Psalm 10
Du bist so weit weg
Herr, bist du noch bei mir?
Ich habe manchmal den Eindruck, dass du dich weit entfernt hast.
Mit dir hat auch die Gerechtigkeit unsere Straßen verlassen.
Dafür haben böse Menschen nach der Macht gegriffen.
Betrüger, Hetzer, Räuber und Diebe, Mörder, Vergewaltiger, Unmenschen.
Die Gier prägt ihr Gesicht.
In ihren Augen erkennt man die Unzufriedenheit.
Sie streben nach ihrem Vorteil, nach mehr Reichtum.
Sie besitzen schon viel Geld und Kapital, könnten in Ruhe und Genuss leben. Aber es ist nicht genug. Immer noch nicht.
Unternehmer maximieren ihren Gewinn,
Arbeitslose betrügen den Staat,
Apotheker strecken wichtige Medizin,
Familienväter betrügen die Versicherung,
Kirchgänger betrügen das Finanzamt.
Herr, alle Menschen sehen nur sich,
wollen sich optimieren,
zu Lasten der anderen.
Deshalb habe ich das Gefühl, dass du uns alleine gelassen hast.
Die Verbrecher haben dir die Macht entrissen.
Du hast deine Herrschaft an sie abgetreten.
Warum, oh Herr?
Du musst dich wieder bemerkbar machen.
Du musst den schlechten Menschen Einhalt gebieten.
Die Machtverhältnisse müssen sich ändern.
Die guten Menschen stehen unter deinem Schutz.
Die Ängstlichen, die Alleingelassenen, die Kleinen, die Machtlosen
sollen ihre Stimme erleben.
Sie lobpreisen dich, wenn du sie errettest.
Herr komm wieder an unseren Tisch.
Lebe mit uns, rede mit uns.
Teile das Brot mit uns.