nur ein Drittel der Wassermenge, die sie laut WHO zum Überleben brauchen. Zerstört Israel gezielt die Versorgung? Satellitenbilder und Analysen von Hilfsorganisationen legen das nahe.

Ich muss eine Pause machen, einen Kaffee trinken. Ich habe genügend Wasser. Ich möchte gerne eine Wasserleitung nach Gaza legen. Aber Herr, ich kann das nicht.

Mindestens fünf Frauen sind in den USA gestorben, weil sie in Bundesstaaten lebten, in denen besonders strenge Abtreibungsgesetze herrschen. Und in denen Ärzte notwendige Behandlungen verweigern.

Die Amerikaner werden an ihrem Trump noch leiden. Aber Herr, muss das sein, infiziere doch diesen Menschen mit lauter guten Gedanken. Ich weiß, ich bin naiv.

Im Zentrum New Yorks wird ein Konzernchef erschossen. Und der Täter ist auf der Flucht.

Kein Zufall. Gezielt. Ein Auftrag. Ohne Rücksicht. Kaltblütig. Was geht in dem Killer vor?

Der russischen Aktivistin Darja Kosyrewa drohen viele Jahre Straflager, weil sie ein Satzzeichen in einem Gedicht verändert hat. Ein weiteres Beispiel für die Absurdität der Putin’schen Repressalien.

Ein Leben für ein Satzzeichen. Ich könnte aufspringen. Wie willkürlich das Leben geworden ist. Schicksal. Wer hat das Schicksal gemacht? Wer ist das Schicksal? Gott kann es nicht sein.

Kriege, Klima, wirtschaftliche Instabilität: Junge Menschen in Deutschland leiden unter vielen Krisen. Und es gibt einen weiteren belastenden Faktor. Mittlerweile bekommt die Menschheit jedoch eine „Überdosis Weltgeschehen“ verabreicht.

Ich bin zwar ein alter Mensch, aber auch ich leide an dieser „Überdosis“. Was kann man dagegen tun? Eine Überdosis an Beruhigungstabletten nehmen?

Der Bitcoin knackt die 100 000-Dollar-Marke. Doch wer hier investiert, geht ein hohes Risiko ein.

Diesen Teil seines Lebens hat jeder selbst in der Hand. Also kein Mitleid, wenn der Kurs wieder fällt. Die Gier ist groß.

Die Ampelkoalition hat bei der CO₂-Bilanz des Verkehrs kaum Fortschritte erzielt, zeigt eine Untersuchung. Die Klimaneutralität des Sektors bis 2045 ist gefährdet.

Das Klima haben wir aus den Augen verloren. Andere Dinge sind wichtiger. Das Klima verschieben wir an unsere Nachkommen. Gott, bist Du damit einverstanden?

Die Webers mussten Privatinsolvenz anmelden. Durch ihren Sohn bekam ihr Leben einen Sinn, sagen sie – doch es fehlt an alltäglichen Dingen.

Jeder ist für sein Leben verantwortlich. Viele wissen nicht, wie „leben“ geht. Sie haben keinen Plan, müssen „leben“ neu erlernen. Wer hilft ihnen?

Rotarier gelten als elitär, aber die Mitglieder der weltweiten Vereinigungen tun viel Gutes. Zu Besuch beim Club Pullach-Isartal, wo man über soziales Engagement spricht – und mit manchem Klischee aufräumt.

Herr, Gott, eine gute Nachricht. Leise hat sich diese Nachricht herangeschlichen. Ein Hoffnungsschimmer. Herr, ich danke Dir. Aber Du könntest noch mehr für uns Menschen tun.

Meine Wellensittiche sind erwacht und zwitschern fröhlich. Mir geht es gut, manchmal bin ich einsam, manchmal traurig. Ich würde gerne noch die Welt retten.

Ich rede mit Gott, aber er gibt mir keine Antwort. Das bin ich gewohnt. Dann hat er sich geräuspert. Welch ein Schreck, welch eine Überraschung. Ich meine, dass er sagte oder flüsterte, ich solle einfach aufschreiben, was ich denke und dies in die Welt hinausposaunen bis nach Jericho. Das habe ich nun gemacht.

Ich will euch Hoffnung senden. Werner Schwanfelder

 

(Die Schlagzeilen sind der SZ entnommen von heute, dem 6.12.2024)

 

Mein Nürnberg

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Von Shaolin lernen

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Wie der Kodex der Shaolin das Leben verändert

Handeln ohne zu handeln; das Gute im Leben zu finden, ohne es zu suchen

Shaolin- der Jahrtausende alte mystische Tempel im Herzen Chinas ist auch heute noch in aller Welt berühmt für die Kampfkunst seiner Mönche. Doch dies ist nur eine Seite der Shaolin-Philosophie. Werner Schwanfelder zeigt: Das wahre Geheimnis des Shaolin liegt nicht im Spektakulären, sondern in der Kunst, mit der richtigen Einstellung ein gutes Leben zu erreichen. Es ist die Geschichte eines älteren Mannes, gezeichnet von Schicksalsschlägen, der Zuflucht sucht bei den Shaolin-Mönchen und von ihnen die Weisheit lernt, mit der Trauer und dem Schmerz des Lebens richtig umzugehen.