Karfreitag

Karfreitag

In einem Olivenhain kämpfte Jesus den Kampf seines Lebens.

„Warum hast Du mich verlassen?“

Er denkt, er ruft, er schreit.

Die Frage richtet er an Gott.

Wie viele Menschen haben diese Frage gestellt?

Nach Jesus, Zeiten später.

Vor Jesus, Zeiten früher.

Und keine Antwort erhalten.

Wir Menschen erhalten keine Antwort.

Hat Jesus eine Antwort erhalten?

Von Gott zu Gott.

Auch er vernimmt keine.

Der sündlose Sohn Gottes trägt die Sünden der Welt auf seinen Schultern.

Man sagt, die Sünde trennt den Menschen von Gott. Deshalb erhält der Mensch keine Antwort.

Oder: der Mensch versteht die Antwort nicht.

Das ist ein Unterschied.

Erhalten wir nicht oder verstehen wir nicht?

Jesus wäre der einzige Mensch gewesen, der einen Anspruch auf Gottes Antwort gehabt hätte.

Von Gott zu Gott.

Auch er bekommt sie nicht.

Vielleicht hat er sie nicht verstanden.

Nein, er kennt die Antwort

Von Anfang an.

Gott hat sich vorgestellt als Jahwe: „Ich bin da“.

Das gilt für Jesus und für alle Menschen.

Von Anfang an.

Deshalb war eine weitere Antwort nicht notwendig.

Wenn es so war. Und so war es.

Warum erbat sich Jesus eine Antwort von Gott?

Weil auch ein Gott in Not sein kann, verlassen von allen.

Die Jünger schliefen.

Jesus hatte sie gebeten mit ihm zu wachen und zu beten.

Ihm Fürsorge zu geben.

Die Jünger wollten wachen, unterstützen,

versprachen ihm, schworen ihm.

Und schliefen erneut ein. Es war ein tiefer Schlaf. Kam der Schlaf von Gott?

Der Schlaf war tiefer als jeder Schlaf, den die Menschen sonst schlafen.

Sie erwachten erst als eine Gruppe von Soldaten

Bewaffnet und grimmig

In den Olivenhain stapfte.

Schritt für Schritt.

Soldatenstiefel.

Das Gewehr in der Hand.

Ein Helm auf dem Kopf.

Mit einer Splitterweste geschützt.

Ein Mann namens Judas führte sie an.

Kundschafter.

Verräter.

Kassenwart.

Warum muss einer von den Jüngern ein Verräter sein?

Das macht keinen Sinn.

Jesus versteckte sich nicht. Die Soldaten hätten ihn gefunden, auch ohne Judas.

Warum benötigt Gott einen Verräter?

Weil es auf der Welt immer Verräter gibt.

Weil Verräter Verbrecher sind.

Manchmal auch nicht, wenn sie verraten, wie Menschen ausgebeutet werden.

Oder von anderen Untaten erzählen.

Whistleblower.

Verräter ist also nicht Verräter.

Auch Judas ist ein ganz besonderer Verräter.

Er geht in die Geschichte ein.

Jedenfalls wird Jesus gefangen genommen und weggeführt.

Vorgeführt.

Petrus regt sich auf.

Schlägt zu.

Und verleugnet Jesus.

Bis der Hahn kräht. Drei Mal.

Eins

Zwei

Drei

Behörden sind in allen Ländern langsam.

Weil sie überarbeitet sind.

Weil sie behutsam agieren, vorsichtig.

Weil sie keinen Fehler begehen wollen.

Sie müssen viele Gesetze berücksichtigen. Noch mehr Vorschriften und Richtlinien.

Aber Jesus wurde schnell verurteilt.

Dabei gab es zwei Instanzen:

Die Judeninstanz

Und die Römerinstanz.

Die Römer interessierte der Fall eigentlich nicht.

Die Juden wollten Jesus aus dem Weg räumen.

Sie durften nicht entscheiden.

Das letzte Wort

Über Tod und Leben haben sich die Römer vorbehalten.

Ein Störenfried weniger.

Das Volk hatte die Seiten gewechselt.

Diejenigen, die „Hosianna“ gerufen hatten, forderten nun: „Kreuziget ihn.“

Oder war es ein anderer Teil des Volkes?

Die Putin-Freunde?

Jedenfalls die Anhänger der Priester und Popen.

Sie wollten Jesus eliminieren.

Denn er störte ihre Herrschaft, stellte sich gegen ihre Macht.

Die Mächtigen setzen sich immer durch.

Selbst ein Jesus kann wenig ausrichten.

Die Juden schoben Jesus den Römern zu.

Die Besatzungsmacht will die Hände in Unschuld waschen.

Bitte ein Handtuch.

Die Hände abtrocknen.

Die Römer wollen sich nicht die Finger schmutzig machen.

Wer saß zu Gericht?

Die Hohepriester.

Gab es Vertreter des Volkes?

Geschworene?

Gab es einen Verteidiger?

Sie stimmten ab.

Tod.

Tod.

Tod.

Tod.

Die Besatzungsmacht unterschrieb.

Das Todesurteil.

Manchmal muss man auch verkehrt entscheiden.

Das Volk verspottete ihn.

Die Soldaten zogen ihm den Mantel aus.

Auch die Kleider.

Drückten ihm das Kreuz auf die Schultern.

Schoben ihn auf die Gasse.

Sie fanden einen Mann mit Namen Simon. Er kam aus Kyrene.

War er zufällig zugegen?

Oder geschickt?

Die Soldaten zwangen ihn, das Kreuz zu tragen.

Jesus hätte die Strapaze nicht überlebt.

Wobei es wohl gleichgültig ist, vom Kreuz erdrückt zu werden.

Oder am Kreuz hängend zu sterben.

Es geht um das Sterben.

Die Soldaten hatten den Auftrag, die Kreuzigung zügig durchzuziehen.

Es eilt.

Es standen noch mehr Kreuzigungen an. Man konnte sich nicht ewig Zeit lassen.

Eine Kreuzigung nach der anderen.

Jedes Mal musste ein Kreuz aufgestellt werden.

Eine schweißtreibende Tätigkeit.

Die Pioniere hatten dies umzusetzen.

Sie waren kräftig. Wuchteten die Kreuze in die Halterungen.

Sie standen fest.

Die Kreuze hielten einem Sturm Stand.

Aber die Wettervorhersage war sturmlos.

Auch kein Regen.

Das Land bräuchte Regen.

Damit das Getreide wachsen kann.

Die Soldaten trugen die Nägel, mit denen sie die Gliedmaßen an das Kreuz nageln konnten.

Warum müssen Menschen so grausam sein?

Es liegt im Gen.

Soldaten sind für die Grausamkeiten zuständig.

Sie werden dafür bezahlt.

Die Soldaten haben gelernt, grausam zu sein.

Sie vergewaltigen. Sie erschießen auch wehrlose Bürger.

Einfach die Figur vom Fahrrad herunterschießen, wie beim Zielschiessen.

Ein Schuss dauert nicht lange. Geht schnell.

Ein Mensch weniger. Jeder Mensch ein Feind.

Die Stätte hieß Golgatha.

Schädelstätte.

An das Kreuz genagelt.

Sie gaben ihm Wein zu trinken mit Galle vermischt.

Als er das schmeckte, wollte er nicht trinken.

Sie verteilten seine Kleider und warfen das Los.

Die Soldaten saßen da und bewachten ihn.

Langweilig.

Über sein Haupt setzten sie eine Aufschrift mit der Ursache seines Todes:

„Dies ist Jesus, der Juden König.“

Ob sie überlegten?

Warum kreuzigten sie einen König?

Soldaten haben wenig zu tun. Meistens müssen sie warten.

Bis etwas passiert.

Erst dann können sie reagieren. Dann können sie Gewalt verbreiten.

Erstechen.

Erschießen.

Niederbomben.

Soldaten haben anscheinend kein Gewissen.

Das Gewehr in der Hand macht sie zu Mutigen.

Zu Gewalttätern.

Zwei Räuber wurden mit Jesus gekreuzigt.

Einer zur Rechten und einer zur Linken.

Viel Volk kam zu der Kreuzigung. Mit den Kindern. Ausflug.

Sie standen um die Kreuze herum.

Unterhielten sich, machten Witze, zeigten den Kindern die Kreuze.

Sie lästerten über Jesus.

Viel Hass.

Noch mehr Spott.

Einmal hat er gesagt, er will den Tempel abbrechen und in drei Tagen wiederaufbauen.

Er hat Kranke gesunden lassen.

Sogar Tode auferweckt.

Er hat Brot und Wein geschaffen aus dem Nichts. Und auch Fische.

Nicht zu glauben.

Wir haben es erlebt.

Wir erinnern uns daran.

Nun hängt er am Kreuz und kann sich nicht mehr rühren.

Fatal.

Hilf Dir doch selbst, Du Wundermann.

Erbärmlich…

Wenn sich ein erwachsener Mann nicht helfen kann.

Auch die Hohepriester, die Schriftgelehrten und Ältesten spotteten.

Andern hat er geholfen und kann sich selber nicht helfen.

Er soll der König von Israel sein?

Wenn er vom Kreuz herabsteigt, wollen wir an ihn glauben.

Die Anstifter verspotten ihn.

Die wahren Schuldigen.

Er soll Gott sein. Ein Gott sollte Stärke zeigen.

Was hilft ein schwacher Gott?

Wie erkennt man die Stärke eines Gottes?

Die Menschen kennen Gottes Gedanken nicht.

Sie werden sie einst spüren.

Heftig.

Mit Schmerzen.

Dann ist es vielleicht zu spät.

Desgleichen schmähten ihn auch die Räuber,

Die mit ihm gekreuzigt waren.

Der auf der rechten Seite verspottete ihn.

Der auf der linken Seite bat um Mäßigung.

Oder war der auf der linken Seite, der von der rechten Seite?

Jesus entschied, dass einer mit ihm ins Reich Gottes eingehen könne.

Der andere gehe im Hades unter.

Gottes Herrlichkeit

Gegen

die Verdammnis in der Hölle.

Aber wen soll das gerade jetzt interessieren?

Niemand ist je aus dem Gottesreich zurückgekehrt, niemand hat den Hades überlebt.

So wissen die Menschen davon nichts.

Die Erzählungen können nicht unabhängig nachgeprüft werden.

Vertrauen.

Wir müssen den Schilderungen vertrauen.

Den Aussagen von Jesus.

Aber wie kann man einem machtlosen Gott vertrauen?

Von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde.

Die Sonne verwindet.

Dunkle Wolken schieben sich ans Firmament.

Es könnte Regen geben.

Aber es regnet nicht.

Kein Tropfen.

Nur Dunkelheit legt sich über das Land.

Die Naturgewalten gebären sich wild.

Wind heult über den Kreuzigungsberg.

Gut, dass die Soldaten die Kreuze befestigt haben.

Um die neunte Stunde schrie Jesus laut:

„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

Einige dachten, er ruft nach Elia.

Einer lief, nahm einen Schwamm und füllte ihn mit Essig.

Er steckte ihn auf ein Rohr und gab ihm zu trinken.

Jesus schrie abermals laut und verschied.

Vorbei.

Da zerriss der Vorhang im Tempel in zwei Stücke von oben bis unten.

Die Menschen fürchten sich.

Die Naturgewalten greifen nach ihnen.

Sie beruhigen sich nicht.

Die Erde erbebt, und die Felsen reißen auf.

Die Gräber öffnen sich.

Da war ein Hauptmann,

der mit seinen Soldaten

Jesus bewachte.

Er fiel auf die Knie als er das Erdbeben spürte.

Er erschrak sehr.

Sprach: „Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!“

Eine späte Erkenntnis.

Zu spät.

Ob der Hauptmann nun an Gott glaubte, von nun an?

Seine Taten bereute, den Dienst quittierte?

Wir wissen es nicht.

Karsamstag

Karsamstag

Es kam ein reicher Mann aus Arimatäa.

Er hieß Josef und gehörte zu den Jüngern von Jesus.

Sonst wissen wir nichts über ihn.

Ein Mitläufer?

Zu den Jüngern gehörten Arme und Reiche, Gebildete und Schwache, Starke und Einfältige.

Das soll betont werden.

Er ging zu Pilatus und bat ihn um den Leichnam von Jesus.

Was willst Du mit dem Leichnam?

Überraschung.

Jemand kümmert sich.

An der Leiche hat der Staat kein Interesse.

Pilatus befahl, ihm den Leichnam zu übergeben.

Erledigt.

Abgeschlossen.

Pilatus kann sich wieder seinen Regierungsgeschäften widmen.

Immer diese unvorhergesehenen Vorkommnisse.

Störend.

Ablenkend.

Josef nahm den Leichnam und wickelte ihn in ein frisches Leinentuch.

Dann legte er Jesus in seine eigene Grabkammer.

Da dieser Josef noch lebte, war sie unbenutzt. Logisch.

In einen Felsen gehauen.

Schließlich rollte er einen großen Stein vor den Eingang zur Grabkammer.

Dann ging er weg.

So war alles in Ordnung.

Abgeschlossen.

Maria aus Magdala und die andere Maria blieben dort.

Sie saßen auf einem Stein.

Starrten vor sich hin.

Sie hatten Jesus geliebt, verehrt, bewundert, geschätzt.

Sein Tod hatte sie geschockt.

Sie empfanden sich geschändet.

Ihnen wurde das Liebste entrissen.

Sie wehklagten, konnten aber nicht weinen.

Blick in den Himmel.

Wolkenlos.

Warum scheint noch immer die Sonne?

Die Pharisäer schickten Wachen zum Grab.

Schließlich hatte Jesus gesagt, er werde nach drei Tagen auferstehen.

Zumindest so lange müssen die Wachen verharren.

Sie lehnen sich gegen den Stein.

Gelangweilt.

Soldaten müssen geübt sein im Warten.

Im Wartemodus schalten sie ihren Geist ab.

Denken an etwas Schönes.

Vielleicht denken sie auch nicht.

Nichts.

Dieser Samstag ist ein langweiliger Tag.

Die beiden Frauen beschließen, heim zu gehen.

Die Wachen bleiben, wie es ihre Aufgabe ist.

Sie spielen mit dem Handy. Aber es gibt keine neuen Nachrichten.

„Wenn das vorbei ist, beantrage ich Urlaub.“ Sagt der eine.

„Wohin willst Du fahren?“ Fragt der andere.

„Nach Malle.“

Der andere grinst nur.

„Trinken, saufen, an der Bar sitzen, Mädchen anglotzen.“

„Schwachsinn.“ Sagt der andere.

Ostersonntag

Ostersonntag

Es ist noch finster.

Die Sonne ist nicht aufgegangen.

Maria Magdalena konnte in dieser Nacht nicht schlafen.

Herumwälzen.

Schweiß auf der Stirne.

Es ist selbst in der Nacht heiß.

So stand sie auf.

Zähneputzen.

Das Gesicht waschen.

In die Kleider schlüpfen.

Sie verlässt das Haus.

Niemand hört sie.

Ganz leise.

Auf Socken.

Leicht schimmert die aufgehende Sonne hervor.

Maria Magdalena steht vor dem Grab.

Erschrickt.

Einer von den Wachen schläft.

Der andere ist weg.

Vielleicht in Malle.

Geflohen.

Sie steht vor dem Grab und erkennt, dass der Stein zur Seite geschoben wurde.

Der Stein ist schwer.

Ein Mann allein kann ihn nicht bewegen.

Wer hat sich am Grab vergriffen?

Es leuchtet.

Noch ist es dunkel.

Dennoch leuchtet es leicht.

Wo?

Im Grab leuchtet es.

Maria Magdalena blieb vorsichtig.

Draußen vor dem Grab.

Stehen.

Mit Herzklopfen.

Weinend.

Dann beugte sie sich doch nach vorne.

Sie erkennt etwas. Schemenhaft.

Zwei Gestalten in weißen Gewändern.

Sie sitzen, einer am Haupt, einer zu den Füßen,

Dort, wo der Leichnam Jesu gelegen hatte.

Maria erkennt, dass es Engel sein müssen.

Das denkt sie.

Es sind die ersten Engel, denen sie begegnet ist.

Gibt es Engel?

Sie hatte sich darüber noch keine Gedanken gemacht.

Jetzt muss sie die Frage beantworten.

Ja.

Selbstverständlich.

Es gibt Engel.

Sie sprechen sogar mit ihr.

„Frau, warum weinst du?“

Das sollten Engel eigentlich wissen.

„Sie haben meinen Herrn weggenommen.“

Der Engel gibt keine Antwort.

“Ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.“

Der Engel gibt keine Antwort.

Maria bemerkt eine Bewegung hinter sich.

So dreht sie sich um.

Da steht noch ein Engel.

Er stellt die gleiche Frage.

„Frau, warum weinst du? Wen suchst du?“

Nein, das ist kein Engel.

Nicht so leuchtend.

Eher normal.

Der Gärtner vielleicht.

Weiß er mehr?

„Herr, hast du ihn weggetragen?“

Ein Verdacht.

Er nickt.

„Sag mir bitte, wohin. Ich will ihn holen.“

Er spricht.

Nur ein Wort.

„Maria.“

Erschrecken.

Erkenntnis.

Wiedererkennen.

„Du bist es!“

Sie will auf ihn losstürzen.

Das ist verständlich.

Er hält sie zurück.

„Rühr mich nicht an.“

Sie ist enttäuscht.

Aber versteht.

Versteht nicht.

„Ich bin noch nicht auferstanden.“

Er sagt das ganz sachlich.

Wie: Ich habe noch nicht gefrühstückt.

Wie: Ich habe gerade den Rasen gemäht.

Wie: Es wird heute wieder nicht regnen.

Normale Lebenswelt.

Sie weiß nicht, was sie sagen soll.

Sie weiß nur, dass sie Größeres erlebt hat, als sie je verstehen kann.

Nicht fragen, wie alles geschehen ist.

Der Stein. Das Aufstehen, das Warten auf die Auferstehung.

Wunder.

Natürlich, wenn dies kein Wunder ist.

Schließlich sagt er.

Befiehlt er.

Bittet er.

„Maria gehe zu den Brüdern und Schwestern. Erzähle, was Du erlebt hast.

Ich werde bald auferstehen, zu meinem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.“

Maria nickt und steht stumm da.

Es dauert bis sie die Worte versteht.

Sie klingen gut.

Sie kann sich die Auferstehung nicht vorstellen. Aber sie hat den ersten Satz verstanden.

Gehe.

Und schon läuft sie los. Den kleinen Weg entlang, der in die Stadt führt.

Durch die Gassen, in die jetzt schon Sonnenlicht fällt.

Sie läuft so schnell sie kann.

Die Beine bewegen sich rhythmisch.

Sie kommt außer Atem.

Sie muss kurz anhalten, um durchzuatmen.

Dann geht es weiter.

Er lebt.

Irgendwie.

Was soll sie sagen?

Sie trifft die Jünger im Gemeindehaus an.

Sie schreit.

„Ich habe den Herrn gesehen.“

Die Jünger wollen es nicht glauben.

Können es nicht glauben.

Fragen stürzen auf Maria ein.

Fragt, so viel ihr wollt.

Ich kann euch nichts antworten.

Aber ich habe ihn gesehen. Der Stein vor dem Grab liegt auf der Seite.

Starke Mächte haben ihn verrückt.

Und Engel habe ich gesehen.

Vor allen Dingen aber den Herrn.

Nun sputen sich auch Petrus und ein anderer Jünger.

Sie hetzen zum Grab.

Es laufen miteinander.

Der andere Jünger läuft voraus, schneller als Petrus.

Daher kommt er als Erster zum Grab,

schaut hinein,

sieht die Leinentücher liegen.

Er geht aber nicht hinein in das Grab.

Aber Simon Petrus.

Er betritt das Grab.

Er erkennt die Leinentücher ebenfalls.

Und das Schweißtuch.

Das Schweißtuch bedeckte Jesu Haupt.

Es liegt nicht bei den Leinentüchern, sondern daneben,

Sauber zusammengelegt.

Sie verstehen die Zeichen nicht.

Sie wissen nur, der Leichnam ist weg.

Eine Tatsache.

Maria hat ihn gesehen.

Stimmt das?

Wo ist er jetzt?

Sehen sich an.

Fragen sich.

Haben keine Antworten.

So gehen sie zurück, zu den anderen.

Berichten.

Hoffnung.

Hoffnung ist Warten.

Ostermontag

Ostermontag

 

An diesem Tag marschieren zwei Jünger auf der Straße

Unterwegs zu dem Dorf Emmaus.

Zehn Kilometer von Jerusalem entfernt.

Sie tragen bequeme Wanderschuhe.

Keine Schleichwerbung, aber mit Streifen.

Jung, stark und traurig.

Sie unterhalten sich.

Über alles, was sie in den letzten Tagen erlebten.

Was sie nicht verstehen.

Sie diskutieren über das Ende.

Die Kreuzigung ist das Ende ihrer Gemeinschaft.

Ohne die Kraft und Zuversicht des Meisters sind sie verloren.

Nur er hatte diese Spiritualität.

Nur er konnte die Welt erklären.

Es wäre so schön gewesen.

Warum?

Sie stellten sich die Frage, die sich die Menschen nicht beantworten können.

So wird es immer sein und bleiben.

Die Menschen werden keine Antwort finden.

Während sie über das Warum reden

Gesellt sich ein Mann hinzu.

Leichten Schrittes.

„Darf ich mit Euch gehen?“

Natürlich.

Sie schreiten kräftig aus.

Der Mann ist barfuß. Trotzdem kräftige Schritte.

„Über was unterhaltet Ihr Euch?“

Die Frage führt zum Dammbruch.

Sie schütten die Worte und Sätze heraus.

Was sie bewegt.

Was sie erlebten.

Wie das Schicksal zuschlug.

Ihr Begleiter hört sie an. Ruhig.

Sie wundern sich: „Kommst Du aus der Ferne?

Weil Du nicht weißt, was sich in Jerusalem ereignet hat.“

„War es wichtig?“

Lebenswichtig.

Jesus aus Nazareth wurde gekreuzigt.

Er war ein großer Prophet.

Er offenbarte dem Volk die Wunder.

Er lehrte ihm Gottes Worte.

Aber die Mächtigen unseres Landes verärgerte er.

Der jüdische Rat bestrafte ihn.

Die Römer verurteilten ihn zum Tode.

Daher wurde er gekreuzigt.

Es fühlt sich an

Wie der Weltuntergang.

Wir dachten, er sei unser Retter.

Aber nun ist alles verloren.

Wenn der Starke, der Stärkste die Gruppe verlässt,

Wird sich auch die Gruppe auflösen.

Die Stärke kann niemand ersetzen.

Sie berichten weiter.

Es geschah noch mehr.

Einige Frauen haben uns in Aufregung versetzt.

Sie behaupteten, dass sie Jesus gesehen haben.

Nach der Kreuzigung.

Unmöglich.

Gekreuzigt, begraben. Aus.

Das Grab war zwar leer.

Aber kein Mensch kann eine Kreuzigung überleben.

So reden sie.

Ereifern sich.

Schreiten kräftig aus.

Werden immer schneller.

Vor Erregung. Schweiß ruht auf ihrer Stimme.

Da sagt er,

Jesus,

„Ihr seid begriffsstutzig.

Habt Ihr die Propheten nicht gelesen?

Musste das nicht so geschehen?

Erst dann kann die Herrlichkeit anbrechen.“

Die beiden Männer bleiben abrupt stehen.

Sehen ihren Begleiter an.

Denken nach.

Er hat recht.

Die Schriften vergessen.

Nicht gekümmert.

„Du kennst Dich gut aus. Kannst Du uns mehr erklären?“

Ihr Begleiter,

Jesus,

Erklärt ihnen, was in der Heiligen Schrift über ihn geschrieben steht.

Es wird eine Bibelstunde.

Eine biblische Stunde.

Angefangen bei Mose bis hin zu allen Propheten.

Die beiden Männer lassen ihren Begleiter reden.

Keine Unterbrechung.

Blick nach vorne auf den Weg.

Plötzlich verstehen sie.

Was sie noch nie verinnerlicht hatten.

Klarheit.

Wie eine Gleichung

Und ihre Lösung.

So erreichen sie das Dorf, zu dem sie unterwegs sind.

Ihr Begleiter,

Jesus,

Tat so, als wolle er weiterziehen.

Sie aber bedrängen ihn.

„Bleib doch bei uns! Es ist fast Abend, und der Tag geht zu Ende!“

Ein guter Grund.

So überreden sie ihn.

Sie gehen alle zusammen ins Haus und bleiben dort.

Später lassen sie sich zum Essen nieder.

Ihr Begleiter,

Jesus,

Nimmt das Brot,

Dankt Gott,

Bricht das Brot in Stücke

Und gibt es ihnen.

Da fällt es ihnen wie Schuppen von den Augen,

Sie erkennen ihn.

Er ist es.

Wirklich.

Im selben Augenblick verschwindet er vor ihren Augen.

Wo ist der Meister?

Hast Du ihn gesehen?

Nein, ich auch nicht.

Sie verstehen und sie verstehen nicht.

Sie können keinen klaren Gedanken fassen.

Hätten sie ihn nicht schon auf der Wanderung erkennen müssen?

Er konnte ihnen so viel erklären.

Er füllte sie mit Erkenntnis.

Aber zumindest jetzt.

Bei diesem Abendmahl.

Beim Brotbrechen.

Erkannten sie ihn.

Nun fahren sie hoch.

Lassen alles liegen und stehen.

Und brechen auf.

Wandern zurück nach Jerusalem.

Sie laufen noch schneller.

Sie hätten sich ein Auto gewünscht, damit sie schnell vorwärtskommen.

Oder ein Motorrad.

Aber nun hasten sie.

Schweißgebadet.

Sie kommen im Gemeindehaus an.

Klopfen.

Warum öffnen sie nicht?

Es dauert endlos.

Klopfen.

Vorsichtig wird die Tür geöffnet.

Die Jünger werden erkannt.

Angst vor der Polizei.

Kommt herein.

Die elf Jünger sind beieinander,

zusammen mit allen anderen, die zu ihnen gehörten.

Alle schrecken zusammen, als sie in den Raum poldern.

Die beiden schreien:

„Der Herr ist wirklich auferstanden!“

Die anderen erheben sich voller Freude.

„Er ist auch Simon erschienen.“

Die beiden erzählen,

Was sie unterwegs erlebt haben,

Wie sie den Herrn erkannt haben:

Als er das Brot in Stücke brach.

„Der Herr ist wirklich auferstanden!“

Ein Freudenchor.

Wir freuen uns noch immer.

Alle Menschen.

Jeden Tag.

Heute freuen wir uns ganz besonders.

 

 

Psalm für danach

 

Herr, Du hast die Welt wunderschön gemacht.

Ich liege auf dem Rücken und sehe in das Blau des Himmels. Meinen Augen folgen den weißen Wolken, die über den Himmel galoppieren. Einige Vögel entzücken mich. Gott, vielen Dank, dass Du den Himmel und die Wolken geschaffen hast und dass sie uns das Wetter bringen, das wir benötigen.

Herr, Du hast die Welt wunderschön gemacht.

Ich laufe durch die Wiesen und entlang am Waldrand. Das satte Grün ist gut für meine Augen. Ich staune, wie viele verschiedene Tönungen von Grün die Natur hervorbringen kann. Ich kann sie nicht zählen. Dunkel und hell. Schraffiert und getupft. Gott, vielen Dank, dass Du die Natur in so vielen Nuancen gestaltet hast.

Herr, Du hast die Welt wunderschön gemacht.

Ich beobachte meine Frau und meine Kinder. Ich schaue zu meinem Kollegen und zu meiner Nachbarin. Sie trägt ihren Hund auf dem Arm. Gott hat sie alle schön geschaffen, hübsch, strahlend, erfrischend, gut in Form, von Kopf bis Fuß und der Hund hat ein graues Fell. Gott, vielen Dank, dass wir mit Freuden die Menschen ansehen und uns an ihrer Natürlichkeit freuen können.

Herr, Du hast die Welt wunderschön gemacht.

Ein Brot liegt vor mir auf dem Tisch, dazu Brötchen. Sie sind schön geformt, fühlen sich gut in der Hand an. Ich breche kleine Brocken ab und stecke sie in den Mund. Das Brot schmeckt markant, ein klein bisschen salzig, ansonsten kräftig, nach Körnern. Gott, vielen Dank, dass Du uns jeden Tag ausreichend gutes Essen bescherst.

Herr Du hast die Welt wunderschön gemacht.

Mein Auto parkt in der Straße. Es ist nicht groß, es ist nicht klein. Es fährt zuverlässig. Es ist kein Sportwagen und kein Kastenwagen. Es hat vier Räder und eine rote Farbe. Ich finde, es hat eine natürliche Schönheit. Und es ist praktisch. Es bringt mich von Ort zu Ort. Gott, vielen Dank, dass Du den Menschen die Fähigkeit geschenkt hast, Autos herzustellen.

Herr, Du hast die Welt wunderschön gemacht.

Ich habe ein kleines Vogelhäuschen in der Hand, das ich selbst gebastelt habe. Nicht alle Seiten sind akkurat aufeinandergesetzt. Es gefällt mir dennoch. Ich hoffe, dass es auch den Vögeln gefällt, die es bald bewohnen werden. Gott, vielen Dank, dass ich dieses Häuschen mit meinen eigenen Händen erschaffen konnte, dass ich auch ein bisschen Schöpfer sein durfte wie Du.

Herr, Du hast die Welt wunderschön gemacht.

Nun gibt uns auch den Geist, und die Kraft, und die Ausdauer, und die Ideen, sie zu erhalten, zu pflegen, damit sie weiterhin wunderschön bleibt und wir sie noch lange genießen können. Dir danken wir für alles auf der Welt. Denn alles hast Du gut gemacht.

 

Von der Dummheit zur Weisheit

Das Loch im Gehsteig


 

Es ist eine Geschichte zwischen Dummheit und Weisheit. Man wird unweigerlich gezwungen, darüber nachzudenken, was Weisheit und was Dummheit ist. Die Geschichte beginnt mit einer Dummheit. So allmählich übernimmt die Weisheit. Die Sachlage ist einfach: Man bemerkt auf einem Weg ein Loch. Wie reagiert man? Diese Geschichte gibt die Antwort. Faszinierend wie viele verschiedene Varianten es von dieser Geschichte gibt.

 

 

Ich gehe die Straße entlang.

Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.

Ich falle hinein.

Ich bin verloren, ich bin ohne alle Hoffnung.

Es ist nicht meine Schuld.
Aber es dauert endlos, wieder herauszukommen.

 

Ich gehe dieselbe Straße entlang.

Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.

Ich tue so, als sehe ich es nicht.

Ich falle wieder hinein.

Ich kann nicht glauben, schon wieder am gleichen Ort zu sein.

Aber es ist nicht meine Schuld.

Immer noch dauert es sehr lange, herauszukommen.

 

Ich gehe dieselbe Straße entlang.

Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.

Ich sehe es.

Ich falle wieder hinein, aus Gewohnheit.

Meine Augen sind offen. Ich weiß, wo ich bin.

Es ist meine eigene Schuld.

Ich komme sofort heraus.

Ich gehe dieselbe Straße entlang.

Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.

Ich sehe es. Ich bin darauf vorbereitet.

Ich beschließe die Straßenseite zu wechseln.

Auf dieser Seite gibt es kein Loch.

 

„Kunst“Bilder zum Krieg

"Kunst"Bilder zum Krieg

Bilder zum Krieg. Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals einen Impuls verspüre Bilder zum Krieg zu schaffen. Es ist nicht als Kriegs-Kunst zu verstehen, sondern eher als Kriegs-Schmerzen in Kunstform.

Rette mich vor Putins Bomben – Psalm 109

Rette mich vor Putins Bomben

Es ist erschreckend. Ich habe in der Bibel einen Psalm gefunden, den 109., den man mit ganz wenigen Worten und Sätzen umformulieren kann. Schon hat man einen aktuellen Krisenpsalm. Wie wenig hat sich die Welt in 5000 Jahren geändert. Ich füge zuerst den geänderten Psalm an und am Schluss das Original.

Rette mich vor Putins Bomben, Psalm 109

Dich Gott habe ich gelobt und gepriesen. Nun bitte ich Dich, ein Machtwort zu sprechen. Denn gottlose Verleumder, Medienmenschen, orthodoxe Priester, Politiker haben ihr Lügenmaul aufgerissen, um mir zu schaden. Nur Lug und Trug kommt über ihre Lippen und über die Tasten ihrer Computer.
Sie reden hasserfüllt, führen ohne Anlass Krieg gegen mich und verbieten sogar, dass dieser Krieg bei seinem Namen genannt wird.

Ich wollte mit meinen Nachbarn in Frieden zusammenleben, doch sie feindeten mich an.
Ich aber bleibe unbeirrt im Gebet. Sie haben mir Gutes mit Bösem vergolten, und meine Liebe erwiderten sie mit Hass.
Schicke einen Ankläger, der gegen meinen Feind auftritt und einen Richter, der gerecht urteilt. Aus dem Verfahren gehe er als schuldig hervor, selbst sein Gebet werde ihm zur Sünde. Seine Lebenszeit sei kurz, sein Amt soll ein anderer übernehmen.

Zu Waisen mögen seine Kinder werden und seine Frau zur Witwe.
Seine Kinder und alle Oligarchen, die ihn unterstützt haben, sollen bettelnd umherirren
und die Ruinen ihrer Häuser und Jachten nach Überresten durchsuchen.
All ihr Hab und Gut soll eingezogen werden, Fremde mögen plündern, was er mit Mühe erwarb. Er finde niemanden, der sein Andenken in Ehren hält und seine verwaisten Kinder beschenkt. Sein Name soll von der Erde getilgt werden.

Seine Nachkommen sollen aussterben, in der folgenden Generation erlösche ihr Name für immer. All das treffe meinen Feind`, weil ihm nie in den Sinn kam, Liebe zu üben.
Stattdessen verfolgt er seine Brüder und Schwestern, die von Leid und Elend geplagt sind; er ermordet die, deren Herzen verzweifelt sind.

Den Fluch hat er geliebt, so möge dieser ihn nun treffen. Am Segen fand er kein Gefallen, so bleibe der auch von ihm fern. Der Fluch war ihm schon vertraut – er hüllte sich darin ein wie in einen Mantel. Darum soll er auch verkommen in seinem Öl und Gas.

Du aber, Herr, Herrscher über alle, hilf mir doch und steh dafür mit deinem Namen ein. Versage den Bomben ihre Sprengkraft. Lass die Flugzeuge nicht aufsteigen und die Panzer nicht rollen. Rette mich, weil du reich an Gnade bist! Ich bin arm und vom Leid gebeugt, und mein Herz ist verwundet. Wie die Städte zu Ruinen wurden, so schwinde auch ich dahin. Ich werde aus dem Leben verscheucht.

Hilf mir, Herr, mein Gott, rette mich, weil du doch gnädig bist! Lass alle erkennen, dass deine Hand Wunder vollbringt, dass du, Herr, mich verteidigt und die feindlichen Soldaten niedergerungen hast.

Meine Feinde verfluchen mich, du aber segnest mich. Sie greifen an und stehen doch zuletzt beschämt da, während ich, dein Diener, mich freuen darf. Ja, meine Feinde werden mit Schmach bedeckt wie mit einem Gewand, Schande umgibt sie wie ein Mantel.

Ich aber werde den Herrn laut preisen und mitten unter vielen Menschen ihn rühmen.
Denn der Herr und alle Völker der Welt stehen mir zur Seite und geben mir Hoffnung und Heimat. Der Herr hilft gegen alle Tyrannen der Welt.

 

 

Rette mich vor dem Hass meiner Feinde! (Original)

Du, Gott, dem ich meine Loblieder singe, schweige doch nicht!
Denn gottlose Verleumder haben ihr Lügenmaul aufgerissen, um mir zu schaden.
Als sie mit mir redeten, kam nur Lug und Trug über ihre Lippen.
Mit hasserfüllten Worten haben sie mich umringt
und ohne einen Anlass Krieg gegen mich geführt.

Ich erwies ihnen Liebe, und doch feindeten sie mich an.
Ich aber bleibe unbeirrt im Gebet.
Sie haben mir Gutes mit Bösem vergolten,
und meine Liebe erwiderten sie mit Hass.

Lass doch einen gewissenlosen Richter gegen meinen Feind auftreten,
und ein Ankläger stehe ´im Gericht` zu seiner Rechten.
Aus dem Verfahren gehe er als schuldig hervor,
selbst sein Gebet werde ihm zur Sünde.
Seine Lebenszeit sei kurz,
sein Amt soll ein anderer übernehmen.

Zu Waisen mögen seine Kinder werden
und seine Frau zur Witwe.
10 Seine Kinder sollen bettelnd umherirren
und die Ruinen ihres Hauses nach Überresten durchsuchen.
11 Auf all sein Hab und Gut erhebe der Gläubiger Anspruch,
Fremde mögen plündern, was er mit Mühe erwarb.
12 Er finde niemanden, der sein Andenken in Ehren hält
und seine verwaisten Kinder beschenkt.

13 Seine Nachkommen sollen aussterben,
in der folgenden Generation erlösche ihr Name für immer.
14 Die Schuld seiner Vorfahren bleibe beim Herrn in Erinnerung,
und die Sünde seiner Mutter werde nicht ausgelöscht:
15 Ja, ihre Vergehen seien dem Herrn beständig vor Augen,
niemand auf der Erde soll sich mehr an diese Menschen erinnern.

16 ´All das treffe meinen Feind`, weil ihm nie in den Sinn kam, Liebe zu üben.
Stattdessen verfolgte er den, der von Leid und Elend geplagt wurde;
ja, ermorden wollte er ihn, dessen Herz verzweifelt war.

17 Den Fluch hat er geliebt, so möge dieser ihn nun treffen.
Am Segen fand er kein Gefallen, so bleibe der auch von ihm fern.
18 Der Fluch war ihm schon vertraut – er hüllte sich darin ein wie in einen Mantel.
Darum soll der Fluch in ihn eindringen wie Wasser
und wie Öl, das in die Haut einzieht.

19 Ja, umhüllen soll ihn der Fluch wie ein Gewand,
er soll ihn umgeben wie ein Gürtel, den er nicht mehr ablegt.
20 Diese Strafe möge der Herr über meine Feinde verhängen,
über alle, die nur Böses über mich reden.

21 Du aber, Herr, Herrscher über alle, hilf mir doch und steh dafür mit deinem Namen ein[j]!
Rette mich, weil du reich an Gnade bist!

22 Ich bin arm und vom Leid gebeugt,
und mein Herz ist verwundet.
23 Wie der Schatten immer länger wird, ´bevor er verschwindet,`
so schwinde ich dahin;
wie eine Heuschrecke abgeschüttelt wird, so werde ich aus dem Leben verscheucht.

24 Vom vielen Fasten bin ich so schwach geworden, dass meine Beine zittern,
und ich bin abgemagert bis auf die Knochen.
25 Für meine Feinde bin ich die Zielscheibe für Hohn und Spott,
sie sehen mich und schütteln nur noch den Kopf.

26 Hilf mir, Herr, mein Gott,
rette mich, weil du doch gnädig bist!
27 Lass alle erkennen, dass deine Hand Wunder vollbringt,
dass du, Herr, gehandelt hast.

28 Sie zwar verfluchen mich, du aber segnest.
Sie greifen an und stehen doch zuletzt beschämt da,
während ich, dein Diener, mich freuen darf.
29 Ja, meine Feinde werden mit Schmach bedeckt wie mit einem Gewand,
Schande umgibt sie wie ein Mantel.

30 Ich aber werde den Herrn laut preisen
und mitten unter vielen Menschen ihn rühmen.
31 Denn er steht dem Armen zur Seite,
er hilft ihm gegen alle, die sich als Richter über sein Leben aufspielen.