Über die Weisheit und über die Dummheit

Die beiden Schwestern: Weisheit und Dummheit

Es geht um Dummheits- und Weisheitsgeschichten

 

Eigenartigerweise gibt es keine Dummheitsgeschichten. Die Menschheit kennt nur Weisheitsgeschichten. Diese Tatsache beruht auf dem Gedanken, dass solche Geschichten Weisheit lehren. Das ist vielfach richtig. Aber häufig beginnen diese Geschichten mit Dummheiten. Es wird dann zunächst beschrieben, wie der Akteur sich dumm benimmt, dumme Entscheidungen trifft oder einfach übertriebene Erwartungen und Vorstellungen hat. Im Laufe der Geschichte kommt er zur Einsicht und beginnt, weise zu handeln. In diesem Sinne sind solche Geschichten Dummheits- und Weisheitsgeschichten in einem. Das ist kein Widerspruch, sondern leicht nachvollziehbar. Es muss erst eine Dummheit geben, aus der man lernen kann, um zur Weisheit zu gelangen. Wir können also von Weisheitsgeschichten sicherlich viel profitieren, weil sie uns auch die menschlichen Dummheiten offenbaren. Somit könnte man sie mit Recht auch Dummheitsgeschichten nennen. Doch sind wir ehrlich: Weisheitsgeschichten klingen besser.

 

Von der Dummheit zur Weisheit

Das Loch im Gehsteig


 

Es ist eine Geschichte zwischen Dummheit und Weisheit. Man wird unweigerlich gezwungen, darüber nachzudenken, was Weisheit und was Dummheit ist. Die Geschichte beginnt mit einer Dummheit. So allmählich übernimmt die Weisheit. Die Sachlage ist einfach: Man bemerkt auf einem Weg ein Loch. Wie reagiert man? Diese Geschichte gibt die Antwort. Faszinierend wie viele verschiedene Varianten es von dieser Geschichte gibt.

 

 

Ich gehe die Straße entlang.

Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.

Ich falle hinein.

Ich bin verloren, ich bin ohne alle Hoffnung.

Es ist nicht meine Schuld.
Aber es dauert endlos, wieder herauszukommen.

 

Ich gehe dieselbe Straße entlang.

Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.

Ich tue so, als sehe ich es nicht.

Ich falle wieder hinein.

Ich kann nicht glauben, schon wieder am gleichen Ort zu sein.

Aber es ist nicht meine Schuld.

Immer noch dauert es sehr lange, herauszukommen.

 

Ich gehe dieselbe Straße entlang.

Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.

Ich sehe es.

Ich falle wieder hinein, aus Gewohnheit.

Meine Augen sind offen. Ich weiß, wo ich bin.

Es ist meine eigene Schuld.

Ich komme sofort heraus.

Ich gehe dieselbe Straße entlang.

Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.

Ich sehe es. Ich bin darauf vorbereitet.

Ich beschließe die Straßenseite zu wechseln.

Auf dieser Seite gibt es kein Loch.