Wien ist anders schön.

Wien ist anders schön.

(2000) Wenn man nach Wien fährt, so wird man schon zehn Kilometer vor der Stadtgrenze mit Plakaten konfrontiert mit der Aufschrift „Wien ist anders“. Das ist keine Phrase. Wien ist tatsächlich anders. Und natürlich schön. Und voller Geschichte. Allein die prächtige Ringstraße, welche die Innenstadt umkreist, reiht ein mondänes Bauwerk nach dem anderen auf: Burgtheater, Staatsoper, Votivkirche, Hofburg, Natur- und Kunsthistorisches Museum. Alles gut erhalten. Alles monarchisch. Alles immer noch voller Habsburger.

Und den Beweis erbringt ein Ranking von 215 Großstädten (durch die Beratungsgesellschaft Mercer), in dem Wien zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt wird. Wien ist grundsätzlich eine der angenehmsten Städte der Welt. Schön, nicht zu groß, und man hat das Gefühl, dass man alles hat, was man braucht. Die Stadt ist unaufgeregt. Nicht so cool wie Berlin. Niemand behauptet, dass sie sexy sei. Sie ist auch nicht wie Hamburg, so pfeffersackmäßig. Sie ruht einfach in sich selbst.

Man kriegt gute Schnitzel, gute Mehlspeisen und gute Weine. Bisher alles ganz toll.

Man ist halt nur nicht extrem willkommen. Die Wiener können schon ziemlich grantig sein. Der richtige Wiener kritisiert gerne und neigt zu grundlosem Pessimismus. Der Wiener Schmäh ist ziemlich morbid. Dennoch haben die meisten Wiener keine Selbsttötungsabsichten. Ja, Wien ist anders. Die Wiener sind es auch. Sie schaffen es oft, die schönste Stadt der Welt sozial erkalten zu lassen. Aber darüber darf nur ein Wiener richten. Der Wiener Chansonnier Georg Kreisler brachte es so auf den Punkt: „Wie schön wäre Wien ohne Wiener!“

Es gibt keine urbanen Ghettos in Wien, die historische Bausubstanz ist prachtvoll, die Brunnen plätschern munter, und die Altstadtgassen sind verträumt. Die Geschichte und die Fassaden der Stadt mögen alt sein, das heutige Wien aber ist eine moderne, eine lebendige und pulsierende Stadt. Und Wien ist in jedem Fall ein Highlight für Individualisten. Das Besondere lauert überall. Die berühmte Wiener Kaffeehauskultur zum Beispiel.

Der öffentliche Nahverkehr ist mustergültig, die Müllabfuhr ein Vorzeigebetrieb, die Fiakergäule sind straßenrein, weil sie Spezialwindeln tragen müssen, und sogar das leidige Hundekotproblem kriegt die Stadtverwaltung langsam in den Griff.

Wer nicht weiß, wie er mit Wien zurechtkommen soll, dem sei das Lied von Reinhard Fendrich empfohlen:

„Achten Sie nicht auf das Riesenrad. So etwas lenkt Sie nur ab.

Fragen Sie nicht nach dem Stephansdom. Wann und warum er gebaut.

Suchen sie nicht nach dem Donaustrom. Den hat man sicher verstaut.“

Sich einfach treiben lassen: Wien ist Groß und Klein. Wien ist kaiserlich und königlich und basic und jung. Wien ist teuer und günstig. Wien ist Kultur und Zeitgeschehen. Wien ist wundervoll.

Berlin wild

Berlin wild

(2017) Berlin ist schwer in einem Wort zu beschreiben. Ich habe mich für „wild“ entschieden – natürlich eine maßlose Übertreibung.

Auf jeden Fall ist sie mit ihren 3,5 Millionen Einwohnern die größte Stadt Deutschlands – viele Jahrhunderte alt und trotzdem jung geblieben. Weil sie sich ständig neu zu erfinden scheint und niemals stillsteht. Berlin hat einen ganz spezifischen Reiz. Sie wirkt auf mich liebevoll provinziell, aber gepaart mit Lebendigkeit, Kreativität, Lebensfreude, Frechheit. Voller Parks, grünen Lungen, begrünten Straßen und immer mehr Bäume wachsen auch auf den Dächern.

Berlin ist sicherlich bunt. Ein Beweis sind schon die Auslagen in den Läden, nicht nur in den Schicki-Micki-Vierteln, sondern auch dort, wo Berliner wirklich zuhause sind. Man schmückt sich bunt, kleidet sich bunt. Und kreativ. Diese Vielseitigkeit der Stadt wirkt sich offensichtlich inspirierend auf viele ihrer Bewohner aus, weshalb es hier besonders viele Designer und Manufakturen gibt. Wer auf der Suche nach genau solchen einzigartigen Ideen und handwerklichen Kunstwerken ist, wird bestimmt fündig.

Berlin als Metropole ist gleichzeitig Hochburg für Kreativität aller Art und zieht Menschen an, die Lust haben diese hier auszuleben. Die Berliner sind offen für neue und interessante Produkte oder Projekte, offen für Kultur jeglicher Art. Dazu für eine Hauptstadt recht billig. Sonderangebote gibt es zuhauf. Umgekehrt bedeutet dies, dass die Künstler noch weniger verdienen als sonst wo in der Republik.

Berlin ist vielfältig, auch in den Außenbezirken. Vom Teufelsberg, wo die Amerikaner einst spionierten bis zum Übungsberg für die Flugversuche von Otto Lilienthal. Man ist überrascht, welche Besonderheiten Berlin zu bieten hat.

Und natürlich ist Berlin international. Nicht nur, weil die Regierung hier ihren Sitz hat und all die Diplomaten aus aller Welt in dieser Stadt wohnen, sondern auch sonst treffen viele Kulturen und verschiedene Menschen aufeinander, leben und arbeiten hier gemeinsam – und verleihen der Stadt ein ganz besonderes internationales Flair.

Dafür gibt es in Berlin kaum mehr Industrie. Die ist weggezogen. An anderen Orten lässt es sich anscheinend besser arbeiten, besser forschen, besser Geld verdienen. In Berlin ist eben die Politik und die Kultur zuhause.

Berlin sei unermüdlich sagt man, wie New York, der Stadt, die weltbekannt dafür ist, dass sie nie schläft – so behaupten das manche Bewohner auch für Berlin. Ob das stimmt, weiß ich nicht. Die Nächte sind in den meisten Vierteln eher ruhig. Und vergleichen sollte und muss sich Berlin auf keinen Fall.

Berlin ist nicht wild. Wild ist meine Bilderauswahl, die keinem System folgte. Zufällig. Wie ergeben Bilder den Charakter einer Stadt, wenn sie zufällig in einen Topf geworfen werden und dann zusammengefügt wiedererscheinen? Eben wie gezeigt. Denn vieles in Berlin ist wilde Zufälligkeit.

Berlin kurfürstlich

Berlin kurfürstlich

(2017) Der Kurfürstendamm hat etwas mit Franken zu tun – darauf bin ich stolz – weil er um 1542 als Dammweg und Reitweg vom Berliner Stadtschloss zum Jagdschloss Grunewald für den Kurfürsten Joachim II. angelegt wurde. Und der war aus dem Hause Hohenzollern, also Franke. Mehr oder weniger jedenfalls.

Seinen Namen kennt man erst seit 1767: Churfürsten Damm. Die Idee aus dem Reitweg eine Prachtstraße zu schaffen kam von Otto von Bismarck und lässt sich auf den 5. Februar 1873 datieren.

Die Idee Bismarcks wurde aufgegriffen und man plante eine 25 Meter breite befestigte Straße. Aber Bismarck erreichte durch einen Einspruch, dass die Straßenbreite auf 53 Meter festgelegt wurde. Nicht kleckern, sondern klotzen.

Der 5. Mai 1886 gilt als der offizielle Geburtstag des Boulevard Kurfürstendamm. In den 1880er Jahren entwickelte sich die Straße zu einer bevorzugten Wohnlage. Bis zum Ersten Weltkrieg mutierte der Kurfürstendamm von einer vornehmen Wohnstraße des Neuen Westens zum Vergnügungs-, Kauf- und kulturellen Kommunikationszentrum. Nicht kleckern, sondern klotzen, hieß die Devise. Der Kurfürstendamm stand für die intellektuelle Regsamkeit, internationale Verständigung, künstlerische Kreativität, Provokation, Freizügigkeit, Kommerz, Geist und Kultur der Berliner. Mit Vertreibung und Ermordung der Juden zerstörte man dies; viele eben dieser Juden hatten gerade in die Häuser an dieser Straße investiert. Im Zweiten Weltkrieg kam die Rache in Form von brutaler Zerstörung. Dann aber erfolgte mit Tatkraft der Wiederaufbau. Der Kurfürstendamm wurde in der Zeit des Kalten Krieges zum Schaufenster des Westens und Symbol für das Wirtschaftswunder.

Auf dem Kudamm wurde demonstriert und protestiert. Die 68er-Bewegung dominierte auf der Straße. Als die Mauer fiel strömten die Ostdeutschen als erstes auf den Kudamm.

Doch heute hat die Bedeutung abgenommen, das Flair ging verloren. Städtebaulicher Mittelpunkt wurde eher der Potsdamer Platz.

Doch immer noch gilt: Man hat Berlin nicht gesehen, wenn man nicht am Kurfürstendamm war. Er gehört zu den berühmtesten Straßen der Welt und ist die Lebensader der City-West und Bummelmeile Nummer eins in Berlin: Der 3,5 Kilometer lange Boulevard Kurfürstendamm zwischen Breitscheidplatz und Halensee.

Auf den breiten Gehwegen flaniert man entlang eleganter Schaufenster oder lässt sich in einem der zahlreichen Cafés nieder. An der Ecke Joachimsthaler Straße ist Berlin ganz Welt-Metropole, rund um die Gedächtniskirche reihen sich große Warenhäuser und Modegeschäfte, Richtung Olivaer Platz zeigen bekannte Nobel-Marken ihr exklusives Angebot.

Auch ich wandle gerne auf dem Kudamm, doch man erkennt unschwer, dass die Besucherzahlen zurückgegangen sind. Die vornehmen Läden bestehen noch immer, man sieht kaum Menschen, diese Läden betreten. Die vornehmen Fassaden bleiben, die herrlichen Einlässe. Aber in den Häusern finden sich häufiger Büros. Es wohnen nicht mehr so viele Menschen unter dieser Adresse. Viele Hotels stehen an dieser Straße. Manche meinen zu viele. Mit Sonderangeboten kämpfen sie um ihre Kunden. Wir profitieren.

Bisher haben wir bei jedem Besuch dem Kudamm die Treue gehalten. Zumindest ein kurzer Spaziergang auf dieser ehrwürdigen, historischen Straße muss sein. Unter dem dichten Blätterdach dahinwandeln, die Auslagen bewundern, die Häuser bestaunen. Vielleicht einen Kaffee trinken. Oder eine Berliner Weiße.

Vientiane, die Ruhende

Vientiane, die Ruhende

(2014) Eine Stadt der Tempel, eine Stadt des Müßiggangs, eine Stadt der Ruhe. Alles bewegt sich, aber in ruhigen, unaufgeregten Bahnen.

Um die Stadt von der gleichnamigen Präfektur und der Provinz zu unterscheiden, lautet der offizielle Name Vientiane Capital. „Capital“ klingt irgendwie anspruchsvoll. Gar nicht mehr so ruhig. Aber das ist wohl eine Täuschung. So ist Vientiane sowohl in wirtschaftlicher, wie auch in politischer und kultureller Hinsicht das Zentrum von Laos. Das heißt aber nicht besonders viel. Lediglich 350000 Einwohner hat die Stadt, im Großraum könnten doppelt so viele leben.

Vientiane war schon um das Jahr 1000 unserer Zeitrechnung besiedelt. Und schon 1520 wurde es zur Hauptstadt des Königreichs Lane Xang, was so viel heißt wie „eine Million Elefanten“. Die Geschichte macht nicht immer glücklich: Die Siamesen verwüsteten die Stadt 1828 und erst die Franzosen machten Vientiane wieder zur Hauptstadt ihres Protektorates Laos (Ende des 19. Jahrhunderts). Hauptstadt ist sie seither geblieben, und immer noch bekommt man köstliche Baguette, quasi als Erinnerung an die Franzosen. Hauptstadt blieb Vientiane – auch nach der Unabhängigkeit 1953 und nach der Machtübernahme durch die Kommunisten 1975.

Sie ist keine hektische Hauptstadt, wie in den anderen südostasiatischen Ländern, sie kokettiert eher mit den Insignien eines Provinzstädtchens. Und genau diese besondere Atmosphäre macht den Ort für viele so anziehend. Zu sehen gibt es, außer Tempeln zum Teil schön renovierte Bauten aus der französischen Kolonialzeit. Sonst keine Highlights. Man muss also nicht planvoll besichtigen, kann in den Tempeln verweilen und dem Alltag zusehen, kann mit Lust durch die Stadt streunen, selbst ohne Ziel und Stadtplan. Sich überraschen lassen. Abends bei einem kühlen Bier am Flussufer entspannen und mit Genuss dinieren. Was das Herz begehrt. Für Europäer eher billig. Geschmacklich delikat. Die Bedienung charmant.

Aber man muss auch wissen, Leid gibt es noch immer. Viele Sprengsätze birgt die Erde, immer noch, aus einem verdrängten Krieg. Wenn man darauf tritt, – und das sind meistens die Kinder -, explodieren die Gliedmaßen. Ist der Krieg wieder erwacht.

Die Menschen bleiben fröhlich. Wir und sie versammeln uns am Abend am Ufer des großen Flusses, genießen in aller Muße den Sonnenuntergang über dem Mekong.

Delhi ohne Gnade

Delhi ohne Gnade

(2010) Wir sind in New Delhi, aber uns interessiert Old Delhi, die Stadt, die einst Schah Jahan (1592–1666) erbauen ließ am Ufer des Yamuna-Flusses. Von den Bauten haben wir schon gehört, dem Roten Fort in der „Altstadt“ von Delhi, den Shalimar-Gärten von Lahore.

Neu-Delhi im Vergleich dazu, liegt mehrere Kilometer südwestlich, ist eine britische Erfindung. Ein Kolonialarchitekt namens Edwin Lutyens ließ hier imposante Regierungsbauten, grüne Boulevards und Prachtstraßen wie Rajpath und Janpath errichten – ein Konzept, das eher Amerikas Hauptstadt Washington ähnelt.

Jedoch, was man nicht weiß: Viele Bauten von Neu-Delhi sind uralt. Denn hier befanden sich auf dem Gebiet der „Neustadt“ zahllose Ruinen und Gräber, halb begraben unter Vegetation.

Delhi ist voller Vergangenheit. Gut so.

Aber auch voller Dreck, Abfall, Ratten und Gestank. Delhi gehört zu den Städten mit der weltweit schlechtesten Luft. An vielen Tagen ist die Belastung schlimmer als in Peking. Zu den Verschmutzern gehören: Herdfeuer zum Kochen, Feuer zum Wärmen in der Nacht, offenes Müllverbrennen, Kohlekraftwerke und Ziegeleien am Stadtrand, Verbrennen von Stroh auf umliegenden Feldern, die täglich steigende Zahl an Autos und Motorrädern sowie alte Lastwagen, die oft dicke Rußwolken ausstoßen.

Delhi hat auch viele öffentliche Toiletten, die man zuerst riecht, dann sieht, die man nur im großen Bogen umgehen kann.

Aber es stinkt nicht nur, die Stadt vermüllt sich selbst. Die größte Schutthalde ist die Straße. Alle werfen ihren Müll auf die Straße, keiner kehrt auf. Die Armen suchen nach dem, was sie noch verwerten können.

Bettler und Soldaten geben sich die Ehre. Alles Mögliche wird bewacht vom Hotel bis zur Metrostation. Überall werden Geschäfte gemacht, gebettelt und abgezockt. Selbstverständlich zahlen die Fremden mehr als die Einheimischen. Für die Fremden ist es immer noch billigst.

Delhi ist gnadenlos. Die Menschen leben in und mit und unter und über der Stadt. Leben und Stadt gehen ineinander über. Viele Menschen haben kein Zuhause und sind dennoch in der Stadt zu Hause. Elend erscheint es für den Fremden. Die Einheimischen empfinden es als reichlich normal.

Und dann kennt Delhi doch eine Gnade, die Farben. Delhi ist bunt. Die Wände der Häuser, die Kleider der Menschen, der Himmel beim Sonnenuntergang, die Früchte in den Läden, die Gewürze in großen Säcken, die Luftballone der Kinder, die Autos auf den Straßen, die Zäune und Gitter, die Karren und Fahrräder. Die Farben machen die Stadt interessant, geben ihr das einzigartige Flair, wie eine Stadt sie nur haben kann, ein gnädiges Geschenk.

New York for ever

New York for ever

 

(2016) NY betört, macht süchtig, verführt, entführt. Quatsch: NY ist eine lärmige Stadt, geprägt vom Dauergeheul von Sirenen, Autoabgasen, Menschenmengen, Gedränge, Hast, Rempeleien.

Ich möchte in New York niemals mein Leben verbringen. Und dennoch liebe ich New York. Kaum eine andere Weltstadt besitzt den Ruf, so teuer zu sein. Manche New Yorker müssen in einem Hinterhofzimmer ihr Leben fristen. Keine andere Weltstadt ist aber andererseits ein so ausgeprägtes Sinnbild von Freiheit, Kultur und Wirtschaft. Hier leben mehr als 8 Millionen Menschen und jährlich kommen noch einmal 50 Millionen Besucher dazu.

Die Besucher konzentrieren sich meistens auf Manhattan, wie leider auch ich. Einfach zu wenig Zeit. Aber Manhattan ist auch der turbulenteste Teil einer turbulenten Stadt. Voll gepfropft mit Galerien, Museen, Theater, Parks, Restaurants und vielen großen und kleinen Sehenswürdigkeiten. Fast jeden einzelnen Bau kann man bestaunen, jede lässige Feuerleiter bewundern, sich in jeden Straßenzug verlieben. Irgendwie ist NY der Nabel der Welt. Auch eine der wichtigsten Handelsstädte der Welt. Viele internationale Konzerne haben hier ihren Sitz. Sind einfach hier. New York besteht aus fünf Boroughs: Manhattan, die Bronx, Brooklyn, Queens und Staten Island. Unterschiedlich, mit eigener Geschichte und Persönlichkeit. In irgendeiner Art und Weise allesamt lebensfroh faszinierend. Immer noch der Melting Pot, der Schmelztiegel der Kulturen und Rassen.

Manhattan ist die Keimzelle. Von hier begann die Besiedlung des heutigen Stadtgebiets. Daher zurecht bezeichnet als Zentrum von New York. 60 Quadratkilometer lang und breit mit mehr als 1,6 Millionen Bürgern. Durch 22 Brücken und 21 Tunnel mit den anderen Stadtteilen und mit New Jersey verbunden.

Uptown, Midtown, Downtown – so ordnen die New Yorker ihren Stadtteil von Nord nach Süd, mit Straßen wie auf einem Schachbrett. Die Straßen mit Nord-Süd-Verlauf benennt man „Avenue“, die Ost-West-Straßen „Street“ – einfach und klar.

Zwei Namens-Ausnahmen gibt es dann doch: der Broadway mit seinen unzähligen Theatern, Einkaufszentren und historischen Gebäuden und der ebenso turbulente Times Square.

Direkt im Herzen Manhattans liegt der Central Park, die grüne Lunge New Yorks, den ganzen Tag voller Sportfanatiker und Ruhesuchender. Wo es in anderen Städten Konflikte gäbe, herrscht in NY Harmonie. Schöner ist der Bryant Park und noch überraschender der High Line Park im Meatpacking District. Er vereint mit bewundernswertem Charme Hochhäuserschluchten und Gartenanlage, Architektur und Blumenrabatten, Aircon mit Sonnenstrahlen.

Ein Charakterzug von Manhattan entwächst aus den Gebäuden, aus Stein und Glas: Das Chrysler Building, das Empire State Building, das neu erbaute One World Trade Center und viele andere „Skyscraper“ erschaffen die Skyline der Stadt. One World ist ein Ort der Trauer, ergreift Bürger und Besucher noch immer. Vom Observatory hat man den besten Blick über die Stadt. Hier spürt man die Vision von Stadt.

Viele Menschen leben und arbeiten in Manhatten, in einem nicht ganz so freudigen Alltag mit vielerlei Entsagungen, wenn man nicht zu den „Schönen und Reichen“ gehört. Hohe Lebenskosten begrenzen die Erfüllung von Wünschen. Dennoch streben täglich viele Menschen in die Stadt und hoffen auf ihr Glück.

New York ist für den Besucher ein sinnlicher Genuss. Die Stadt kann man schmecken, hören, sehen, fühlen, riechen. Man muss sich ihr ausliefern, solange man in ihr weilt.

Bangkok, Stadt der Engel

Bangkok, Stadt der Engel

(2015) In der Tat: Bangkok trägt den thailändischen Namen Krung Thep. Der bedeutet: Stadt der Engel. Die Engel, so könnte man meinen sieht man noch heute. Es gibt in der Stadt auch diverse Teufelchen. Eines ist sich der Verkehr, der Lärm, die Abgase. Einst war es ein Dörfchen am Chao Phraya Fluss, dann machte es König Rama I. 1782 zur Hauptstadt von Siam, wie Thailand damals hieß. Nunmehr seit mehr als 200 Jahren Hauptstadt, eine Stadt, die anders ist und schon immer war. Früher ein verlässliches Tor nach Asien, heute, nachdem sich Chinas Städte verstädtern eine wüst-romantische Pforte. Übrigens Bangkok wurde niemals von Kolonialmächten erobert, besetzt oder infiltriert. Bangkok ist auch heute noch frei im Denken und im Wuchern.

Auf den ersten Blick: Märchenhafte Tempel, großzügige Paläste, attraktive Hochhauskulissen. Aber auch stinkende Kanäle, grauenvoller Verkehr. Aber 11 Millionen Menschen-Bevölkerung, die der Stadt den einzigartigen Reiz vermitteln: faszinierend, lebendig, wahnsinnig, charmant, vibrierend. Das großartigste an Bangkok sind die Menschen. Das ist der Grund, dass man Thailand auch als Land des Lächelns bezeichnet. Lächeln hat einen hohen Stellenwert im Leben der Thais. Es zeigt Freundschaft und Vergnügen, ja es gilt sogar als Entschuldigung, oder man versteckt dahinter seine Verwirrung vor dem seltsamen Benehmen der Fremden. Daher sollte man auch selbst, als Besucher, immer lächeln und mit sanfter Stimme zu einem Thai sprechen. Aber man darf nicht vergessen, dass das Lächeln der Thais auch zur Fratze werden kann. Zwischen Land- und Stadtbevölkerung entladen sich manchmal die Spannung voller Gewalt. Auch die Geschichte des Landes war weder gewaltlos noch harmonisch. Nur der König steht über allem.

Der Chao Phraya ist heute noch die Lebensader der Stadt. Man besteigt für ein paar Cent eine der Fähren, die die Menschen flussaufwärts und flussabwärts befördern. Eine gute Stunde kann die Fahrt dauern. Und die Stadt gleitet an einem vorbei. Man sieht Wolkenkratzer, Fluss-Villen, Märkte, Restaurants, Armensiedlungen und natürlich viele Tempel. Das Klappern der Kassenbüchsen wird zum Begleitrhythmus. Wir tauchen ein in das Bootschaos auf dem Fluss, vertrauen dem Schiffsführer, der mit stoischer Ruhe sein Boot manövriert. Am Ufer gleitet das Stadtleben dahin, Lärmwellen kämpfen mit dem Motorenlärm der Schnellboote. Duftnoten gehen vom Fluss aus und manchmal von Feuerstellen am Ufer. Irgendwann wird man vom Boot auf das Land wechseln. Von dem festen Boden unter den Füssen kann man nun den Lebenswillen des Flusses bestaunen. Solange das Wasser des Chao Phraya fließt, wird auch das Leben in Bangkok pulsieren.

Hongkong: Alles verboten außer sauber

Hongkong: Alles verboten außer sauber

(2015) Saubere Glanzfassaden, Bauboom und rasantes Wirtschaftswachstum, Inbegriff von Reichtum, Glamour und Globalisierung. Die ehemals britische Kronkolonie Hongkong liegt an der südchinesischen Küste, etwa auf der geografischen Höhe von Mexiko-Stadt oder Hawaii. Vielfach wird Hongkong nur als eine große Stadt gesehen, doch es ist weit mehr. Zunächst viele Inseln. Mehr als sieben Millionen Menschen leben in dem Stadtstaat, groß wie Mallorca. Die Küste, an der Hongkong liegt, ist sehr zerklüftet und gebirgig. Daher sind längst nicht alle Gebiete für den Wohnungsbau geeignet. Es gibt also einsame, wilde Küsten.

Um dennoch diesen sieben oder mehr Millionen Menschen genügend Wohnraum zu bieten, wird dementsprechend hoch gebaut. So besteht die Stadt fast ausschließlich aus Hochhäusern. Und dennoch ist Wohnraum teuer. Trotz der staatlichen Wohnungsbauprogramme leben immer noch viele Einwohner Hongkongs in Wellblechhütten oder auf Hausbooten. „Bootssquatter“ heißen die schwimmenden Siedlungen. Sie geben der Stadt zwar ein gewisses Flair, ihre Bewohner leben jedoch meist in sehr armen und unhygienischen Verhältnissen. Mitten in der sauberen Stadt.

Was man meistens nicht weiß: Hongkong ist gebirgig. Bis auf 957 Meter Höhe steigt der „Tai Mo Shan“, der höchste Berg, empor. Erholungsorte für die Städter. Hügelketten mit Gras, einzelne Wälder mit subtropischer Vegetation. Es gibt über 70 Orchideen-Arten.

Hongkong ist einer der größten Containerhäfen der Welt. Früher wurde hier mit Opium gehandelt, heute Güter aller Art, die in ganz Asien verteilt werden. Hauptkonkurrent Singapur. Wer ist der umschlagstärksten Hafens Asiens? Und Bankenwesen, immer noch mit Bankgeheimnis, die niedrigen Steuern und Zölle sowie die ausgezeichnete Infrastruktur lassen Handel und Finanzwesen weiterhin erblühen.

Politisch sensibel: „Ein Land, zwei Systeme“. Wirklich Freiheiten? Im Jahr 2003 versuchte die chinesische Regierung ein umfangreiches Paket an Sicherheits- und Notstandsgesetzen zu verabschieden, musste dieses Vorhaben jedoch nach tagelangen Massendemonstrationen auf den Straßen der Stadt wieder zu den Akten legen.

Das demokratische China. Naja, ein bisschen Demokratie, nicht überzeugend. 155 Jahre herrschten die Briten über Hongkong, aber sie hinterließen wenig kulturelle Substanz und wenig demokratische Kultur. Die Wurzeln der meisten Einwohner Hongkongs sind chinesisch. Ihre Kultur und Traditionen leben trotz des westlich anmutenden Äußeren der Stadt überall fort. Häuser werden nach Feng-Shui-Kriterien gebaut. Wahrsager haben ihren Platz im Architektenbüro.

 

Im Gesundheitswesen dominiert die traditionelle chinesische Medizin, in der Kultur das chinesische Theater und die chinesische Oper. Das ganze Alltagsleben ist auf die richtige Deutung der chinesischen Tierkreiszeichen und die chinesische Zahlenphilosophie ausgerichtet. So werden zum Beispiel ohne mit der Wimper zu zucken Millionen von Dollar für die richtige Zahlenkombination auf dem Autonummernschild hingeblättert – wenn man es sich denn leisten kann.

Und das Essen ist chinesisch. Man kann kulinarisch viel erleben. Alles, was kreucht und fleucht wandert in den Kochtopf.

Hongkong ist sauber, verführerisch, chinesisch, genussvoll – und teuer.

Rom ist Rom

Rom ist Rom

(2005) Rom ist Rom. Die größte Stadt Italiens mit etwa 2,8 Mio. Einwohnern. Rom liegt an den Ufern des Tiber. Die Altstadt Roms, die Vatikanstadt und der Petersdom sind UNESCO Weltkulturerbe – sozusagen unberührbar.

Rom ist seit 1871 die Hauptstadt Italiens und hat viele Probleme. Rom hat unter anderem zu viele Steine und zu viele Touristen. Jedes Jahr besuchen 6 Millionen Menschen die Ewige Stadt. Sie verursachen Müll, der nicht mehr entsorgt werden kann. Sie verstopfen die Straßen, um all die vielen Steine zu sehen, die vor der Umwelt gar nicht ausreichend geschützt werden können. Sie belegen die Apartments, die den Bürgern nicht mehr zur Verfügung stehen und die deshalb unter den Tiberbrücken kampieren müssen. Die Steine, die überall in der Erde lagern verhindern eine moderne Stadtentwicklung. Die Steine ziehen die Touristen an, und irgendwie wollen die Römer die Steine und die Touristen, weil sie ihnen Arbeit und Brot geben. Panis et circenses, Brot und Spiele gibt es also auch noch heute.

Das Stadtwappen von Rom kann man heute noch auf allen Bekanntmachungstafeln,
Kanaldeckeln und Bussen der Stadt Rom lesen. Die Abkürzung S.P.Q.R steht für Senatus Populusque Romanus und bedeutet – Der Senat und das Volk Roms. Zwischen Senat und Volk herrscht Unfriede, Hoffnungslosigkeit. Rom scheint unregierbar zu sein. Das Leben in Rom ist anspruchsvoll – für den Senat, für das Volk und für die Touristen ebenfalls.

Bis vor wenigen Jahren war der größte Teil der Bewohner Roms weiß und katholisch, heute bildet sich durch zahlreiche Einwanderer aus Asien, Afrika und dem Nahen Osten ein buntes Völkergemisch.

Das war vor 3000 Jahren auch nicht anders. Archäologische Überreste beweisen, dass das Stadtgebiet Roms seit eben 3000 Jahren kontinuierlich bewohnt ist. Einst, so sagt man, gründete Romulus im Jahr 573 v.Chr. Rom, nachdem er und sein Zwillingsbruder Remus unterhalb des Palatins ans Tiberufer gespült und von einer Wölfin aufgezogen wurden. …Rom schlüpft aus dem Ei. Spöttelt man daher.

Kaum eine Stadt hat wohl so viele mächtige Bauwerke und Sehenswürdigkeiten zu bieten wie Rom. Also Steine. Der Einfluss der Antike ist bis heute prägend für das Stadtbild. Erinnert an Vergangenheit. An beinahe jeder Ecke stößt man auf ihre Zeugen. Berühmteste Vergangenheit ist das Forum Romanum, die Ebene zwischen den Hügeln Palatin und Kapitol, die im 6. Jahrhundert v.Chr. trockengelegt wurde.
Rom hat sich aber auch einen Namen als Modehauptstadt gemacht. In diese Kategorie gehören die Straßencafés und das Dolce Vita, wie immer es sich äußert.

Natürlich gibt es viele Parks, herrlich angelegte Gärten. Entspannen kann man, wenn man will. Es ist aber verboten, den berühmten Trevibrunnen zu besteigen.

Aus Rom grüßen der Papst und die Bürgermeisterin von Cinque Stelle.

Auckland, ein bisschen hipp, ein bisschen langweilig

Auckland, ein bisschen hipp, ein bisschen langweilig

(2017) Good morning, Auckland. Es kann vorkommen, dass man sehr früh morgens in Auckland ankommt. Das Hotelzimmer ist noch nicht gerichtet. So trottet man verschlafen, nach 30 Stunden Flug durch die Stadt. Vielleicht erhält man zu dieser Stunde den besten Eindruck der Stadt. Natürlich sauber. Mülltrennung auch in den städtischen Abfallkörben. Mehrfarbige, großflächige Straßenmarkierungen für den dünnen Verkehr. Grün gestrichen heißt Fahrradweg.

Natürlich die Queens. Sie ist die Hauptverkehrsachse durch die Stadt bis zum Hafen. Mit vielen Läden und Schaufenstern. Aber man kann sich die Neugierde sparen. Die Auslagen sind wenig attraktiv. Die Menschen, auch später, wenn sich die Stadt belebt, sind normal. Also nicht mondän, nicht gestylt, nicht abgerissen, nicht ungewaschen. Normal, was der Stadt einen provinziellen bis langweiligen Eindruck vermittelt. Aber niemand regt sich darüber auf. Es ist so. Später fallen die vielen Dicken auf, die Maori-Stämmigen, Miniröckchen fallen weniger auf. Der Verkehr übt sich in einer Höchstgeschwindigkeit von 30 – nicht, weil es so viel Autos gäbe, sondern weil man anscheinend so viel Zeit hat. In Auckland kann man einfach keinen Herzinfarkt bekommen. Hektik ist anscheinend verboten.

Natürlich hat Auckland eine Skyline mit ein paar Wolkenkratzern, die aber nicht hoch und nicht reich an Zahl sind. Ansonsten kann man feststellen, dass Auckland aus lauter Einfamilienhäusern besteht mit etwas Garten darum herum und darum herum ein Holzzaun . Der Holzzaun ist meistens ungepflegt, der Garten der Natur überlassen und das Häuschen etwas dürftig. Man befürchtet, dass ein kleiner Sturm die Holzlatten wegblasen könnte.

Irgendwann befindet man sich am Hafen. Da gibt es zwar nicht mehr viel Seefahrt, aber die Menschen flanieren – meistens Touristen, aber am Wochenende auch die Inländer-Familien. Am Hafen ist immer was los, und wenn man sich eben an Fish und Chips labt. Wie heute üblich, wurden die Hafenanlagen umgebaut in Freizeitparks, und in schicke weiße, fast futuristisch anmutende Hotels und Apartmenthäuser. Beeindruckend auch immer die Anzahl und Größe von Yachten. So weiß man verlässlich, auch in Auckland ist das Geld zuhause.

Ein Muss ist der Sky Tower, der nur 220 Meter hoch ist, ein Muss, weil man hier oben die Stadt einschätzen kann, wieviel Stadt- und wie viel Provinzflair sie beinhaltet. 5 zu 1 für Provinz.

Früher gab es in Neuseeland keine Kultur, weil man mit Schafehüten beschäftigt war, heute sprießen überall Galerien und Museen. In Auckland befindet sich die Art Gallery in der Wellesley Road. Ein alter Bau mit einem neuen sehr gut gelungenen Anbau, was zu einer durchaus ästhetischen Mischung führt. Wichtig die Maori-Portrait-Ausstellung. Man kann sich mit dem Sinn von Tätowierungen beschäftigen.

Der Autea-Platz ist so etwas wie der Mittelpunkt der Stadt. Eine Mischung mit Kolonialarchitektur und modernen Beton- und Glasbauten. Es gibt viele Sitzgelegenheiten und manchmal zieht eine Kapelle auf.

Es gibt zwei Buslinien, die Outer- und die Inner-Line, die die gesamte Stadt durchfahren. Einsteigen und sitzen bleiben. So wird man viele Sichten der Stadt kennenlernen. Insbesondere mit der Outer Line kommt man in viele Vororte der Stadt. Schnell wechseln schicke Villenvororte mit Holzhüttenflair. Auch einige Apartmenthäuser gibt es. An den Vierteln kann man die Gehaltsklasse der Einwohner unschwer erkennen.

Das Auckland Museum ist sehenswürdig, schon der Bau geschickt modernisiert. Die Auckländer sind vom Eintritt befreit, von den sonstigen Neuseeländern erwartet man eine freiwillige Spende und von Ausländern 25 NZ$. Neben moderner Kunst und einer Maoriabteilung wird im Kriegsmuseum die heldenhafte Kriegsführung der Neuseeländer dargestellt. Die Neuseeländer waren von den Weltkriegen weit entfernt, aber gerade durch ihre Teilnahme definieren sie ihre Nationalität. Es dauert eine Weile bis man das begriffen hat.

Natürlich gibt es viele Kneipen und Restaurants in der Stadt. Wenn man aber ohne Plan nach einem geschmackvollen Essen sucht, landet man fast automatisch bei einem Asiaten oder in einem Fast Food Etablissement. Es gibt besten Fisch, wunderbare Steaks, aber dennoch die Esskultur muss man richtig suchen.

Drei Tage Auckland genügen. Ich würde auch nicht in Auckland leben wollen, lieber eine Stunde entfernt auf der Halbinsel Coromandel. Dort kann man auch die schönsten Sonnenuntergänge genießen.

Die Maoris nennen das Land Aotearoa, das Land der langen weißen Wolke; trifft fast überall zu, jedoch nicht in Auckland. Dort gibt es häufig überhaupt keine Wolken.

Auf Neuseeland leben 40 Millionen Schafe und 4,4, Millionen Menschen. Davon 1,4 Millionen in Auckland. 13% der Einwohner bezeichnen sich als Maori.