Ich glaube, ich habe meine Buchveröffentlichungen noch nie gezählt. Aber eines Tages zum Ende des Jahres 2022 hin überkam es mich, und ich zählte meine Bücher: Bücher, die ich bei Verlagen herausgebracht habe, Übersetzungen und Lizenzausgaben, Bücher, die ich im Eigenverlag publiziert habe. Da war ich doch sehr überrascht. Ich zählte 101 Bücher.
Eigentlich wollte ich das 100. Buch feiern. Aber das geht nun nicht mehr. Ich bin zu spät dran.
Ich schreibe schon mein Leben lang. Die Frage, warum ich schreibe, habe ich mir eigentlich nie gestellt. Es verspürte einfach einen Antrieb, zu schreiben. Es ging nicht ohne. Schreiben kann auch zur Sucht werden. Aber sie ist jedenfalls ungefährlich. Ich bin glücklich, wenn ich schreiben kann.
Wenn ich nun über die 101 Bücher nachdenke, dann schmuggelt sich die Frage nach dem Warum in dem Vordergrund. Warum schreibe ich? Nun gut, die eine Antwort ist, ich schreibe, weil ich schreiben muss. Aber als zweite Antwort möchte ich betonen, dass ich schreibe, um anderen Menschen zu helfen. Um ihnen ein Mehrwissen meinerseits, das ich mir erarbeitet habe, weiterzugeben.
Mein erstes Buch war ein Lehrbuch über Exportfinanzierung. Es entstand aus meinem aktuellen Brotberuf heraus, in dem ich mich intensiv mit der Lehrlingsausbildung beschäftigte. Für diese Ausbildung sammelte ich Material, Fallbeispiele und viele Unterlagen. Irgendwann war ich der Meinung, dass es sei einfacher sei, ein Buch zu machen, als viele Einzelpapiere an die Schüler zu verteilen. Ein Buch kann auch anderen Lehrlingen, Auszubildenden helfen, denen ich keinen Direktunterricht gebe. So wurde das erste Buch geboren.
Kurz darauf ereilte mich eine Aufgabe für mein Unternehmen in Brasilien. Ich war im Vertrieb tätig und unternahm im Land sehr viele Reisen. Damals gab es erst wenige Reiseführer. Über Brasilien gab es schon gar nichts Vernünftiges. Nun sammelte ich wieder Material, machte mir unterwegs sehr viele Notizen. Dabei kam letztendlich mein erster Reiseführer heraus: Brasilien. Für dieses Buch gibt es zwei Motivationsstränge. Der eine ist, dass ich selbst eine große Neugierde auf das Land hatte, es kennenlernen und entdecken wollte. Nachdem ich einfach gerne schreibe, notierte ich meine Eindrücke. Und die zweite Art der Motivation war, mein Wissen über das Land weiterzugeben. Was liegt näher, als einen Reiseführer zu schreiben. In dieser ersten Phase meines Schaffens schrieb ich über so manche Länder einen Reiseführer.
Ich stelle fest, dass ich immer in gewissen Themenperioden gearbeitet habe. Die erste Phase belegten die Reiseführer. Die zweite Phase beschäftigte mich mit dem Thema Management. Es war für mich eine der wichtigsten Fragenstellungen, mit der ich mich in meinem Beruf auseinanderzusetzen hatte. Ich machte in meinem Unternehmen Karriere bis kurz unter die Vorstandsebene. Dabei war es wichtig, sich selbst immer wieder in gutem Management zu trainieren. Ich hatte in dieser Zeit sehr viel in China zu tun, studierte daher auch die chinesischen Weisen wie Sun Tze, Konfuzius oder Laotse und überlegte mir, welche Ratschläge sie einem Manager wohl gegeben hätten. So handelten die Bücher in dieser Phase von den Ratschlägen der chinesischen alten Weisen, die sie den Managern von heute wohl gegeben hätten. Diese Bücher kamen im Markt sehr gut an und auch in meinem Unternehmen wurde man auf mich, den Schreibenden, aufmerksam. Gut für meine Entwicklung.
Im Laufe der Jahre verdiente ich gut, sowohl in meinem Brotberuf wie auch mit meinen Büchern und ich musste mich zwangsweise mit Geldanlage beschäftigen. Ich finde es spannend, sich mit den Möglichkeiten auseinanderzusetzen, wie man sein Geld bestmöglichst vermehrt. Ich informierte mich daher ausführlich über alle Arten der Geldanlage und probierte sie mit meinem eigenen Budget aus. Schließlich empfand ich mich durchaus als Fachmann und schrieb für diverse Verlage über Geldanlage, von Aktien bis Optionsscheine. Es entstanden einige Bestseller. Dies hatte wohl weniger mit meinen Büchern, als mit dem Schicksal der Stunde zu tun. Die Telekom Aktie befeuerte den Markt, viele Menschen wollten sich über Aktien informieren. Was lag näher, als ein übersichtlich geschriebenes Buch über Aktien zu kaufen. In späteren Jahren verlegte ich mich auf die „nachhaltige Geldanlage“. Diese Bücher wurden alle Flops. Die Geldanleger interessierten sich, trotz gegenteiliger Pressemeldungen, nicht für die Nachhaltigkeit in den Geldanlagen. Ich selbst konnte aber in dieser Zeit mein eigenes Depot schärfen und nach meinen eigenen Regeln ausrichten, sodass sich allein mit meiner Geldanlage viel Geld verdienen konnte.
Die nächste Phase führte mich zurück in die Reisesparte. Es gab mittlerweile sogenannte Reiseverführer, die nicht mehr die Gesamtheit eines Landes abbildeten, sondern ganz besondere unbekannte Flecken und Sehenswürdigkeiten aus der Region. Da ich in Franken lebe und in Franken viel herumgekommen bin, hat es sich angeboten, dass ich mich um diese Region kümmerte. So schrieb ich Bücher über Mittelfranken, Unterfranken und Oberfranken. Diese Art von Büchern wurden auf dem Markt sehr begrüßt. Daher kamen die Bücher auch auf hohe Auflagen. In dieser Konzeption schrieb ich auch ein Buch über den Lutherweg und eines über die innerdeutsche Grenze. Bei diesen Büchern wurden in Text und Bild ausgewählte Orte, Sehenswürdigkeiten oder Gedenkstätten beschrieben – verbunden durch eine historische Idee. Für alle diese Bücher war eine ausführliche Recherche unbedingt notwendig. Ich lernte viel über die Region, denn man lernt ja bekanntlich nicht aus. Diese Kenntnis durfte ich an die Leser weitergeben. Für diese Bücher fotografierte ich und verwendete meine eigenen Bilder. Somit konnte ich mich neben dem Schreiben auch in der Fotografie weiterbilden. Über Nürnberg erschien sogar noch ein eigener Bildband.
Durch einen persönlichen Schicksalsschlag in meiner Familie entwickelte sich das Schreiben für mich zu einer therapeutischen Selbst-Behandlung. Ich war meinem Gott sehr kram über unser Schicksal. Dies verarbeitete ich nun schreibend, indem ich ihn anklagte. Es entstanden drei Bücher, die ich als Gattung Reli-Fiction bezeichnen möchte. Es handelt sich um romanhafte religiöse Fiktionen. In ihnen kam ich zu der Meinung, dass wir Menschen unser Schicksal wohl weitgehend selbst zu verantworten haben, es uns aber besser gehen könnte, wenn wir intensiver auf Gott oder Jesus hören. So geht es in diesen drei Büchern darum, wie Gott vor den Menschen sichtbar wird. Ich muss dabei eingestehen, dass es wohl keine literarischen Meisterwerke waren. Der Verkauf ließ zu wünschen übrig, in Summe waren es wohl Flops. Auch die These ist wohl gewagt, dass die Menschen ein besseres Leben führen, wenn sie Gott erkennen, sie seine Existenz erfahren. Aber mir half die Schreib-Therapie. Ich kam wieder in mein Lebensgleichgewicht.
Diese Phase habe ich abgeschlossen mit zwei Psalmenbüchern. Ein weiteres wird noch folgen. Ich hatte früher kein großes Vergnügen, Psalmen zu lesen, da die Autoren sich sehr kriegerisch und rustikal äußern. Gott möge ihre Feinde vernichten. Seit dem Ukrainekrieg glaube ich jedoch, dass solche Gebete auch heute noch legitim sind. Ich habe die Psalmen sprachlich und inhaltlich in die heutige Zeit gehoben.
Damit bin ich bei meinem 101. Buch angelangt. Im Jahr 2023 folgen noch ein Psalmenbuch und wahrscheinlich drei Bücher über Oberfranken. Außerdem das Geschenkbuch „Ostern“. In ihm wird die Ostergeschichte in einer neuen, knappen, schnellen Sprache erzählt. Es könnte mit diesem Buch wieder eine neue Themen-Phase beginnen.