Psalm für Ostermontag

Psalm für Ostermontag

Psalm für den Ostermontag

 

Herr, Du hast die Welt so wunderschön gemacht. Ich liege auf dem Rücken und sehe in das Blau des Himmels. Meinen Augen folgen den weißen Wolken, die über den Himmel galoppieren. Einige Vögel entzücken mich. Gott, vielen Dank, dass Du den Himmel und die Wolken geschaffen hast und dass sie uns das Wetter bringen, das wir benötigen.

Herr, Du hast die Welt so wunderschön gemacht. Ich laufe durch die Wiesen und entlang am Waldrand. Das satte Grün ist gut für meine Augen. Ich staune, wie viele verschiedene Tönungen von Grün die Natur hervorbringen kann. Ich kann sie nicht zählen. Dunkel und hell. Schraffiert und getupft. Gott, vielen Dank, dass Du die Natur in so vielen Nuancen gestaltet hast.

Herr, Du hast die Welt so wunderschön gemacht. Ich beobachte meine Frau und meine Kinder. Ich schaue zu meinem Kollegen und zu meiner Nachbarin. Sie trägt ihren Hund auf dem Arm. Gott hat sie alle schön gemacht, hübsch, strahlend, erfrischend, gut in Form, von Kopf bis Fuß und der Hund hat ein graues Fell. Gott, vielen Dank, dass wir mit Freuden die Menschen ansehen und uns an ihrer Natürlichkeit freuen können.

Herr, Du hast die Welt so wunderschön gemacht. Ein Brot liegt vor mir auf dem Tisch, dazu Brötchen. Sie sind schön geformt, fühlen sich gut in der Hand an. Ich breche kleine Brocken ab und stecke sie in den Mund. Das Brot schmeckt markant, ein klein bisschen salzig, ansonsten kräftig, nach Körnern. Gott, vielen Dank, dass Du uns jeden Tag ausreichend gutes Essen bescherst.

Herr Du hast die Welt so wunderschön gemacht. Mein Auto parkt in der Straße. Es ist nicht groß, es ist nicht klein. Es fährt zuverlässig. Es ist kein Sportwagen und kein Kastenwagen. Es hat vier Räder und eine rote Farbe. Ich finde, es hat eine natürliche Schönheit. Und es ist praktisch. Es bringt mich von Ort zu Ort. Gott, vielen Dank, dass Du den Menschen die Fähigkeit geschenkt hast, Autos herzustellen.

Herr, Du hast die Welt so wunderschön gemacht. Ich habe ein kleines Vogelhäuschen in der Hand, das ich selbst gebastelt habe. Nicht alle Seiten sind akkurat aufeinandergesetzt. Es gefällt mir dennoch. Ich hoffe, dass es auch den Vögeln gefällt, die es bald bewohnen werden. Gott, vielen Dank, dass ich dieses Häuschen mit meinen eigenen Händen erschaffen konnte, dass ich auch ein bisschen Schöpfer sein durfte wie Du.

Herr, Du hast die Welt so wunderschön gemacht. Nun gibt uns auch den Geist, und die Kraft, und die Ausdauer, und die Ideen, sie zu erhalten, zu pflegen, damit sie weiterhin wunderschön bleibt und wir sie noch lange genießen können. Dir danken wir für alles auf der Welt. Denn alles hast Du gut gemacht.

Psalm für Ostersonntag

Sinn-des-Lebens-Psalm

Psalm für den Ostermontag

 

Herr, Du hast die Welt so wunderschön gemacht. Ich liege auf dem Rücken und sehe in das Blau des Himmels. Meinen Augen folgen den weißen Wolken, die über den Himmel galoppieren. Einige Vögel entzücken mich. Gott, vielen Dank, dass Du den Himmel und die Wolken geschaffen hast und dass sie uns das Wetter bringen, das wir benötigen.

Herr, Du hast die Welt so wunderschön gemacht. Ich laufe durch die Wiesen und entlang am Waldrand. Das satte Grün ist gut für meine Augen. Ich staune, wie viele verschiedene Tönungen von Grün die Natur hervorbringen kann. Ich kann sie nicht zählen. Dunkel und hell. Schraffiert und getupft. Gott, vielen Dank, dass Du die Natur so vielfältig und in so vielen Nuancen gestaltet hast.

Herr, Du hast die Welt so wunderschön gemacht. Ich beobachte meine Frau und meine Kinder. Ich schaue zu meiner Nachbarin. Sie hat ihren Hund auf dem Arm. Gott hat sie alle schöngemacht, hübsch, strahlend, erfrischend, gut in Form, von Kopf bis Fuß und der Hund hat ein graues Fell. Gott, vielen Dank, dass wir mit Freuden die Menschen ansehen und uns an ihrer Natürlichkeit freuen können.

Herr, Du hast die Welt so wunderschön gemacht. Ein Brot liegt vor mir auf dem Tisch, dazu Brötchen. Sie sind schön geformt, fühlen sich gut in der Hand an. Ich breche kleine Ecken ab und stecke sie in den Mund. Das Brot schmeckt delikat, ein klein bisschen salzig, ansonsten kräftig, nach Körnern. Gott, vielen Dank, dass Du uns jeden Tag ausreichend gutes Essen bescherst.

Herr Du hast die Welt so wunderschön gemacht. Mein Auto parkt in der Straße. Es ist nicht groß, es ist nicht klein. Es fährt zuverlässig. Es ist kein Sportwagen und kein Kastenwagen. Es hat vier Räder und eine rote Farbe. Ich finde, es hat eine natürliche Schönheit. Und es ist praktisch. Es bringt mich von A nach B. Gott, vielen Dank, dass Du den Menschen die Fähigkeit geschenkt hast, Autos herzustellen.

Herr, Du hast die Welt so wunderschön gemacht. Ich habe ein kleines Vogelhäuschen in der Hand, das ich selbst gearbeitet habe. Nicht alle Seiten sind akkurat aufeinandergesetzt. Abner es gefällt mir dennoch. Ich hoffe, dass es auch den Vögeln gefällt, die es bald bewohnen werden. Gott, vielen Dank, dass ich dieses Häuschen mit meinen eigenen Händen erschaffen konnte, dass ich auch ein bisschen Schöpfer sein durfte wie Du.

Herr, Du hast die Welt so wunderschön gemacht. Nun gibt uns auch den Geist, und die Kraft, und die Ausdauer, und die Ideen, sie zu erhalten, zu pflegen, damit sie weiterhin wunderschön bleibt und wir noch lange in ihr leben, uns wohl fühlen können. Dir danken für alles auf der Welt. Denn alles hast Du gut gemacht.

Psalm für Ostersamstag

Psalm für Ostersamstag

Psalm für Ostersamstag

 

Es gibt Zwischentöne, Zwischenräume, Zwischenphasen, einfach Tage dazwischen. Also Zwischentage.

Manchmal ist das „zwischen“ so unauffällig, dass wir es gar nicht wahrnehmen. Diese Tage wandeln sich zu Nicht-Tagen. Der Wind weht, aber wir spüren ihn nicht. Die Wolken regnen sich ab, aber wir bemerken die Nässe nicht. Der Donner röhrt, aber wir hören ihn nicht. Die Welt rattert, aber sie ist weit entfernt.

Solche Zwischentage sind kein Erleben, sie sind Erschöpfung pur.

Wir liegen auf dem Boden, wenige Gedanken pulsieren in unserem Körper. Wir fühlen zwar, dass wir leben, aber gleichzeitig spüren wir, das Ende nahen. Ein Ende sieht man nicht, hört man nicht, fühlt man nicht. Man riecht es höchstens. Es riecht sehr intensiv.

Uns fehlt jede Hoffnung, jeder Impuls, jeder Anstoß. Wir erkennen keine Pläne, können die nächsten Schritte nicht beschreiben, sind nicht bereit zu handeln.

Zwischentage haben zwar eine Vergangenheit, aber keine Zukunft. Zwischentage gedenken mit Trauer vergangener Ereignissen. Sie entgleiten uns irgendwann. Sie verschütten all unsere Perspektiven. Die Sinnlosigkeit schleicht sich in unser Gemüt.

Auch an einem solchen Zwischentag werden Kinder geboren, streiten sich Menschen, explodieren Bomben, erliegen Menschen ihren Krankheiten.

Aber an Zwischentagen wehren wir uns nicht, lehnen wir uns nicht auf, protestieren wir nicht.

Wir lassen zu, was geschieht. Denn es ist alles vollbracht. Es ist alles gesagt. Es gibt keine Hoffnung mehr.

Wir sind am Ende. Das Ende sollte gut sein, so hat uns das Gott eigentlich versprochen. Vielleicht ist es noch nicht das Ende, weil es nicht gut ist. Vielleicht können wir wieder Hoffnung haben.

So bitten wir Dich, um einen Neuanfang, um Funken der Hoffnung. Gib uns deine Hand und ziehe uns heraus aus dem Zwischentag. Gib uns einen Hauch Deiner Kraft. Gibt uns ein Korn Deiner Göttlichkeit. Schenke uns einen Impuls Deiner Großzügigkeit. Versorge uns mit einer kräftigenden Ruhe.

 

Psalm für Karfreitag

Psalm für Karfreitag

Psalm für Karfreitag

 

Ich denke, es kann nicht sein, dass an einem Karfreitag die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, die Sträucher grünen.

Es müsste donnern und stürmen, wehen und rütteln, zumindest regnen. Wenn sich das Tor zur sterblichen Unterwelt öffnet.

Es ist vollbracht.

Die Botschaft ist klar. Alles zu Ende, keine Hoffnung mehr. Das Spiel ist aus.

Warum widmen wir dieser Aussage einen Tag des Jahres, warum beten wir den Verlierer an?

Es gab in meinem Leben, es gibt in unserem Leben, es gibt in unser aller Leben viele Augenblicke, an denen wir verzagen, verzweifeln, uns ängstigen, verkriechen, zittern, an denen wir ans Ende denken, die Hoffnung schwindet.

Wir hängen neben Dir am Kreuz und wie damals die beiden rechts und links von Dir, auf dem Hügel von Golgatha. Von Kreuz zu Kreuz fragen wir Dich: Wenn Du Gott bist, warum rettest Du Dich nicht? Warum rettest Du uns nicht?

Es ist nicht befriedigend, zu erfahren, dass es so kommen muss. Dass unser Leben Mühsal ist, dass der Tod unser Leben beenden wird.

Selbst Du als Gott hast gezaudert und gestöhnt bis Du das Ende akzeptiert hast: Es ist vollbracht.

Die dramatische Geschichte Deiner Kreuzigung ist so unwirklich, dass selbst Ungläubige glauben. Ein Gott lässt sich als Mensch töten, unterliegt aller menschlichen Bosheit. Die Menschen besiegen Gott.

Gott hat sich verkleinert, er hat sich untergeordnet. Er hat uns Menschen den Spiegel vorgehalten.

Wir sind diejenigen, die schuld sind, die für Mord, Totschlag, Verletzungen, Verzweiflung, Verleumdungen verantwortlich sind. Die einzige Hoffnung ist, wenn wir nicht in der Gosse sterben, sondern neben Gott am Kreuz den letzten Atemzug machen dürfen.

So wird das Kreuz zum Mahnmal, zum Zeichen, zur Erinnerung. Wir sollten jeden Tag, jede Stunde, jede Minute das Kreuz im Blick haben. Es genügt nicht, nur einen einzigen Tag im Jahr darüber nachzudenken. Karfreitag ist immer, ohne Unterlass, ohne Unterbrechung.

Das Wetter hat umgeschlagen Es regnet und Wolkenmassen ziehen über das Land. Das ist gut so, denn an Karfreitag können die Mächte der Natur nicht freundlich gestimmt sein. Sie toben und zeigen ihre Kraft. Irgendwann neigt sich die Natur vor ihrem Schöpfer und tausendfach schallt es aus vielen Kehlen: Es ist vollbracht.

 

 

Psalm am Gründonnerstag

Psalm am Gründonnerstag

Psalm für Gründonnerstag

 

Aus einem kleinen Samen sind wir allesamt entstanden.

Und stehen dann in dieser Welt. Auf zwei Beinen. Manche auch behindert.

Von Anfang an trägt jeder Mensch einen Sack, in dem sich Freude und Leid befinden.

Wenn er nun geht über die grünen Auen seines Lebens, dann packt er seinen Sack aus. Eine Freude hier, ein Leid da.

Manchmal mag er nicht zugreifen, nicht auspacken, nicht anschauen.

Doch es hilft nichts. Es ist des Menschen Drang, sein Leben zu erleben.

Manches kann er zum Besseren wenden. Manches entfacht er zur Katastrophe.

Aber manches ist eben da. Von Anfang an. Er kann sich nicht erinnern, seinem Sack das Etwas entnommen zu haben. Er wollte nicht, es kam. Er drehte den Rücken zu. Es blieb.

Der Mensch wundert sich. Wenn es nicht in seiner Macht lag, welche Macht hat ihn nun konfrontiert?

Er sieht, dass es auf der Erde mehr geben muss als seine kleine Macht. Die Macht von mächtigen Menschen. Die Macht von Natur, von Wind und Wellen. Doch war es das?

Gibt es da nicht noch eine Macht, die ordnet, die richtet?

Der Mensch weiß nicht. Er rätselt. Aber er findet keine Antwort.

So lässt er sich treiben im Leben. Manchmal schlägt er Pflöcke ein, um sich festzuhalten. Das gelingt aber nur für kurze Zeit. Dann treibt das Leben weiter. Er kann nur zurückblicken, auf die Pfosten, die er eingeschlagen hat.

Er hat noch mehr Pfosten neben sich liegen. Diese alle wird er noch in den Boden der Welt rammen.

Als sie weniger werden, an Anzahl abnehmen, wundert er sich. Warum gibt es keinen Nachschub? Warum liefert niemand neue Pfosten? Sind die Lieferketten gestört?

Er steht recht verloren am Ende seines Lebens und hofft auf die Macht, die es doch gibt auf dieser Welt. Sie bittet er um Pfosten. Sie müssen nicht mehr kräftig sein, denn auch er ist schwach geworden.

Aber die Macht rührt sich nicht. Sie gibt keine Antwort.

Er kann nur zurückblicken auf die Pfosten, die er bereits in der Erde der Welt geschlagen hatte.

Er überlegt, ob er zufrieden ist.

Manche Pfosten sind umgefallen, viele liegen in weiter Ferne und er kann sich nicht mehr an sie erinnern. Manche wirken unnatürlich groß, wie arrogante Attrappen. Aber schließlich sieht er es ganz deutlich. An einigen, vielleicht sind es nur wenige, ranken grüne Triebe. Es wächst etwas auf seinem Lebensweg.

Nun steht er hier auf seinen zwei Beinen. Manche waren die ganze Lebenszeit behindert. Er stützt sich nunmehr auf einen Stab.

Er flüstert: Herr, Du bist die Macht, öffne nun das Tor zur glänzenden Ewigkeit.

Erkenntnis

Erkenntnis

 

Ein Sufi saß auf der Erde und hatte eine Schar von Zuhörern um sich geschart. Diese baten ihn, aus seinem Leben zu erzählen und ihnen die wichtigsten Weisheiten zu offenbaren.

Der Sufi musterte die Fragesteller, dachte lange über ihr Anliegen nach und antwortete ihnen schließlich:

In meiner Jugend begehrte ich auf. Ich fühlte mich als Revolutionär. Wenn man jung ist, fühlt man sich stark und kräftig. Man hat viele Ideen und will diese umsetzen. Ich war schon damals ein sehr gläubiger Mensch, daher betete ich von Anfang an zu Gott. Ich formulierte nur ein einziges Gebet. Dieses lautete: Herr gibt mir Kraft, die Welt zu verändern. Ich weiß nicht, ob Gott mein Gebet gehört hat.

Als ich die Mitte meines Lebens erreicht hatte, waren meine hochfliegenden Pläne Vergangenheit. Ich stellte fest, dass mein Leben schon zur Hälfte abgelaufen war. Ich hatte in dieser Zeit keine Revolution angeführt. Ich befürchte, dass ich in dieser Zeit, nicht einmal eine einzige Seele gerettet hatte. Ich habe auch keine Regierung und keine Organisation auf dieser Welt verändert. So hat sich auch die Welt nicht verbessert. Konsequenterweise überlegte ich, ob ich nicht anders beten sollte. Ab dieser Zeit betete ich folgendermaßen: Herr hilf mir, dass ich die Menschen, denen ich begegne verändern kann. Gib mir deine Kraft und deinen Segen, wenn ich mit meinen Freunden und mit meiner Familie spreche. Wenn es mir gelingt, diese Menschen zu verändern, dann will ich zufrieden sein.

Nun, da ihr mich fragt nach den Erkenntnissen meines Lebens, muss ich sagen, dass ich nun ein alter Mann bin. Mein Leben neigt sich seinem Ende zu. Meine Tage sind gezählt. Und ich muss feststellen, dass ich weder die Welt noch meine Freunde verändert habe. Nunmehr erkenne ich, wie töricht meine Gebete waren. Ich musste also mein Gebet wieder verändern. Ich wollte nun ein Gebet formulieren, das endlich Wirkung zeigt. Nun lautete mein Gebet folgendermaßen: Herr gibt mir die Kraft und die Gnade, mich selbst zu verändern. Denn nur, wenn ich mich verändere, kann ich auch die Welt verändern.

Euch will ich sagen: Wenn ich von Anfang an so gebetet hätte, wäre mein Leben nicht vertan gewesen. So aber ist es.

 

Erleuchtung

Erleuchtung

 

Es war damals üblich, dass Menschen, die in ihrem Leben eine bittere Enttäuschung erlebten in ein Kloster gingen, um dort mit sich ins Reine zu kommen.

Ein junger Mann litt an einer großen Enttäuschung. Er war des Lebens überdrüssig, war enttäuscht von seinem bisherigen Leben. Er stand vor der Entscheidung, ob er Selbstmord begehen sollte oder ob er die Erleuchtung findet. Aus diesem Grund begab er sich in ein Kloster, meldete sich dort beim Abt und erklärte ihm seine Situation. Der junge Mann war sich schon darüber im Klaren, dass es hauptsächlich an ihm selbst lag. Er hatte keine Ausdauer, um zu meditieren und nachzudenken. Er konnte nicht einmal ein Studium durchhalten. Er wurde immer wieder in das Weltliche gezogen, suchte dort den Genuss und die Zerstreuung. Obwohl es ihn selbst enttäuschte und er es als schmerzlich empfand, konnte er sich aus der Welt nicht befreien. So fragte er den Abt: „Gibt es für Leute wie mich nicht einen Weg, um auf schnelle Art und Weise zur Erleuchtung zu gelangen?“

Der Abt dachte darüber nach. Da er den jungen Mann sympathisch und ehrlich fand fragte er ihn, was ihn am Leben bisher am meisten beeindruckt, womit er sich am meisten beschäftigt habe.

Der junge Mann konnte die Frage nicht richtig beantworten, denn er hatte eigentlich für nichts Interesse aufgebracht. Da seine Familie sehr reich war, gab es keine Notwendigkeit, etwas zu lernen und später zu arbeiten. Dann sagte er aber noch: „Ich glaube das einzige; was mich in meinem Leben bisher interessiert hat, ist das Schachspielen. Damit habe ich relativ viel Zeit verbracht.“

Der Abt bat daraufhin seinen Assistenten einen bestimmten Mönch zu holen. Er solle auch Schachbrett und Figuren mitbringen. Nach einiger Zeit kam der Mönch mit dem Brett und der Abt stellte die Figuren auf.

Er ließ sich von seinem Assistenten sein Schwert bringen und zeigte dieses den beiden Männern. Er sprach ernsthaft zu den beiden: „Mönch, du hast mir, deinem Abt; Gehorsam gelobt als du in das Kloster eingetreten bist. Diesen Gehorsam fordere ich jetzt von dir. Du wirst mit diesem jungen Mann eine Partie Schach spielen. Aber wenn du verlierst, werde ich dir mit diesem Schwert den Kopf abschlagen. Du musst jedoch keine Angst haben, denn ich verspreche dir, dass du im Paradies erwachen wirst. Wenn du allerdings gewinnst, dann werde ich diesem Mann hier den Kopf abschlagen. Er hat sich bisher nur für das Schachspielen interessiert. Wenn er verliert, dann verdient er auch den Verlust seines Kopfes.“

Die beiden Kontrahenten sahen den Abt entsetzt an. Sie verstanden, dass es der Abt ernst meinte. Die Konsequenzen waren ihnen klar. Der Verlierer hatte keine Gnade zu erwarten. Und so begann das Spiel.

Bei den Eröffnungszügen spürte der junge Mann, wie Angst in seinem Herz hochkroch, wie sich Schweiß auf seiner Stirne bildete. Er spielte um sein Leben. Das Schachbrett war seine gesamte Welt und damit sein Schicksal. Deshalb konzentrierte er sich darauf, so stark wie er das noch nie gemacht hatte. Zuerst sah es aus, als wären die Züge des jungen Mannes verhalten, eher fehlerhaft. Er kam in die Defensive. Doch dann machte sein Gegner einen schweren Fehler und der junge Mann konnte seine Verteidigungslinie verstärken und den Angriff starten. Damit verschlechterte sich die Position des Mönchs und nach einiger Zeit konnte man unschwer erkennen, dass der Mönch verlieren wird. Der junge Mann war zuerst euphorisch, weil er seinen Sieg vor sich sah. Er sah den Mönch verstohlen an. Er blickte auf ein Gesicht, dem er Intelligenz und Aufrichtigkeit entnahm. Er bemerkte, dass sein Gegner ein wertvoller Mensch war. Ganz im Gegensatz dazu sein eigenes, eigentlich wertloses Leben, das er schon hatte wegwerfen wollen. Ihn bekam ein Gefühl des Verständnisses, des Bedauerns. Und so beging er absichtlich einen Fehler und noch einen. Diese Fehler verschlechterten seine Stellung, seine Verteidigung brach zusammen und sein Gegner hatte eigentlich freie Bahn für einen Sieg.

In diesem Augenblick stieß der Abt das Brett um und die Figuren fielen auf den Boden. Die beiden Schachspieler waren verstört, konnten sich diese Entwicklung nicht erklären, sahen den Abt fragend an. Der erklärte dann langsam: „Bei diesem Spiel gibt es keinen Gewinner und keinen Verlierer. Aus diesem Grund kann hier auch kein Kopf fallen. Im Leben sind zwei Dinge notwendig: völlige Konzentration und Mitgefühl. Beides gehört zusammen. Du hast heute beides gelernt. Zunächst warst du völlig auf das Spiel konzentriert. Aber du konntest dennoch Mitgefühl empfinden. Schließlich warst du sogar bereit, dein Leben zu opfern. Ich schlage dir vor, dass du einige Monate im Kloster bleibst und an unserer Ausbildung teilnimmst. Ich bin mir sicher, dass dir dann die Erleuchtung gewiss sein wird.“

Der junge Mann folgte dem Rat des Abts und er erlangte in der Tat die Erleuchtung

 

Befriedigung

Befriedigung

 

Zwei indische Kaufleute, die seit vielen Jahren gute Freunde waren, verbrachten auch ihre Freizeit häufig zusammen. Ihre Vorlieben waren auch sehr unterschiedlich. Die Geschichte berichtet darüber.

Es war ein Feiertag und die beiden Freunde wollten diesen Tag gemeinsam verbringen. Sie planten, sich an diesem Tag in einem Bordell zu vergnügen. Das war zwar teuer, aber ab und zu gönnten sie sich diese Abwechslung. So gingen sie in den frühen Morgenstunden durch die Straßen der Stadt, hielten sich an den Händen, wie dies in Indien unter Freunden durchaus üblich ist. Sie freuten sich auf das Vergnügen. Es war immer schön, wenn man verwöhnt wurde. An diesem Morgen begann das Leben in der Stadt sich erst langsam zu regen und es dauerte eine ganze Weile bis sie in das Viertel kamen, in dem sich die Bordelle befanden. Unterwegs bemerkten sie eine Menschenansammlung. Sie waren neugierig und wollten wissen, was hier geschah. Sie stellten fest, dass im Schatten eines mächtigen Baumes ein heiliger Meister saß, der den Menschen das Leben erklärte. Er zitierte aus den heiligen Schriften, interpretierte sie und gab den Zuhörern Ratschläge für ihr Leben. Der eine der beiden Freunde war von diesem Heiligen fasziniert, hockte sich nieder zu den anderen Zuhörern und beschloss hier zu bleiben. Er wollte auf den Bordellbesuch verzichten und lieber die Erkenntnisse des heiligen Mannes erfahren.

Der andere ging weiter, erreichte nach kurzer Zeit das Bordell. Er fand dort eine sehr hübsche und junge Hure, die sich liebevoll um ihn kümmerte.

Es ist nun interessant, wie sich der Tag entwickelte. Der Mann, der im Bordell eingekehrt war ließ sich verwöhnen. Das junge Mädchen war sehr geschickt und vermittelte ihm einen großen Genuss. Trotzdem war er nicht so recht bei der Sache. Er musste immer wieder an seinen Freund denken, der nun dem Heiligen zuhörte und sicherlich gute Ratschläge für sein Leben bekam. Er selbst hatte sich entschieden für ein nicht eben gottgefälliges Vergnügen. Sein Freund, der dem Meister zuhörte, konnte sich aber auch nicht konzentrieren. Er dachte immer an seinen Freund, der jetzt wohl einen großen Genuss habe. Er malte sich in glühenden Farben aus, was der andere gerade erlebte. So hörte er zwar die Reden, aber kein Wort erreichte sein Herz. Keiner der beiden war zufrieden, denn keiner befand sich im Hier und Jetzt.

Selbstmord

Selbstmord

Es war einmal ein erfolgloser Handelsvertreter, welcher mit sich selbst, seinen Beziehungen und mit seinem Geschäft mehr als unzufrieden war. Sein Leben war verkorkst. Zeit abzutreten.

Ein Handelsvertreter war in einer äußerst misslichen Lage. In seinem Unternehmen hatte er einen großen Schuldenberg entstehen lassen. Der Umsatz ging zurück und er hatte keine Hoffnung, die Schulden demnächst abzahlen zu können. Er hatte Ärger mit seinen Angestellten. Viele Freunde hatten sich von ihm abgewandt. Seine Frau wollte sich scheiden lassen. Als er an diesem Abend über sein bisheriges Leben nachdachte, kam er zu dem Schluss, dass ist sinnlos geworden sei. Er solle Schluss machen. Am besten ist es, sich umzubringen. So entschied er. Am übernächsten Tag wollte er seine Entscheidung umsetzen. Nachdem er diesen Entschluss getroffen hatte, fühlte er sich plötzlich erleichtert. Er sah dem nächsten, also dem letzten Tag seines Lebens, mit großer Gelassenheit entgegen.

Als dieser letzte Tag anbrach empfand er eine große Gelöstheit. Er war froh über sein nahes Ende. Er musste sich über seine Zukunft keine Sorgen mehr machen. So nahm er sich vor, den Tag richtig zu genießen. Es begann mit einem sehr schönen Frühstück, das er in aller Ruhe zu sich nahm und sogar lobende Worte für seine Frau fand, die ihm alles angerichtet hatte. Er umarmte sie und verabschiedete sich. Dann machte er noch einen Umweg zu einigen Freunden, die er schon lange nicht mehr gesehen hatte. Früher saßen sie häufig beisammen, hatten sich gut unterhalten und sich miteinander am Leben gefreut. Dazu hatte er in den letzten Jahren keine Zeit mehr gefunden. Vielleicht hatte er auch keine Lust gehabt. Nun konnte er sich plötzlich in aller Freiheit mit den Freunden unterhalten. Sie unterhielten sich sogar über einige Probleme und fanden auch Lösungsansätze. Anschließend machte er sich auf den Weg in sein Büro. Die Sonne schien, er fühlte sich wohlig warm. Sein Gesicht strahlte wohl eine gewisse Zufriedenheit aus. Die Menschen, die ihm begegneten bemerkten dies und lächelten zurück. Dieses Lächeln tat ihm sehr gut. In der Arbeit kümmerte er sich ganz besonders um seine Kunden. Er hatte Zeit für sie. Die Beratungsgespräche waren ohne alle Hektik. Er hatte keinen Zwang, irgendwelche Produkte zu verkaufen. So nahm er sich Zeit, seine Kunden ehrlich und ausführlich über die Produkte zu informieren. Das wirkte irgendwie ansteckend. Er war darüber glücklich und auch seine Kunden dankten ihm.

Als er am Abend seine Aufträge zusammenzählte, stellte er fest, dass der Umsatz gestiegen war und auch der verdiente Gewinn zugenommen hatte. Beschwingt ging er nach Hause. Dort empfing ihn seine Frau wie vor langer Zeit in seiner Ehe und servierte ihm sein Lieblingsgericht. Sie waren beide sehr aufmerksam für den anderen, unterhielten sich bestens und teilten Komplimente aus. In dieser Nacht erkannte er, dass es eigentlich keinen einzigen Grund für einen Selbstmord gab.

Er erkannte auch den Grund dafür. Er hatte seine Einstellung geändert. Das Leben hatte sofort reagiert und er vermerkte eine große Zufriedenheit. Daher beschloss er von diesem Tag an, jeden Tag so zu leben, als sei es sein letzter Tag, als gebe es keine drohende Zukunft. Er musste keinen Selbstmord verüben, sondern er kehrte wieder in das Leben zurück. Mit dieser Einstellung wurde er sehr glücklich.

Henne

Henne

Das ist eine ganz besondere Geschichte. Sie ist gemünzt auf unsere Gesellschaft. Vorgetragen wurde sie auf einer Aktionärsversammlung. Sie trug damals den Titel: „Warum wir an das System des freien Wettbewerbs glauben“.

Es war einmal eine kleine rote Henne, die auf dem Bauernhof scharrte, bis sie einige Weizenkörner fand. Sie rief Ihre Nachbarn und sagte: „Wenn wir diesen Weizen pflanzen, werden wir Brot zu essen haben. Wer will mir helfen, ihn anzubauen?“
„Ich nicht.“ Sagte die Kuh.
„Ich nicht.“ Sagte die Ente.
„Ich nicht.“ Sagte das Schwein.
„Ich nicht.“ Sagte die Gans.
Dann werde ich es tun, sagte die kleine rote Henne. Und sie tat es.

Der Weizen wuchs hoch, reifte und trug goldene Körner. „Wer will mir helfen, den Weizen zu ernten?“ Fragte die kleine rote Henne.
„Ich nicht.“ Sagte die Ente.
„Dafür bin ich nicht zuständig.“ Sagte das Schwein.
„Ich würde meinen Status verlieren.“ Sagte die Kuh.
„Ich würde meine Arbeitslosenunterstützung verlieren.“ Sagte die Gans.
„Dann werde ich es tun.“ Sagte die kleine rote Henne, und sie tat es.
Schließlich kam die Zeit, da das Brot gebacken werden sollte.
„Wer hilft mir beim Brotbacken?” Fragte die kleine rote Henne.
„Das hieße Überstunden für mich.“ Sagte die Kuh.
„Ich würde meine Sozialhilfe verlieren.“ Sagte die Ente.
„Ich habe zwei linke Hände und nie gelernt, wie man das macht.“ Sagte das Schwein.
„Wenn ich die einzige sein soll, die hilft, dann ist das diskriminierend.“ Murrte die Gans.
„Dann mache ich es.“ Sagte die kleine rote Henne.
Sie buk fünf Laib Brot und hielt sie hoch, um sie den anderen zu zeigen.
Jetzt wollten alle etwas davon abhaben; sie forderten sogar lauthals ihren Teil.
Aber die kleine rote Henne sagte: „Nein, ich kann die fünf Brote ebenso gut selbst essen.
„Unmäßiger Profit.“ Brüllte daraufhin die Kuh.
„Kapitalistischer Blutsauger.“ Schrie die Ente.
„Gleiches Recht für alle.“ Forderte die Gans.
Das Schwein grunzte nur. Und sie malten „Unfair“ auf Transparente, liefen um die kleine rote Henne herum und riefen Obszönitäten.
Als der Regierungsvertreter kam, sagte er zu der kleinen roten Henne: „Hör mal, du darfst nicht habgierig sein!“
„Aber ich habe mir das Brot doch selbst verdient.“ Erwiderte die kleine rote Henne.
Der Regierungsvertreter sagte: „Das ist das wunderbare System des freien Unternehmertums. Jeder auf dem Bauernhof kann so viel verdienen, wie er will. Aber unter unseren modernen Regierungsbestimmungen müssen die produktiv Tätigen ihr Produkt mit denen
teilen, die nicht arbeiten.“
Und sie lebten danach glücklich und zufrieden, auch die kleine rote Henne. Aber alle auf dem Hof wunderten sich, warum sie nie wieder Brot gebacken hat.